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Wie Pirnaer Eltern Schüler fürs Berufsleben rüsten

Eine Initiative hat am Herder-Gymnasium das Projekt „Plan B“ entwickelt. Gymnasiasten erhalten dabei im Schnelldurchlauf Tipps aus erster Hand.

Von Thomas Möckel
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Teilnehmer von "Plan B": Jannik , Lauris und Hannes informieren sich bei André Hiekel (v.l.) über den Beruf des Mechatroniker.
Teilnehmer von "Plan B": Jannik , Lauris und Hannes informieren sich bei André Hiekel (v.l.) über den Beruf des Mechatroniker. © Daniel Schäfer

Gymnasiasten in den höheren Klassen stellen sich oft die Frage: Was mache ich eigentlich nach dem Abi? Studiere ich, und wenn ja, was? Oder lerne ich lieber einen Beruf? Im Dschungel aus Studienrichtungen, Uni-Abschlüssen und vielen verschiedenen Berufen fällt es vielen gar nicht so einfach, sich zu orientieren und das passende für sich herauszufiltern.

Aus diesem Grund haben engagierte Eltern, die Elternvertretung sowie Lehrer des Pirnaer Herder-Gymnasiums schon vor geraumer Zeit ein Format entwickelt, bei dem die Schüler in kurzer Zeit möglichst viele Informationen über Berufswege und Studienfächer erfahren können. Das Ganze nennt sich „Plan B“ und ist ähnlich aufgebaut wie ein Speed-Dating. Nach kurzen Interviews an zuvor ausgewählten Stationen wird mehrfach gewechselt, damit sich mehrere Gesprächschancen ergeben.

Um die Schüler möglichst konkret fürs Berufsleben zu rüsten, greift die Initiative auf eine Ressource zurück, die wohl am allerbesten über ihren Werdegang, die Praxis und den Berufsalltag berichten kann: die Eltern der Schüler, die eine enorme Bandbreite an Berufen vertreten.

Über 200 neugierige Schüler

Die Corona-Pandemie ließ ein solches Format lange nicht zu, doch in diesem Jahr trafen sich nach dreijähriger Pandemie-Zwangspause kürzlich wieder Eltern im Herder-Gymnasium, um den Kindern ihre eigenen Berufe vorzustellen. Laut der Organisatoren nutzen etwa 200 Jugendliche aus den neunten und elften Klassen dieses Angebot.


Aufgebaut ist das Ganze wie eine Art Speed-Dating, also möglichst mehrere Gespräche in kurzer Zeit mit einem wechselnden Gegenüber. Die diesjährige Auflage von „Plan B“ wurde in drei Sitzungen zu je 45 Minuten geplant, unterbrochen jeweils von kurzen Pausen. Auf diese Weise erhielten die Schüler die Gelegenheit, an zwei bis drei Sitzungen bei den Eltern teilzunehmen.

Überdies waren auch einige ehemalige Schüler des Herder-Gymnasiums dabei, bei denen die Gymnasiasten aktuelle Erfahrungen auf dem Berufsbildungsweg aus erster Hand erfragen konnten. Unterstützt wurde das Projekt zudem von der Schulkontaktstelle der Technischen Universität Dresden.

45 Eltern berichten über ihren Werdegang

Die Schüler hatten gemeinsam mit den Lehrern bereits im Vorfeld während des Unterrichts festgelegt, wer welche Sitzung und welchen Raum besucht. Eine „Tauschbörse“ war dabei ausdrücklich erwünscht. So bekam jeder Schüler die Möglichkeit, die von ihm favorisierten Räume aufzusuchen.

Ins insgesamt sechs Klassenräumen hatten sich die Eltern aus verschiedenen Berufsgruppen niedergelassen. Sie waren eingeteilt in Medizin, Gesundheit, Industrie und Handwerk, Forschung und Entwicklung, kaufmännische Berufe und Finanzen, Verwaltung und Recht. Insgesamt unterstützten 45 Eltern das Projekt in diesem Jahr und berichteten über ihren Beruf sowie den Werdegang dorthin.

Der Schülerrat hatte im Vorfeld einen Fragenkatalog entwickelt, quasi als Hilfestellung für die Gymnasiasten, um beim Speed-Dating aktiv und effektiv teilzunehmen und Fragen stellen zu können. Darüber hinaus stellte die Stabsstelle Wirtschaftsförderung des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge eine umfangreiche Praktikumsliste für die neunten Klassen zur Verfügung.

Nach anfänglicher Skepsis bei den Schülern, so das Organisationsteam, seien dann doch alle von dem Format begeistert gewesen. Sie seien aktiv dabei gewesen, hätten viele Fragen gestellt und sich beeindruckt von dem einen oder anderen Werdegang gezeigt. Auch nach Ende des dritten Durchgangs wollten einige Schüler noch nicht die Schule verlassen und besprachen das Erlebte am Lagerfeuer. Die Zwölftklässler steuerten zur Stärkung Crêpes und Bratwurst bei. „Ein herzlicher Dank geht an die engagierten Eltern, die ihre Berufe vorstellten und jene, die die Veranstaltung rundum betreuten“, sagt Karin Meyer vom Organisationsteam, „es war ein gelungenes Event.“