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Orwo Net lebt vom Strom der Bilder

Der Fotodienstleister aus Wolfen wächst seit Jahren rasant – mit großer Tradition und modernster Digitaltechnik.

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Von Lars Radau, Wolfen

Lachende Kinder, Familienfeiern, Sonnenuntergänge in der Sächsischen Schweiz oder der Südsee – in gleichmäßig hohem Tempo ziehen die Bilder vor den Augen vorbei. Bis zu 100.000 Aufnahmen pro Stunde bannen die Hochleistungsdrucker der Wolfener Orwo Net GmbH auf Papier. Vollautomatisch gedruckt, geschnitten und eingetütet. Die Jahresproduktion von 337 Millionen Bildern, sagt Geschäftsführer Peter Ulbricht hörbar stolz, reiche aneinandergelegt von Wolfen aus „einmal um die Erde und noch einmal bis zum Ural“. Der Fotodienstleister aus Sachsen-Anhalt ist mittlerweile die Nummer drei der Branche, beschäftigt rund 250 Mitarbeiter und peilt für 2011 einen Umsatzrekord von 40 Millionen Euro an.

Wolfen als Wiege des Farbfilms

Damit, sagt Ulbricht, sei nicht unbedingt zu rechnen gewesen, als das Unternehmen 2003 mit 36 Mitarbeitern und einem Bruchteil des heutigen Umsatzes neu startete. Der wievielte Neustart das war, darüber, sagt Ulbricht augenzwinkernd, diskutierten er und Orwo-Net-Vorstandschef Gerhard Köhler noch heute. Denn groß war zunächst vor allem die Tradition: Orwo, die Abkürzung für „Original Wolfen“, stand bis zur Wiedervereinigung für eine der wenigen schimmernden Marken der DDR. 15000 Mitarbeiter fertigten am Standort ungezählte Kilometer Zelluloid für Fotografen und Filmemacher in Ost und West. Der erste Farbfilm der Welt entstand in Wolfen, auch der erste deutsche Nachkriegsspielfilm kam aus dem „Fotochemischen Kombinat“. Nach der Wende brach die alte Produktion zusammen. In aller Munde war der Standort Wolfen wieder zu den Hochzeiten der New Economy: Der Leipziger Unternehmer Hans-Dieter Lindemeyer baute auf dem Erbe der traditionsreichen Filmfabrik den Internetfotodienstleister Pixelnet auf. Der ging auf dem Höhepunkt der Euphorie als erstes Unternehmen aus Sachsen-Anhalt an die Börse, sammelte Millionen ein und ging wenig später ebenso spektakulär pleite.

Vom Konzept, digitale Bilder auf Papier zu bringen, waren Köhler und Ulbricht jedoch überzeugt. Zumal das Duo beim Neustart mit zwei Pfunden wuchern konnte: „Wir hatten hier ein modernes Labor und vor allem Mitarbeiter, die seit Jahrzehnten mit dem Fotogeschäft verbunden waren.“

Während andere Großlabore noch auf analoge Filme setzten, erwies sich der Riecher der Orwo-Net-Chefs als goldrichtig: Im Schnitt sei das Unternehmen mit seinen Digitalbildern Jahr für Jahr um 40 Prozent gewachsen, sagt Peter Ulbricht. Neben dem Trend zur Digitalfotografie tragen dazu auch namhafte Großkunden bei: Alle Digitalfotoaufträge, die in ostdeutschen Rossmann-Filialen oder bundesweit bei Aldi in Auftrag gegeben werden, landen auf den Wolfener Hochleistungsdruckern.

Mit Fotobüchern voll im Trend

Während die digitalen Bilder von Familienfeiern und Sonnenuntergängen so nicht nur bei der Produktion, sondern auch wirtschaftlich ein „solides Grundrauschen“ erzeugen, sieht Peter Ulbricht den Wachstumstreiber für die kommenden Jahre in der Konzentration auf höherwertige Produkte. Dahinter verbergen sich neben individuellen Grußkarten und Kalendern vor allem Fotobücher. Rund elf Millionen Euro hat Orwo Net dieses Jahr dafür investiert, um bei diesem Trend vorn mit dabei zu sein. Noch, räumt Peter Ulbricht ein, übersteige die Kapazität der neuen Digitaldruckmaschinen die Nachfrage deutlich. Gleichwohl seien die Steigerungsraten vielversprechend: 2011 werde Orwo Net rund 400000 Fotobücher produzieren – doppelt so viele wie im Vorjahr.

Selbst wenn dieses Tempo etwas nachlassen sollte, bei Orwo Net wird langsam der Platz knapp, sagt Peter Ulbricht. Im kommenden Jahr will das Unternehmen deshalb Produktionshalle Nummer vier bauen. Der Wettbewerb in der Fotolaborbranche ist hart, die Konsolidierung schreitet voran. In diesem Umfeld wolle Orwo Net stetig wachsen – wie der Strom der lachenden Kinder, Familienfeiern und Sonnenuntergänge in der Sächsischen Schweiz.