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Pfefferkuchen im Burger

Der Pulsnitzer Wirt Bob Kreutel erfand den Klassiker mit viel Fantasie und Geschmack neu.

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© Reiner Hanke

Von Reiner Hanke

Er bringt es auf an die 14 Zentimeter im Durchmesser und ist fast eine Handbreit hoch: der Pfefferküchler-Burger. Eine Herausforderung für den Kauapparat. Bob Kreutel hat alle Zutaten für den Burger bereitliegen. Er ist der Wirt vom Café und der Bar Harlekin in Pulsnitz. Die meisten Ingredienzien kommen gleich aus der Nachbarschaft in der Stadt, wie die Sesambrötchen, das Rindfleisch und die Pfefferkuchenspitzen: „Wir leben hier mit und voneinander „, ist seine Philosophie. Dann verteilt Bob Kreutel noch Gurke, Tomate, Blattsalat und Käse auf dem Burger und verfeinert ihn mit Dressing nach eigener Rezeptur.

Die Krönung kommt zuletzt: Mit flinken Schnitten filetiert der Barkeeper eine Pulsnitzer Pfefferkuchenspitze mit Marmeladenfüllung und Schokoüberzug. Die Scheibchen platziert er sorgfältig auf dem Türmchen mit der zweiten Hälfte des Sesambrötchens obendrauf. Ein Holzspieß gibt dem Burger Halt. Fertig. Nun muss er nur noch vertilgt werden. Wen der Umfang erschreckt, der muss nicht verzweifeln. Messer und Gabel helfen, den Kaventsmann in mundgerechte Stücke zu zerlegen. Dem Genuss schadet das keinesfalls.

Lust zum Experimentieren

Burger liegen im Trend. Aber solche, wie sie Bob Kreutel auftafelt: „Die gibt es nirgends“, ist er sich sicher. Der Pfefferküchler-Burger ist nicht die einzige ausgefallene leckere Kreation aus seiner Küche. Normale Burger gebe es ja jetzt fast überall, sagt der Chef. Ihn habe die Lust zum Experimentieren gepackt. Ihn und seine kleine Mannschaft. Fünf Leute schmeißen hier den Laden. „Wir wollten die Burger ganz neu gestalten, haben uns an einem Nachmittag zusammengesetzt und die Lippen gespitzt: gebrutzelt, kombiniert, verkostet, verworfen, für lecker befunden“, erinnert sich der Barkeeper. Zehn extravagante Kreationen stehen jetzt auf der Burgerkarte. Dabei auch ein Sachsenburger mit ordentlich Kraut und ein „Boggiburger“ mit Bockwurst. Oder die Variante „Au four“: Das „Steak au four“ fehlte zu DDR-Zeiten auf kaum einer Speisekarte in den Restaurants. Ein Klassiker mit Würzfleisch und überbackenem Käse. Der „Burger au four“ spielt ein bisschen mit der Erinnerung daran und erfindet das Gericht als Burger neu. Dabei war ein Burger mit Pfefferkuchen ein Muss für eine Gaststätte in Pulsnitz. In einer Stadt mit neun Pfefferkuchenherstellern ist ein Pfefferküchler-Burger geradezu Pflicht. Doch es steckt noch mehr dahinter. Den Harlekin gibt es seit 18 Jahren. Aber erst seit 2007 in den heutigen Räumen. Die sind geschichtsträchtig. Es war einst die älteste Pfefferkuchenbäckerei der Stadt. Die ehemalige Pfefferküchlerei Thomas. Eine Ruine damals, als Kreutel das Gebäude umbaute: „Bis auf die historische Fassade haben wir das Haus vom Keller bis zum Dach entkernt und neu gebaut, mit Pension“, erinnert er sich. Mit dem Pfefferküchler-Burger kehrte das Traditionsgebäck wieder zurück in die historischen Mauern.

Dabei kommt der 40-Jährige gar nicht aus der Gastronomie, sondern ist Quereinsteiger. Aber die Idee, eine Bar zu eröffnen, sei ihm schon mit 20 Jahren durch den Kopf gegangen. Eine Bar gab’s hier noch nicht. Das war eine Marktlücke. „Außerdem habe ich schon immer gern gekocht, Fachleuten über die Schulter geschaut und probiert“, sagt Bob Kreutel. Er sei damals in jenem jugendlichen Alter gewesen, das einem den Mut gibt, sich in ein solches Abenteuer zu stürzen. Er hat es bis heute nicht bereut: „Hier treffen sich alle Generationen und Gäste aus allen Teilen der Gesellschaft.“ Die unterhält der Chef gern mit Anekdoten aus „Rum reichen“, Anekdoten aus Kuba und weckt bei den Gästen Urlaubserinnerungen. „Gemeinsam haben wir Spaß“, sagt der Barkeeper. Eben auch am Burger und an der Experimentierfreudigkeit.

Der besondere Kick

Bob Kreutel gibt zu, die Kombinationen seien schon etwas gewagt. Beim Sachsenburger verfeinert zum Beispiel eine Leberwurst mit Majoran die Rezeptur. Und wenn beim Pfefferküchler-Burger das Herzhafte und das süße Aroma miteinander verschmelzen, dann sei es ein ganz besonderer Kick. Den gibt sich die Kundschaft offenbar gern. „Es ist ein Renner auf der Karte“, versichert Bob Kreutel. Dem gehen die Ideen offenbar nicht aus. Denn seit Neuestem gibt es die Burger auch als Partysnack in Miniausgaben zum Knabbern. Die sind dann garantiert mundgerecht und mit einem Happs verspeist.

Café, Bar, Pension Harlekin, 01896 Pulsnitz, Julius-Kühn-Platz 2, Telefon: 035955 71106