Merken

„Papier allemal“ ohne Papierwerker

Die Kriebethaler starten zum 50. Mal in die Faschingssaison. Doch die Idee zur Gründung des Vereins entstand gar nicht im Ort.

Teilen
Folgen
NEU!
© DA-Archiv/Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Kriebstein. Bei den Kriebethaler Narren gibt es ein ungeschriebenes, aber strikt einzuhaltendes Gesetz: Jeder, der das Motto der kommenden Faschingssaison kennt, hat absolute Schweigepflicht bis zum Ende des Programms am 11. November, das den Auftakt in die neue Saison bildet. Erst dann wird das Motto offiziell bekannt gegeben. Da macht der Präsident des Kriebethaler Faschings Clubs (KFC) Rico Luge auch zur 50. Saison keine Ausnahme. Einen kleinen Hinweis gibt er trotzdem: „Hatte die Saison eine runde Zahl, war das Programm bisher immer allgemein gehalten und hat sich auf das Jubiläum bezogen.“ Ansonsten ist es den Kriebethalern gelungen, stets ein anderes Motto zu finden. In den fünf Jahrzehnten hat sich keins gedoppelt.

Die Zeit der Vorbereitung ist lang. Denn nach dem Fasching ist vor dem Fasching. Bereits sechs bis acht Wochen nach dem Rosenmontag wird bei der Jahreshauptversammlung des Vereins die Richtung festgelegt, in die es im nächsten Jahr gehen soll. Vereinsausfahrten nutzen die Mitglieder dann, um über entsprechende Mottosprüche zu diskutieren.

Während die sich jedes Jahr geändert haben, ist etwas anderes immer gleich geblieben – der Schlachtruf „Papier allemal“. Zum ersten Mal erklang er im Jahr 1968. Junge Papiermacher, die an der Ingenieurschule in Altenburg ausgebildet wurden, kamen dort auf die Idee, einen Faschingsverein zu gründen. „Zu dieser Zeit war auch das Kulturhaus in Kriebethal im Bau. Die erste Faschingssaison wurde zwar noch im Speisesaal der Papierfabrik gefeiert, aber danach war der Verein im Kulturhaus Zuhause“, so Luge. Mit der Bühne und der Akustikdecke sei es für die Veranstaltungen perfekt gewesen. Bei der Abschiedsveranstaltung sei zu spüren gewesen, wie nicht nur der Verein, sondern auch das Publikum an dem Kulturhaus gehangen habe. „Der Verlust des Hauses hat schon arg geschmerzt. Wir haben durch den Umzug Mitglieder und Gäste verloren“, so der KFC-Präsident. Gleichzeitig bezeichnet er den neuen Raum im Hotel am Kriebsteinsee in Höfchen, in dem für den Verein jetzt die dritte Saison beginnt, als Glücksfall. „Der Saal ist gut geeigent. Außer am Rosenmontag. Da könnte er viermal so groß sein“, meint er.

Faschingsauftakt

Der Kriebethaler Faschings Club starte am 11. 11. in die neue Saison.

Gefeiert wird ab 20 Uhr (Einlass ab 19 Uhr) im großen Festsaal des Hotels am Kriebsteinsee.

Karten gibt es bei allen KFC-Mitgliedern, im Friseursalon Hairpoint an der Schlossstraße 14 in Waldheim oder per Tel. unter 0172 7072550 oder 01772642644.

Da die Straße oberhalb des Burgberges in Kriebstein gesperrt ist, richtet der Verein einen Shuttlebus für die Hin- und Rückfahrt der Gäste ein.

Weitere Informationen und den Fahrplan des Shuttlebusses gibt es im Internet unter www.kfc-ist-ok.net.

1 / 5

Der Umzug nach Höfchen, der durch den Abriss des Kulturhauses notwendig wurde, war nicht der erste große Einschnitt, den der Verein verkraften musste. „Beim Hochwasser im Jahr 2002 haben wir 80 Prozent des Fundus’ an Requisiten und Kostümen sowie alle Chroniken verloren“, erzählt Rico Luge. Inzwischen hat der Verein mit neuen Aufzeichnungen begonnen. Manches Foto konnten Vereinsmitglieder aus ihrem privaten Album beisteuern. „Aber uns fehlen Zeitzeugen von der Gründung bis in die 1980er-Jahre“, so Luge. Der Verein hat zurzeit 65 Mitglieder. Aber von den Gründern ist keiner mehr aktiv. „Auch aus der Papierfabrik gibt es kein aktives Mitglied“, bedauert der KFC-Präsident. Insgesamt habe der Verein aber eine gute Altersstruktur und keine Nachwuchssorgen. Inzwischen gibt es drei Kindertanzgruppen, zu denen Mädchen und Jungen im Alter zwischen vier und 14 Jahren gehören. Außerdem setzt sich der KFC aus dem Ersten Kriebethaler Männertanzkollektiv, einer Funkengarde, einer Showtanzgruppe und drei Tanzmariechen zusammen. Letztere werden in der 50. Saison auch alle auf der Bühne stehen.

„Wir sind sehr froh, dass die Jugend im Tanzbereich und in der Vereinsführung Verantwortung übernimmt. Allein um die Übungsstunden der Kinder kümmern sich acht Trainerinnen“, sagt Rico Luge, der der sechste Präsident des KFC ist. Bei den Vorstandswahlen in diesem Jahr hat er mit dem jetzigen Vereinsvorsitzenden Andreas Dumke den Platz getauscht. Marika Hofmann fungiert als Schatzmeisterin und Verena Friedrich sowie Jürgen Friedrich als Vizepräsidenten. „Damit haben wir zum ersten Mal zwei Damen im Vorstand und zwei sehr junge Vizepräsidenten“, so Luge.

In diesem Jahr haben die jungen Leute auch zum ersten Mal ein Video gedreht, um die Faschingsfans auf die Veranstaltungen aufmerksam zu machen. Das Interesse an der närrischen Zeit hat sich in den 50 Jahren mehrfach verändert. Eine Hochzeit hat der KFC in den 1970er- und 80er-Jahren erlebt. Mit der Wende gab es einen kleinen Knick, dem in den 1990er-Jahren ein Aufschwung bis zum Beginn der 2000er-Jahre folgte. Die Einführung des Euro habe viele Menschen damals verunsichert. Das habe auch der KFC zu spüren bekommen.

Inzwischen besuchen die meisten Faschingsfans nur noch eine Veranstaltung. Gut laufe die Rosenmontagsgala, zu der etwa 80 Prozent Stammgäste kämen. „Ansonsten müssen auch wir um Gäste kämpfen. Das geht nur mit einem guten Gesamtpaket“, so Luge.