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Per Zufall zur Sensation

In Altzella ist die Bergbau- Ausstellung zu sehen. In Krupka wird eine Infostelle gebaut, wie sie auch in Dipps geplant ist.

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© Andreas Weihs

Von Marcus Herrmann und Franz Herz

Dippoldiswalde/Altzella/Krupka. Die Erkundung und Präsentation des mittelalterlichen Bergbaus im Osterzgebirge macht einen weiteren Schritt voran. Am Montag, dem 1. August, wird in Krupka/Graupen feierlich mit dem Bau eines Informationspunkts für den mittelalterlichen Bergbau begonnen, wie Projektsprecherin Jitka Hrickova mitteilte. Ein ähnlicher Informationspunkt ist im Rahmen des Archaeo-Montan-Projekts auch in Dippoldiswalde vorgesehen. Er soll eng mit dem in Krupka zusammenarbeiten.

Hier an der Glashütter Straße in Dipps erkundet die Bergsicherung alte Stolln und Schächte in einer Tiefe von sieben bis 20 Meter und sichert diese. Die geschieht zur Sicherheit der Straße und der Häuser, die dort stehen.
Hier an der Glashütter Straße in Dipps erkundet die Bergsicherung alte Stolln und Schächte in einer Tiefe von sieben bis 20 Meter und sichert diese. Die geschieht zur Sicherheit der Straße und der Häuser, die dort stehen. © Egbert Kamprath

Der mittelalterliche Bergbau von Dippoldiswalde steht derzeit auch im Kloster Altzella im Mittelpunkt. Dort ist die Schau mit dem Titel „Silberrausch und Berggeschrey“ bis Ende Oktober und dann in der neuen Saison von April bis Pfingsten 2017 im Konversenhaus des Klosters zu sehen. Zuvor haben mehrere Tausend Besucher seit 2014 im tschechischen Jáchymov, in Dippoldiswalde, in der Slawenburg Raddusch und in Kamenz die einmaligen Funde besichtigt. Wer auf die über 800 Jahre alten, original erhaltenen Erztröge, Seilwinden oder Transportvorrichtungen sieht, mag die Bedeutung dahinter nicht gleich erahnen. „Aber diese ist für die Forschung zur Bergbaugeschichte geradezu unermesslich“, sagt Christiane Hemker, Referatsleiterin beim Landesamt für Archäologie und Leiterin von Archaeo-Montan. Das internationale Projekt der Montan-Archäologie beschäftigt sich mit der Erforschung des mittelalterlichen Bergbaus im Erzgebirgsraum und wird von der EU gefördert.

Initialzündung für das Projekt ist die Hochwasserkatastrophe von 2002 gewesen, so Hemker. Ihre Fluten hatten die Hohlräume unter der Stadt Dippoldiswalde in Bewegung gebracht. Bei Sicherungsarbeiten entdeckten Spezialisten ein unterirdisches Grubensystem mit außergewöhnlich gut erhaltenen Holzfunden. Ein Teil davon ist nun im Kloster Altzella zu begutachten. Der Ort ist nicht willkürlich gewählt, schließlich nahm die Besiedlung und Kultivierung des östlichen Erzgebirges von hier aus ihren Lauf – betrieben die Mönche doch selbst Bergbau. „Alle Exponate sind europaweit einzigartig. Sie belegen, dass Dippoldiswalde nach Freiberg der zweitälteste Abbauort für Silbererze im sächsisch-böhmischen Erzgebirge ist“, sagt Christiane Hemker. Noch immer forschen Experten unter der Dippoldiswalder Erde.

Was sie zutage förderten, gibt einen Eindruck über den Alltag der Bergleute und ihr technisches Know-how im Hochmittelalter. Ein Teil davon ist nun in der Ausstellung zu sehen. Konzipiert hat diese Wendy Eixler aus dem Team von Archaeo-Montan. Man hat Wert darauf gelegt, den Besucher in mehreren Schritten an das Thema heranzuführen. So gibt es zunächst eine Filmschau über die Entdeckungsgeschichte nach der Flut 2002, verbunden mit ersten Forschungsergebnissen und grafischen Modellen der gefundenen Schächte.

Danach können sich Interessierte einen Überblick über die Besiedlungsgeschichte des mittelalterlichen Waldlandes machen, die eng mit den Silberfunden im Erzgebirge verbunden ist – kamen doch Bergleute aus nah und fern, um hier zu arbeiten, aber auch um hier zu leben. Neben einer einmaligen Grenzurkunde des Klosters Altzella, die von einem Ringtausch des Kaisers Friedrich Barbarossa mit dem damaligen Meißner Markgrafen Otto kündet, sind an weiteren Stationen Originalteile des Bergbaus und Informationen zur Erzverarbeitung ausgestellt. Zu den Höhepunkten gehört etwa ein 300 Kilogramm schwerer Erzmahlstein, der in einem Schacht entdeckt wurde. „Und es gibt natürlich Wissenswertes über die Besiedlungsgeschichte der frühen Bergbaustädte wie Freiberg, Marienberg oder Schmiedeberg“, berichtet Eixler.

Und welche außergewöhnlichen Erkenntnisse über die Bergbauarchäologie konnte das Archaeo-Montan-Team anhand der Dippoldiswalder Entdeckungen sammeln? „Zum Beispiel, dass die technische Entwicklung zwischen der ersten großen Bewegung des Silberbergbaus im 12. Jahrhundert und der zweiten im 15. Jahrhundert weniger rasant war, als bisher angenommen“, sagt Projektleiterin Christiane Henker. Darüber hinaus habe man neue Erkenntnisse zur damaligen Zusammensetzung des Waldes gewinnen und exakt bestimmen können, wann und wo im Mittelalter Bergbau betrieben wurde.

Ein ausführlicher Katalog zur Ausstellung und ihren Exponaten ist an der Kasse des Klosterparks Altzella erhältlich. Die Besichtigung der Ausstellung im Konversenhaus ist im Eintritt für den Park inbegriffen.