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Ostritzer Kirche lockt Neiße-Radler

Ab Sonnabend ist das katholische Gotteshaus eine Radwegekirche. Sie ist die erste ihrer Art in Sachsen.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Ostritz. Rund um die katholische Kirche in Ostritz stehen uralte, riesige Bäume. So ist es schattig im heißen Sommer. Ein paar Bänke laden zum Verweilen ein. Künftig sollen hier mehr Radler eine Pause einlegen. Radler, die entlang der Neiße unterwegs sind. Das Gotteshaus unweit des Ostritzer Marktplatzes wird Sonnabend zur Radwegekirche gekürt. In dem Zuge wird an das Gebäude ein Schild mit einem Radfahrer vor einer Kirche angebracht.

So sieht das Schild aus, das am Sonnabend an der Ostritzer Kirche angebracht wird.
So sieht das Schild aus, das am Sonnabend an der Ostritzer Kirche angebracht wird. © privat

Die Katholiken aus der Neißestadt sind damit Vorreiter. Denn Radwegekirchen sind eigentlich eine Aktion der Evangelischen Kirche in Deutschland. An zahllosen Radstrecken wie dem Altmühltalradweg in Mittelfranken oder dem Bodensee-Radweg existieren solche zertifizierten Gotteshäuser. Auch entlang des 630 Kilometer langen Oder-Neiße-Radweges gibt es weitere Radwegekirchen – so unter anderem in Forst. Bei der Ostritzer Kirche handelt es sich aber um die erste katholische Radwegekirche – und das in ganz Sachsen.

Die zahlreichen Radfahrer, die in der vorigen Saison ihren Drahtesel an dem Gotteshaus abgestellt haben, um sich mal in der Kirche umzuschauen und etwas Ruhe zu finden, haben die Entscheidung leicht gemacht, berichtet Pfarrer Bernd Fischer. Die wichtigste Voraussetzung war schon mal erfüllt: Ostritz und damit auch seine katholische Kirche liegen am überregionalen Neiße-Radweg. Die Leitlinien für die Ernennung einer Radwegekirche fordern aber noch mehr. Die Kirche muss zum Beispiel zwischen Ostern und dem Reformationstag tagsüber geöffnet sein. Es müssen auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sowie Tische und Bänke zum Hinsetzen vorhanden sein. Für die Radler sollen darüber hinaus Toiletten und ein Zugang zu Trinkwasser zur Verfügung stehen und Informationsmaterial ausliegen. Diese Leitlinien sollen einen einheitlichen Standard für alle Radwegekirchen garantieren.

Alle Zertifizierungskriterien wurden bei der Ostritzer Kirche erfüllt, wie der Pfarrer erklärt. Und so kann ihr nun der Titel Radwegekirche verliehen werden. Die Ostritzer haben sich dafür einen besonderen Tag ausgesucht. Denn am Sonnabend findet auch die Sternfahrt des Landkreises Görlitz statt. Radlergruppen aus Löbau, Zittau, Tschechien und Polen treffen sich um 10.30 Uhr vor der Kirche „Mariä Himmelfahrt“. Es wird eine kurze Andacht geben und anschließend die Fahrräder gesegnet, kündigt Pfarrer Fischer an. Dann machen sich Mitglieder der Kirchgemeinde und Gäste auf zu einem kleinen Ostritz-Korso, um sich der Sternfahrt mit dem Ziel Königshain anzuschließen.

Rund um die Ostritzer Kirche können sich die Gäste aber auch bei einem kleinen Imbiss stärken. „Kirchen- und Orgelführungen wird es an diesem Tage ebenfalls geben“, sagt der katholische Seelsorger. Dabei können auch die barocken Seitenaltäre gezeigt werden, die restauriert sind und dem Ostritzer Gotteshaus einen besonderen Glanz geben. Die jüngsten Sanierungen an der Außenhaut, der Orgel und eben der Seitenaltäre waren auch ein Anstoss, sich als Radwegekirche zu bewerben. Denn die hübsch hergerichtete Kirche soll einer breiteren Öffentlichkeit gezeigt werden. Dank des gemeindeeigenen Küsters könne die Öffnung des Gotteshauses gut abgesichert werden, meint Gemeindemitglied Matthias Schwarzbach. Gegen halb acht morgens werde die Kirche aufgeschlossen und kann in der Regel bis abend um acht besucht werden. Künftig sollen zu den Besuchern noch mehr Radler gehören. Entlang der Radstrecke wird dabei auf das besondere Gotteshaus hingewiesen.

Schon der frühere US-Präsident John F. Kennedy sagte: „Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren.“ Immerhin sei auch Albert Einstein Entscheidendes für seine Relativitätstheorie eingefallen, während der mit dem Rad unterwegs war. Von dem berühmten Physiker stammt denn auch der Satz: „Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.“ Mit der Ernennung zur Radwegekirche „bewegt“ sich das Ostritzer Gotteshaus in Richtung Zukunft und sichert so, bei kleiner werdender Gemeinde, den Fortbestand des Gebäudes.

Sonnabend, um 10.30 Uhr, gibt es eine Andacht in der Katholischen Kirche Ostritz, danach werden die Räder gesegnet; um 11.15 Uhr startet der Fahrrad-Korso durch Ostritz; anschließend gibt es bis 14 Uhr Imbiss und Spiele am katholischen Gotteshaus.