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Papst-Drohbrief verlässt Dresden

Das Pergament, mit dem Luther gezügelt werden sollte, wird zum Reformationsjubiläum nach Thüringen ausgeliehen.

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© Robert Michael

Von Sandro Rahrisch

Dresden. Sachsen gibt einen seiner wertvollsten Schätze weg: Die fast 500 Jahre alte Bann-Androhungsbulle Papst Leos X. gegen Martin Luther ist am Freitag nach Thüringen geschickt worden.

Das handgeschriebene Original der päpstlichen Urkunde von 1520 ist eigentlich Teil eines im Dresdner Staatsarchiv verwahrten Dokumentenerbes, zu dem auch die Korrespondenz zwischen Luther und Herzog Georg von Sachsen gehört. 41 theologische Aussagen Luthers enthält die Bann-Androhungsbulle, die der Papst als ketzerisch erklärte. Unter Androhung des Kirchenbanns forderte Leo X. anschließend den Reformator zum Widerruf auf. Die Urkunde wurde in der Kanzlei Papst Leos X. in Rom angefertigt und besiegelt. „Die Bulle ist eines der Schlüsseldokumente des Reformationsgeschehens“, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU). „Wir sind stolz darauf, dass die Urkunde auf der Wartburg zu sehen sein wird.“ Ab dem 4. Mai 2017 wird der historisch wertvolle Schatz für einige Monate in der Nationalen Sonderausstellung „Luther und die Deutschen“ anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums in Thüringen ausgestellt. Der Transport dorthin erfolgt in einer extra für das Pergament hergestellten Klimatruhe. Darin befindet sich säurefreie Kartonage, die das Dokument vor Licht und Feuchtigkeit schützen soll.

Zwei weitere Exemplare des „Drohschreibens“ gibt es in Stuttgart und Wien. Das Dresdner Exemplar stammt aus dem Besitz Herzog Georgs von Sachsen. Als mitteldeutscher Landesherr spielte er in den Auseinandersetzungen mit dem Reformator eine zentrale Rolle. Er gehörte zu den wenigen Fürsten, die überhaupt eines der damals angefertigten handschriftlichen Originale aus Rom erhielten.

Ab dem 14. September wird die Bann-Androhungsbulle – nach ihrer Rückkehr – in einer neuen Ausstellung im Hauptstaatsarchiv zu sehen sein. Dabei werden einige der wertvollsten Lutherbestände gezeigt, zum Beispiel eigenhändig geschriebene Briefe des Reformators, der 1546 in seiner Geburtsstadt Eisleben starb.