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Wie Pirna den Laden-Leerstand bekämpfen will

Mithilfe einer Analyse wollen die Stadtentwickler zunächst ungenutzte Gewerbeeinheiten erfassen – um sie dann gezielt zu vermarkten.

Von Thomas Möckel
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Innenstadt-Entwickler Rick Bothmann: Wir wollen die Leerstandsquote reduzieren.
Innenstadt-Entwickler Rick Bothmann: Wir wollen die Leerstandsquote reduzieren. © Peter Schomanek

Die Besucherzahlen beim Pirnaer Osterzauber vor einigen Tagen haben gezeigt: Die Menschen waren nach den langen Pandemie-Monaten ausgehungert nach Veranstaltungen, nach Kultur, nach maskenlosem Einkaufsbummel. Auch die Händler in der Innenstadt dürstete es sehr, endlich wieder unbeschwert Kunden zu empfangen und sie zu beraten.

Genau deswegen kommen so viele Menschen nach Pirna, sie schätzen die kleinen Läden vor allem im Zentrum, in denen sie oft liebevoll und individuell beraten werden. Das ist ein Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann: In der Innenstadt gibt es über 120 meist inhabergeführte Geschäfte und Läden, die das Einkaufsflair so besonders machen. Hinzu kommen etliche Cafés und Restaurants.

Viele der Geschäfte gibt es schon lange, manche sind erst seit kurzem im Pirna, einige verschwinden wieder, andere kommen hinzu, vor allem im Imbiss-Bereich ist nichts beständiger als der Wechsel. Ein Problem allerdings bereitet Stadt, Stadtmarketing und Stadtentwicklern schon seit geraumer Zeit zunehmend Sorge: Wie in vielen Städten Deutschlands stehen auch in Pirna zahlreiche Gewerbeeinheiten leer, Tendenz leicht steigend.

Viel Leerstand in der Altstadt

Die Zahl der leerstehenden Läden und Gewerbeflächen zu reduzieren, steht schon lange auf der Agenda der Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP), bei der auch das Stadtmarketing angesiedelt ist. Für die dafür erforderliche konzeptionelle Arbeit hat sich die SEP bereits im vergangenen Jahr einen versierten Fachmann geholt.

Seit März 2021 verstärkt Rick Bothmann als neuer Innenstadt-Entwickler das Stadtmarketing-Team bei der SEP. Bothmann studierte an der TU Dresden sowie in Leipzig Geografie, dabei spezialisierte er sich auf Stadt- und Regionalentwicklung. Während des Studiums engagierte er sich fünf Jahre bei dem Verein „Citymanagement Pirna“. Und in seiner Masterarbeit widmete er sich dem Thema Leerstand in Pirna und zeigte Strategien auf, wie leerstehende Ladenlokale wieder genutzt werden können.

Gleich nach seinem Dienstantritt bei der SEP prüfte Bothmann unter anderem, ob sich Fördermittel akquirieren lassen, um ein Leerstandskonzept und –kataster zu erarbeiten und zu begleiten – und auf dieser Grundlage leerstehende Ladenlokale gezielt zu vermarkten. Denn laut der SEP fänden sich vor allem in der Altstadt viele Leerstände, unter anderem deswegen, weil einige Geschäfte aus der Fußgängerzone ins Scheunenhofcenter abwanderten, zudem auch wegen der mit dem monatelangen Lockdown einhergehenden wirtschaftlichen Folgen. Dies gelte es perspektivisch und systematisch zu ändern.

Erfassen, bewerten, vermarkten

Der erste Schritt in dieser Richtung ist nun gegangen. Die SEP hat jetzt an die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung den Auftrag vergeben, ein Leerstandskonzept zu erarbeiten und das Projekt über einen gewissen Zeitraum zu begleiten. Laut Bothmann fungiert beim Auftragnehmer Dr. Eddy Donat als Ansprechpartner, der unter anderem auch als Schirmherr der sächsischen City-Offensive „Ab in die Mitte“ tätig ist.

Zusätzlich zu der Leerstandsanalyse wird das Projekt 2023 und 2024 über ein sogenanntes webgestütztes Geoinformationssystem betreut, um die Leerstände zu vermarkten und mit den Eigentümern zu kommunizieren. Dabei werden zunächst sämtliche Daten rund um das leerstehende Ladenlokal gebündelt und mithilfe des Systems visualisiert, um es für Interessenten schon im Vorhinein räumlich darzustellen.

Am Beginn der Projektphase werden zunächst sämtliche Leerstände erfasst, kategorisiert und bewertet. Daraus leiten die Fachleute dann Handlungsempfehlungen ab, um leerstehende Ladenlokale so effektiv wie möglich nachnutzen zu können. Erfahrungsgemäß, sagt Bothmann, sei die Kommunikation mit den Eigentümern der Knackpunkt der Leerstandsvermittlung. Aus diesem Grund sei die Vermarktung leerstehender Gewerbeeinheiten über zwei Jahre hinweg inklusive eines digitalen Werbepaketes, städtebaulicher Initiativen und standortübergreifender Aktivitäten vorgesehen.

Ziel dessen ist insgesamt, die Leerstandsquote zu reduzieren, um die Attraktivität der Innenstadt zu stärken und auf diese Weise mehr Kunden in die Stadt zu locken. Darüber hinaus wird geprüft, ob sich leerstehende Ladenlokale auch anderweitig nutzen lassen. Die Erarbeitung der Leerstandsanalyse einschließlich der zweijährigen Projektbetreuung kostet 45.000 Euro. Über Leader-Fördermittel kommt ein Zuschuss von 30.000 Euro, die verbleibenden 15.000 Euro übernimmt die SEP als Eigenanteil.