Dresden
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Stapelweise Grünes

Warum jeden Tag die Gießkanne schwingen, wenn es auch vollautomatisch geht? Das dachten sich Dresdner Erfinder. 

Von Jana Mundus
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Wie es ohne grünen Daumen grünt, haben sich Marlen Walther und Pawel Nestorowicz (r.) ausgedacht. Ihr vollautomatisches Bewässerungssystem ist bald zu haben.
Wie es ohne grünen Daumen grünt, haben sich Marlen Walther und Pawel Nestorowicz (r.) ausgedacht. Ihr vollautomatisches Bewässerungssystem ist bald zu haben. © Marion Doering

Die echt italienische Tomatensoße mit richtig viel frischem Basilikum war extrem lecker. Die Gäste, die zum Essen da waren, lobten den Gastgeber dafür. Doch jetzt steht das Töpfchen mit Basilikum in der Küche und fristet ein karges Dasein. Ob es weiter geerntet wird? Wer weiß. Im Supermarkt hatte es der Hobby-Koch erworben. Doch nun muss gegossen werden, damit es länger grünt. Wie viele andere Kräuter-Töpfchen wandert die Pflanze ansonsten irgendwann vertrocknet in die Bio-Mülltonne.

Das muss nicht sein, haben sich ein paar Dresdner gedacht. Pawel Nestorowicz mag Pflanzen in seinem Zuhause. Doch er weiß auch, dass das mit Aufwand verbunden ist. Nur wer regelmäßig gießt, hat da eine Chance. „Das ist natürlich Arbeit“, sagt er. Richtig kompliziert wird es, wenn es in den Urlaub geht. Wer arbeitet sich mit der Gießkanne dann von Topf zu Topf vor? Das kann selbst die nettesten Nachbarn arg überfordern. Schon vor ein paar Jahren stellte er sich deshalb die Frage: Geht das mit dem Bewässern des Grüns nicht auch ganz automatisch? Seine Lösung des Problems soll bald nicht mehr nur im eigenen Wohnzimmer stehen. Für die Pflanzen geht es in der Wohnung des Erfinders hoch hinaus. In weißen Kunststoffschalen wachsen sie übereinandergestapelt. „Das ist unser Pflanznest“, erklärt der 30-Jährige. Das spart nicht nur Platz, sondern ist durchaus dekorativ. Unten am Turm befindet sich ein Wasserreservoir. Eine Pumpe leitet das Wasser von dort aus nach oben und verteilt es über ein Mittelsegment, an dem die einzelnen Pflanzschalen befestigt sind, in die Behälter.

Der Besitzer muss nun nur noch darauf achten, dass der Wasserspeicher unten auch ausreichend gefüllt ist. Ansonsten gilt: Zurücklehnen und den Pflanzen beim Wachsen zuschauen. Wer will, kann in Zukunft sogar per Handy-App wichtige Informationen rund um sein Grün abrufen.

Sensor meldet Trockenheit

Vor zwei Jahren ging der erste Prototyp in Nestorowiczs Wohnzimmer in Betrieb. Die zweite Version stand im März 2018 und wurde bereits über einen Sensor gesteuert, der die Bodenfeuchte erfasst. Es entstand die Idee, das Pflanznest auch anderen anzubieten. Dafür gründete Nestorowicz gemeinsam mit Philosophiestudentin Marlen Walther und dem Elektrotechniker Markus Flade das Start-up „DaNest“. Gemeinsam entwickelten sie das Produkt immer weiter. Jetzt ist der Prototyp fertig, der schon bald in Serie gefertigt werden soll. Spätestens im Frühjahr 2020 soll der Pflanzturm zu haben sein.

Vorstellen können sich die Gründer die Entwicklung nicht nur im heimischen Umfeld. „Gerade in Restaurantküchen könnte der Pflanzturm für verschiedene Küchenkräuter verwendet werden“, sagt Marlen Walther, die sich nun um das Marketing rund um das neue Produkt kümmert. Dann würden in Zukunft vielleicht deutlich weniger Kräutertöpfe im Müll landen.

Über Markttests versuchen die drei gerade herauszufinden, was genau die Kunden wollen. Möglich machen das zum Beispiel auch Kampagnen im sozialen Netzwerk Facebook. „Dort können wir über die Klicks genau sehen, was gewünscht ist und sehr genau darauf reagieren“, erklärt Marlen Walther.

Noch ist das Produkt leider nicht auf dem Markt, dafür haben die späteren Nutzer noch Gelegenheit zum Mitgestalten. Die Idee von DaNest ist flexibel. Je nach Bedarf können Schalen gestapelt werden. Der Turm bleibt klein oder wächst in die Höhe. Produziert werden soll all das im Spritzgussverfahren. Wie das funktioniert und finanziert werden kann, wissen die Gründer bereits.

Über eine Crowdfunding-Kampagne wollen sie in den nächsten Monaten Geld für die erste Serienproduktion einsammeln. Die Kampagne, bei der jeder mit seinem Geld die Gründer unterstützen kann, wird im Augenblick noch vorbereitet. Wer einer der Ersten sein will, kann aber über die Homepage der Firma schon heute vorbestellen – ohne Anzahlung. „Wenn die ersten Pflanztürme produziert sind, bekommen diese Leute sie als Erste“, sagt Marlen Walther. Damit es zu Hause auch ganz ohne grünen Daumen wächst und sprießt.

In einer Ecke von Pawel Nestorowiczs Wohnzimmer ist derzeit Trockenzeit. Ein paar verschrumpelte Pflanzen hängen schlaff im Nest. Alles für die Wissenschaft. „Wir erproben hier gerade, was passiert, wenn der Strom ausfällt und der Turm also nicht mehr funktionieren kann.“ Wie lange überlebt das Grün dann? Der Dürretest soll allerdings eine Ausnahme bleiben. Denn auch der Erfinder mag es in seiner Wohnung lieber schön grün.

www.pflanznest.de