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Talk im Jagdschloss Graupa: Kreuzkantor im „Kreuzverhör“

Roderich Kreile hat den Dresdner Kreuzchor zu einer Weltmarke geformt. Kurz vor Ende seiner Amtszeit lässt er Leben und Wirken Revue passieren.

Von Thomas Möckel
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Kreuzkantor Roderich Kreile hat den Dresdner Kreuzchor in 25 Jahren zu einer Weltmarke geformt.
Kreuzkantor Roderich Kreile hat den Dresdner Kreuzchor in 25 Jahren zu einer Weltmarke geformt. © kairospress

Hätte dem Komponisten-Genie nicht ein Teil seiner Arbeit missfallen, hätte es diesen Besuch vielleicht nie gegeben. Bombast-Musiker Richard Wagner verwarf seinerzeit den Gesang des Schwans aus der Oper „Lohengrin“. Niemand bekam das damals Komponierte bislang zu Gehör. Das geschah erst 2022. Im März brachte ein Kruzianer des Dresdner Kreuzchores den einst vom Komponisten geschmähten Schwanengesang zur konzertanten Uraufführung.

So ist die Verbindung zwischen dem Dresdner Kreuzchor und den Richard-Wagner-Stätten im Jagdschloss Graupa in diesem Jahr besonders lebendig. Und aus dieser Verbindung, aus dieser Kooperation heraus entstand schließlich die Idee, den scheidenden Kreuzkantor Roderich Kreile zu Gast auf das Rote Sofa im Graupaer Jagdschloss zu laden – eine unterhaltsame Talkrunde, bei der diesmal sozusagen der Kreuzkantor im „Kreuzverhör“ ist.

Spagat zwischen Tradition und Moderne

Roderich Kreile eilt ein großer Ruf voraus und auch nach. In den 25 Jahren seines Kantorats hat er den Dresdner Kreuzchor zu einer musikalischen Weltmarke geformt. Vor allem bei seinen Tourneen in Fernost wurde er zum umjubelten Kulturbotschafter. Mit Formaten wie dem großen Adventskonzert im Dresdner Dynamo-Stadion öffnete sich das kirchlich verwurzelte, aber von der Stadt Dresden getragene Ensemble einer breiten Stadtgesellschaft. In den sozialen Medien fand es zu einem neuen, zeitgemäßen Kommunikationsstil.

Dieser Spagat zwischen christlich-liturgischer Tradition und dem Trend des Kulturbetriebs zu Modernisierung und Popularisierung gestaltete sich dabei oft als herausfordernd. Das blieb häufig nicht ohne Widerspruch. Kritiker sahen durch diese Tendenzen den christlich-humanistischen Kern der Traditionsarbeit gefährdet. Hinzu kam, das mit zunehmender Tournee-Aktivität wachsende Problem der Balance von Musik, Schule und privater Entwicklung bei den Kruzianern. Letztlich galt es zudem, die coronabedingten Herausforderungen zu meistern.

Ein exklusiver Rück- und Ausblick

Im Juli 2022 endet Kreiles Amtszeit, zuvor hat das Publikum im Jagdschloss Graupa noch einmal exklusiv die Gelegenheit, den renommierten Kirchenmusiker von seiner persönlichen Seite kennenzulernen. Neugierig macht nicht zuletzt der Rückblick eines gebürtigen Münchners auf ein Vierteljahrhundert ostdeutscher Gesellschafts- und Kulturentwicklung.

Im Gespräch mit MDR-Moderatorin Bettina Volksdorf wird Roderich Kreile vieles zu erzählen haben, nicht nur über Schwierigkeiten und Lernprozesse, sondern auch über denkwürdige künstlerische Erlebnisse und menschliche Begegnungen. Berichten wird er auch über seine Vision von der Zukunft der kirchlichen Musiktradition – und vielleicht auch über sein Verhältnis zu dem inzwischen weltberühmt gewordenen Ex-Kruzianer, der sich so eindrucksvoll Wagners Schwanengesang widmete.

Jagdschloss Graupa, 20. Mai 2022, 19 Uhr, Eintritt 16, ermäßigt zwölf Euro.