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Parkchaos im Scheunenhofviertel immer schlimmer

Anwohner klagen über fehlende Stellplätze im Stadtteil. Die Stadt will nun Investoren anlocken, um daran etwas zu ändern.

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© Sven Ellger

Von Ulrike Kirsten

Mindestens eine halbe Stunde nach einem Parkplatz suchen? Daran will sich Johannes Pohl einfach nicht gewöhnen. Erst seit Kurzem wohnt er auf der Rudolfstraße. Die Nachteile hat der Neustädter längst zu spüren bekommen. „Ich lebe gern in diesem Viertel, ich mag die Atmosphäre im Hecht. Aber mit Parkplätzen sieht es miserabel aus“, sagt der 29-Jährige. Deshalb stellte Johannes Pohl sein Auto in den vergangenen Wochen mehrmals zu dicht an den Kreuzungsbereich oder parkte kurzerhand auf dem Bordstein. „Ich arbeite in Schichten. Ich komme deshalb oft erst spät nach Hause“, sagt der Barkeeper. „Da hat man nicht noch ewig Lust, nach einem Parkplatz zu suchen. Deshalb habe ich das Auto fix mal nicht korrekt abgestellt.“

Die Quittung kam prompt. Zwölf Strafzettel steckten seit Mai hinter seinem Scheibenwischer. „Ich habe den Fehler gemacht, manche nicht gleich zu überweisen, sodass fast 300 Euro zusammengekommen sind, die ich an die Stadt überweisen musste.“ Aus Frust hat Pohl die Knöllchen ohne lange zu zögern durch den Reißwolf gejagt. Besonders prekär ist die Situation im Viertel zwischen Rudolf-, Otto-, Friedens- und Fritz-Hoffmann-Straße. Dass die Stadt gegen Falschparker vorgeht, dafür hat Johannes Pohl sogar Verständnis. „Ich habe aber niemanden gestört und mein Auto immer so abgestellt, dass ich keinen behindere“, sagt der Barkeeper. Er hätte sich manchmal mehr Gespür vom Ordnungsamt gewünscht.

„Bei der Verkehrsüberwachung durch den Gemeindlichen Vollzugsdienst sind auch die Belange der anderen Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen“, sagt Baubürgermeister Jörn Marx (CDU). Zugeparkte Gehwegabsenkungen, Sichtbereiche an Kreuzungen oder auch Gehwege führten dazu, dass schwächere Verkehrsteilnehmer wie Kinder Einschränkungen in Kauf nehmen müssten. „Hier muss konsequent Vorsorge getroffen werden.“

Zahlreiche Baustellen im Viertel hatten das Parkplatz-Problem indes in den vergangenen Monaten sogar noch verschärft. Wenn die Straßen nicht ganz gesperrt waren, kam es zu erheblichen Einengungen. Parkplätze zu finden, kam so noch mehr als sonst einem Glücksspiel gleich. Im Scheunenhofviertel waren Conrad- und Ottostraße dicht, Friedens- und Rudolfstraße abschnittsweise nur halbseitig für den Verkehr frei. Dort wurden unter anderem Wasserleitungen verlegt, auf der Friedensstraße die Gehwege saniert und neue barrierefreie Übergänge gebaut. Schon damals klagten Anwohner über fehlende Parkplätze. In vielen benachbarten Stadtteilen wie im Hechtviertel sieht es ähnlich aus. „Ich würde mir wünschen, dass die Stadt endlich etwas unternimmt. Ich könnte mir gut eine Parkraumbewirtschaftung hier vorstellen“, sagt Johannes Pohl.

Für die Stadt kommt das nicht infrage. Bereits in den Jahren 2007 bis 2010 hat sie im betreffenden Gebiet untersuchen lassen, ob eine Parkraumbewirtschaftung zu einer Verbesserung der Situation führen könnte, wenn die Anwohner mit Parkausweisen ausgestattet würden. „Mit dem Abschluss der Untersuchung wurde klar festgestellt, dass die Probleme durch die Pkw der Bewohner verursacht werden“, sagt Baubürgermeister Jörn Marx (CDU). Daher würde es keinen positiven Effekt haben, wenn die Bewohner bei der Parkregelung bevorzugt würden.

Dennoch signalisiert die Stadt Bereitschaft, an der Situation etwas zu ändern. „Im Ergebnis wurden verschiedene Flächen im Bereich des Hechtviertels als potenzielle Standorte für Pkw-Stellplätze definiert“, so Marx. Die Suche nach Investoren sei bisher erfolglos geblieben. Auch Hauseigentümer habe die Stadt noch nicht zum Bau von Parkplätzen bewegen können. Im Bebauungsplan an der Kiefern-/Buchenstraße sei aber eine Fläche für ein Parkhaus festgeschrieben. „Derzeit wird geprüft, ob das Projekt mithilfe von Investoren umzusetzen ist“, sagt Marx. Die Verwaltung sieht dennoch auch die Hauseigentümer in der Verantwortung, um Stellplätze für ihre Mieter bereitzustellen. „Selbstverständlich würden entsprechende Initiativen von der Stadt unterstützt werden.“