Pirna: Wieso die Polizei ein Auto bewachte

Klaus Hensel, früher Stadtsprecher im Pirnaer Rathaus und seit einigen Jahren pensioniert, plante am vergangenen Wochenende eine Fahrt nach Leipzig. Mit seinem Wagen steuerte er den Pirnaer Bahnhof an, von dort aus sollte es mit dem Zug weitergehen.
Das Auto, ein VW Golf, stellte er auf dem kleinen P+R-Parkplatz neben dem Bahnhofsvorplatz ab. Bevor Hensel ging, verschloss er den Wagen per Fernbedienung - ordnungsgemäß, so glaubte er zumindest. Kurz darauf bestieg er die Bahn nach Leipzig.
Von dem Malheur, was ihm zuvor widerfuhr, wusste Hensel zu diesem Zeitpunkt nichts. Er erfuhr davon auch erst viel später.
Unbemerkt öffneten sich die Fenster
Der Pkw blieb auf dem Parkplatz zurück - allerdings mit vier halb geöffneten Fenstern, was Hensel allerdings nicht bemerkt hatte. Wie es dazu kam, kann er sich nicht erklären.
Möglicherweise war er, nachdem er den VW verschlossen hatte, noch einmal unbemerkt an die Fernbedienung geraten. Drückt man etwas länger auf die Öffnen-Taste, fahren die Scheiben an den Vorder- und Hintertüren zur Hälfte herunter. Das ist bei vielen VW-Modellen so üblich. Die Türen bleiben allerdings dabei verriegelt.
Das dient hauptsächlich dazu, die Autos vorzulüften, nachdem sie lange in der Sonne gestanden haben. Auf diese Weise wird vermieden, dass sich die Passagiere in ein allzu aufgeheiztes Fahrzeug setzen müssen.
Ob aber tatsächlich der unbeabsichtigte Druck auf die Öffnen-Taste Ursache für die geöffneten Fenster war, weiß Hensel nicht.

Umsichtiger Passant verständigt die Polizei
Zumindest stand das Auto in diesem Zustand geraume Zeit auf dem Parkplatz am Bahnhof. Es hätte wer weiß was passieren können, jemand hätte etwas aus dem Wagen stehlen können oder gar das gesamte Auto. Der Zugriff wäre ein leichter gewesen. Aber nichts von alldem geschah. Zu verdanken ist das mehreren umsichtigen Helfern.
Seit Hensels Abreise mit der Bahn waren etwa zwei Stunden vergangen, als einem Passanten der Golf mit den halb geöffneten Fenstern auffiel. "Leider wissen wir nicht, wer das war, daher geht unser Dank unbekannterweise an den Achtsamen", sagt Hensel. Mit uns meint er sich und seine Frau, die in dieser Geschichte auch noch eine wichtige Rolle spielt.
Zur Sicherheit informierte der Passant die Polizei, die über das Kennzeichen den Halter ermittelte.
Polizisten wachen am Wagen
Kurz darauf fuhr eine Polizeistreife zu Hensels Frau, die daheim geblieben war. Die Ordnungshüter baten sie, mit dem Zweitschlüssel für den VW zum Bahnhof zu kommen, um das Auto entsprechend zu sichern. Etwa eine Viertelstunde später war die Gattin am Bahnhof und verschloss das Fahrzeug, diesmal blieben die Scheiben oben.
Die Polizisten waren unterdessen vorausgefahren, um so lange an Hensels teiloffenem Auto zu wachen, bis seine Frau eintraf. Zudem schauten die Beamten nach, ob der Wagen eventuell beschädigt oder etwas aus ihm gestohlen worden war. Beides war nicht Fall.
Abgesehen von der entstandenen Aufregung blieben Hensels sowie der Wagen vor weiteren Unannehmlichkeiten verschont. "Wir danken allen aufmerksamen Beteiligten ganz herzlich", sagt Klaus Hensel, "dass uns Schaden erspart geblieben ist."
Mit der Fernbedienung für den VW will er in Zukunft behutsamer umgehen. Er weiß jetzt, was möglicherweise passieren kann, wann man - auch unbeabsichtigt - zu lange auf die Öffnen-Taste drückt.
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