Von Jens Fritzsche
Radeberg. Ein bisschen fühle er sich wie US-Präsident Barack Obama, hatte Radebergs OB Gerhard Lemm am Morgen auf seiner Facebook-Seite gewitzelt. Er müsse die Macht abgeben. „Aber wenn die Narren die Macht übernehmen, hat das bisher noch keiner gemerkt“, spöttelte der OB dann auch kurz darauf vorm Radeberger Rathaus. Lemm gab die Macht an die Narren des Großerkmannsdorfer Karnevalsvereins ab, „und in Amerika regiert demnächst auch ein Narr“.
Sätze wie diese gehören zum 11.11. einfach dazu – dann nämlich, wenn die Narren in die fünfte Jahreszeit starten und die Karnevalsvereine auch im Rödertal allerorten die Rathäuser stürmen, um den symbolischen Schlüssel einzufordern. In Ottendorf fahren die Narren dabei traditionell mit großen „Ami-Schlitten“ vor – was diesmal ja mit Blick auf die USA auch bestens ins Bild passte. In Arnsdorf wurde die Machtübernahme diesmal ins „Schwarze Roß“ im Ortsteil Fischbach verlegt – vielleicht auch das eine augenzwinkernde Anspielung aufs Weiße Haus in Washington?
Party im Mai
Großerkmannsdorfs Karnevals-Präsident Michael Müller traut sich die Rolle als Stadtchef bis Aschermittwoch jedenfalls zu, sagte er selbstbewusst ins Mikrofon, nachdem Radebergs OB Lemm den symbolischen goldenen Rathaus-Schlüssel abgeliefert hatte. „In Amerika wird schließlich auch irgendwer ausgesucht, der’s macht“, witzelte er. Bevor dann Lemm die Narren in Anspielung auf den Namen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zum traditionellen Pfannkuchen-Essen in den Ratssaal einlädt: „Na, da trumpelt mal rein …“ Wobei die Saison für die Großerkmannsdorfer auch ohne die große Weltpolitik eine besondere wird. Es ist eine Jubiläums-Saison mit gewaltigem Handycap. Die 50. – und das ohne Saal. Denn in Großerkmannsdorf wird derzeit die morsche Turnhalle saniert, in der alljährlich auch die Faschingspartys steigen. Das geht diesmal nicht. Also haben die Narren die Saison kurzerhand zur Saison 49a erklärt – „und wir holen das Ganze dann einfach ein Jahr später nach“, verrät Holm Wustmann, der Vize-Präsidient. Ganz ohne närrisches Treiben bleibt Großerkmannsdorf aber trotzdem nicht. Am 21. Mai werden die Karnevalisten ein großes Zelt aufbauen und dort dann die närrische Kuh steigen lassen; außerdem gibt es am 24. und 25. Februar im Sportlerheim an der Schillerstraße im Radeberger Süden eine kleine Variante.
Aber weil das offenbar an Besonderheit nicht ausreicht, sind derzeit auch die Narren im benachbarten Radeberger Ortsteil Ullersdorf quasi obdachlos. Auch dort wächst ja derzeit eine neue Mehrzweckhalle. Aber das ist auch in Ullersdorf natürlich kein Grund, die närrische Saison ausfallen zu lassen. Unter dem Motto „Wir wurden nicht mit abgerissen – schaut mal hinter die Kulissen“, laden Jugend- und Dorfclub im Februar ein. Auch, wenn das Ganze nun ein wenig kleiner ausfallen wird – besser gesagt, der Veranstaltungsort wird ein wenig kleiner ausfallen. Denn gefeiert wird dann im Saal der „Schmiedeschänke“.