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Paulis vielleicht letzter großer Auftritt

Seit Monaten hielt die Fürther Landrätin die CSU in Atem - ihre politische Zukunft ist nach diesem Parteitag offen.

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Von Stephan Maurer und Britta Gürke

München - Bei der Wahl des neuen CSU-Vorsitzenden hatte sie keine Chance - und dennoch hat es Gabriele Pauli geschafft, den Parteitag zu ihrem Forum zu machen. Ganze 24 Stimmen erhielt sie am Samstag bei der Abstimmung. Aber danach drängten sich fast mehr Reporter um die Fürther Landrätin als um den neuen Parteichef Erwin Huber. Doch es war vielleicht der letzte große Auftritt der 50-Jährigen, die die CSU seit Monaten in Atem hielt - sei es mit Fotos in Latex-Handschuhen oder ihrem Vorstoß für eine Ehe auf Zeit.

Abrechnung mit der CSU-Führung

Pauli nutzte die Gelegenheit zu einer spektakulären Abrechnung mit der CSU-Führung und zu Vorwürfen gegen den designierten Ministerpräsidenten Günther Beckstein. Nach dessen staatsmännisch geprägter Rede meldete sich die Landrätin zu Wort. Ganz direkt sprach sie den „lieben Günther“ an: „Du und ich, wir haben eine gemeinsame Geschichte.“ Dann holte Pauli, die mit ihrer Kritik an Edmund Stoiber maßgeblich zu dessen Abgang beigetragen hatte, aus: Die CSU wolle sie nun als „Königsmörderin“ brandmarken. Man habe versucht, sie ins Rotlichtmilieu zu stellen und unglaubwürdig zu machen.

Schließlich wandte sich die Noch-Kandidatin wieder an Beckstein: „Wie kann es sein, Günther, dass jemand wie ich als Person bezeichnet wird, die zum Psychiater muss? Was hat Dich dazu veranlasst? Ich möchte eine Erklärung.“ Der bayerische Innenminister hatte zur Forderung Paulis nach Einführung einer Ehe auf Zeit gesagt: „Manche meinen, das war eine ganz blöde Geschichte, um in die Medien zu kommen, oder es sei Comedy gewesen. Andere sagen, das ist eine Frage, die über Psychologen oder Psychiater zu behandeln ist.“

Beckstein weicht aus

Dieser Vorwurf ihres fränkischen Duzfreundes traf Pauli wohl sehr. „So etwas muss ich mir nicht gefallen lassen“, sagte sie später. „Was an die persönlichen Grenzen geht, das sollte man sich nicht bieten lassen.“ Auf eine öffentliche Rechtfertigung wollte sich der künftige Ministerpräsident nicht einlassen. Aber immerhin bot er der „Gabi“ ein Vier-Augen-Gespräch an. „Ich will Dich als Persönlichkeit keineswegs herabwürdigen.“ Pauli willigte ein, ist aber nicht ganz zufrieden: „Das war letztlich keine Erklärung.“

Damit fand die Kommunalpolitikerin Zustimmung auch bei manchen Delegierten. „Ich bin kein Pauli-Fan, aber ich war enttäuscht von Beckstein“, sagte Alexandra Hörnig aus Unterfranken. „Er hätte spontan Größe zeigen können, indem er etwas gesagt hätte.“ Auch Claudia Wust aus dem mittelfränkischen Neustadt/Aisch lobte Paulis offene Aussage, hielt allerdings den Ort für unpassend. „Das müssen die beiden untereinander klären - das geht uns nichts an.“ Andere Delegierte wollen von Pauli nichts mehr wissen. „Ich hoffe, dass der Spuk jetzt beendet ist“, sagte Christian Bernreiter aus Niederbayern.

Wie es mit Pauli politisch weitergeht, ist nach diesem Parteitag offen. Ihr Amt als Landrätin in Fürth gibt sie nach 18 Jahren im Frühjahr 2008 ab. Bislang hat die 50-Jährige immer beteuert, sie sehe ihre politische Heimat auch weiterhin bei den Christsozialen. Die CSU hat daran aber gar kein besonderes Interesse, wie das Wahlergebnis deutlich gezeigt hat. Am Samstag sagte sie lächelnd auf alle Fragen nach ihrer Zukunft: „Da habe ich Gottvertrauen. Da wird sich schon etwas finden.“ (dpa)