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Schiff ahoi! Neues Herder-Musical sticht in See

Derzeit entern Piraten die Herderhalle in Pirna-Copitz. Bis 16. März führt die Herder-Company „Die Schatzinsel“ auf - ein riesiger Erfolg. Hier sind die Bilder dazu.

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Die Piraten: Ronja Ickert als Ben Gunn, Tristan Wolf als Hands, Laurenz Hildebrand als Tom Morgan, Noah Karsch als Jim Hawkins, Tabea Hanl als Dick Taylor, Ole Meerz als John Long Silver und Matthis Wenzel als Trelawney (v.l.n.r.).
Die Piraten: Ronja Ickert als Ben Gunn, Tristan Wolf als Hands, Laurenz Hildebrand als Tom Morgan, Noah Karsch als Jim Hawkins, Tabea Hanl als Dick Taylor, Ole Meerz als John Long Silver und Matthis Wenzel als Trelawney (v.l.n.r.). © Marko Förster

Von Marlene Seifert

Das Licht in der Herderhalle in Pirna-Copitz geht aus. Es ist 19 Uhr. Vorfreude erfüllt die Luft. Gespannt wartet das Publikum darauf, dass sich der Vorhang öffnet. Heute Abend soll die Reise ins verborgene Reich der Piraten führen. Der Weltbestseller "Die Schatzinsel" des Schriftstellers Robert Louis Stevenson steht auf dem Programm. Es ist das neue Musical, das die Gymnasiasten der Herder-Musical-Company auf die Bühne bringen.

Die Show beginnt. Ein einzelner Scheinwerfer geht an. Er ist auf Vater Thomas Stevenson (gespielt von Arild Autenrieth) und seinen Sohn Louis Stevenson (gespielt von Ole Fiedler) gerichtet, die auf einer Bettkante sitzen. Es folgt eine Gute-Nacht-Geschichte voller Nervenkitzel: Die blutrünstige Piratencrew von Kapitän Flint (gespielt von Marie Schaks) entert die Bühne - es beginnt einen Kampf auf Leben und Tod.

Die Hauptrollen: Ole Fiedler als Louis Stevenson, Klara Mäke als Fanny Osbourne und Moritz Roth als Lloyd Osbourne (v.l.n.r.).
Die Hauptrollen: Ole Fiedler als Louis Stevenson, Klara Mäke als Fanny Osbourne und Moritz Roth als Lloyd Osbourne (v.l.n.r.). © Marko Förster

Musical ist eine Achterbahn der Gefühle

Nicht nur Piraten spielen eine große Rolle in dem Stück, auch Kunst ist von Bedeutung. Denn Louis Stevensons große Leidenschaft ist das Schreiben von Büchern, was jedoch auf Unverständnis bei seinen Eltern stößt. Sie sehen seine Zukunft als Jurist in der Kanzlei. Dennoch widmet Louis sich seiner Leidenschaft und lernt bald darauf die Malerin Fanny Osbourne (gespielt von Klara Mäke) kennen – die Liebe seines Lebens. Ihr Sohn Lloyd (gespielt von Moritz Roth) entwickelt sich schnell zum Fan von Louis Piratengeschichte. Für ihn schreibt er schließlich „Die Schatzinsel“.

Im Besitz der Schatzkarte: Tabea Hanl als Dick Taylor, Gustav Peschka als Johnny Smith, Tristan Wolf als Hands, Laurenz Hildebrand als Tom Morgan, Ole Meerz als John Long Silver und Matthis Wenzel als Trelawney (v.l.n.r.).
Im Besitz der Schatzkarte: Tabea Hanl als Dick Taylor, Gustav Peschka als Johnny Smith, Tristan Wolf als Hands, Laurenz Hildebrand als Tom Morgan, Ole Meerz als John Long Silver und Matthis Wenzel als Trelawney (v.l.n.r.). © Marko Förster

Die Handlung wechselt nahtlos. Mal gibt es gefährliche Szenen in der Piratenwelt, dann zwischenmenschliche Konflikte der Realität. Das Geschehen ist eine mitreißende Achterbahn der Gefühle. Es geht um Verrat, Gier, Verzweiflung und letztendlich Vergebung, Freundschaft und Liebe.

Das Bühnenbild in der Herderhalle ist gewaltig. Im Hintergrund wechseln sich visuelle Projektionen und richtige Kulissen ab, im Vordergrund ist Raum für die Schauspieler. Sogar ein Piratenschiff mit Steuerrad, Kanone und Krähennest findet auf der Bühne Platz.

Kostüm und Maske sind originell. Mal prügeln sich schaurig aussehende Piraten, mal plaudern buntbemalte Künstler miteinander, mal hüpft eine Stange tanzender Hühner - in gelben Leggins mit Gummihandschuhen an den Füßen - über die Fläche. Actionreiche, teils akrobatische Gruppenchoreografien rauben den Zuschauern den Atem.

Die meuternden Piraten gieren nach dem Schatz.
Die meuternden Piraten gieren nach dem Schatz. © Marko Förster

„15 Mann auf des toten Manns Kiste. Joho und 'ne Buddel voll Rum!“ Düstere Piratengesänge reißen das Publikum in der Halle mit. Die musikalische Führung im neuen Stück der Herder-Musical-Company übernimmt Philipp Schoof. Er leitet das instrumentale Schülerorchester sowie den Schülerchor. Das Zusammenspiel aus Streich-, Blas-, Zupf- und Tasteninstrumenten erzeugt ein einzigartiges Klangerlebnis. Die Solisten geben ihr Bestes und singen mit Herzblut wie richtige Profis. Dafür ernten sie nach jedem Lied Beifall.

400 Zuschauer spenden tosenden Applaus

Nicht zuletzt die schauspielerische Leistung ist beachtlich. Hauptdarsteller Ole Fiedler spielt überzeugend den leidenschaftlichen Schriftsteller und Abenteuerhelden Louis Stevenson, Klara Mäke verzaubert das Publikum mit ihrem Lächeln in der Rolle von Fanny Osbourne und Sohn Lloyd, verkörpert durch Moritz Roth, gibt einen wahrhaft begeisterten Leser der Piratengeschichte ab.

Ronja Ickert in Höchstform als Ben Gunn, Herr der Insel.
Ronja Ickert in Höchstform als Ben Gunn, Herr der Insel. © Marko Förster

Am Ende der zweieinhalbstündigen Vorstellung regnet es schwarz-rote Konfetti-Streifen auf die Darsteller. Ausnahmslos alle der rund 400 Zuschauer stehen und klatschen minutenlang Beifall. Unter ihnen sind viele Eltern, Geschwister, Freunde und Bekannte. Sämtliche Karten für das Musical waren beizeiten ausverkauft.

Insgesamt wirkten an der Aufführung mehr als 140 Schülerinnen und Schüler des Herder-Gymnasiums mit. In aufwendiger, rund ein Jahr währender Zusammenarbeit von Lehrern, Schülern und ehrenamtlichen Helfern ist der Herder-Musical-Company eine Umsetzung des Werkes gelungen, die das Publikum begeistert. „Das ist das Beste, was wir bisher gesehen haben“, sagt ein Zuschauer mit leuchtenden Augen. „Gutes Design, technisch gut, einfach alles richtig klasse.“ Und es stimmt. Wer die Aufführung in der Herderhalle nicht gesehen hat, hat ein großartiges Abenteuer verpasst. Erst in zwei Jahren wird wieder ein neues Musical aufgeführt.