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Pfannenwender unterm Hammer

Mirko Günther zeigt auf dem Lutherplatz altes Handwerk. Erlernt hat er es bei den Besten der Welt.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Mit Schwung knallen die beiden Eisenstücke des Dampfhammers aufeinander. Das Tempo bestimmt Mikro Günther mit seinen Fußtritten. Er steht mit seinem „Dampfhammer to go“, wie er ihn nennt, auf dem Lutherplatz auf dem historischen Markt. Er demonstriert den neugierigen Zuschauern das Schmiedehandwerk.

Aus einem vier mal acht Zentimeter großen Eisenblock entsteht ein Pfannenwender. „Zunächst schmiede ich den Stiel in die Länge“, erklärt er. Dann geht er vom Dampfhammer rüber zu einer anderen Werkbank und rollt den Griff oben ein. Die Hammerschläge sitzen. „Und zum Schluss schmiede ich das Blatt“, ergänzt er. Gerade einmal eine Viertelstunde braucht er dafür. Das Schleifen und Bürsten dauert noch einmal etwa zehn Minuten.

Zum Schmiedehandwerk ist er aus Interesse gekommen. Sein Uropa sei Schmied in der Lokomotivfabrik Hartmann in Chemnitz gewesen. „Ich habe mich mal ausprobiert. Werkzeugschmied kann man nur noch von den Alten lernen“, erzählt er. Deshalb sei er durch Europa gezogen, um sich von den Besten das Handwerk lehren zu lassen. „Sie waren damals schon alle über 70 Jahre alt“, sagt er.

Sein Dampfhammer ist ebenfalls bei Hartmann gefertigt worden. „Im letzten Kriegsjahr 1945 als Wertanlage für einen Bautzner“, sagt Günther. Jahrelang habe das gute Stück ungenutzt dagestanden. „Als ich ihn bekommen habe, war er wie neu. Ich musste nur einen brüchigen Leder-Riemen austauschen, ansonsten war alles intakt“, erklärt der 43-Jährige.

Seit Herbst des vergangenen Jahres ist seine mobile Hammerschmiede fertig. Sie sei so einzigartig in Deutschland. Denn das komplette Gebäude kann vom Fahrwerk abgesetzt, aufgeklappt und für Besucher geöffnet werden. Mit dieser ist er auf Märkten unterwegs. „In Döbeln bin ich zum ersten Mal“, sagt er. Mit dem Mittelsächsischen Kultursommer (Miskus) arbeite er aber schon länger zusammen. Das Miskus-Team hat in bewährter Weise den historischen Markt organisiert.

Mirko Günther ist jedoch kein reiner Schauschmied. „Ich fertige Beile, Pflanzschaufeln und Beile, die wir vor Ort verkaufen“, sagt er. In Limbach-Oberfrohna betreibt er zudem ein „arbeitendes Museum“. Die Werkstatt hat er nach historischen Vorlagen gestaltet.