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Commerzbank Pirna will digital wachsen

Von der klassischen Filiale bewegt sich viel in die App, sagt Marktbereichsleiter Stefan Luhn. Aber auch das Sparverhalten verändert sich stark.

Von Domokos Szabó
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Commerzbank-Marktbereichsleiter Stefan Luhn von der Pirnaer Filiale der Bank:
Commerzbank-Marktbereichsleiter Stefan Luhn von der Pirnaer Filiale der Bank: © Commerzbank AG

Gelb ist die Farbe der Commerzbank, doch wenn es nach Stefan Luhn geht, ist die mindestens zweitwichtigste Farbe Grün. Nicht nur, weil dies an die frühere Dresdner Bank erinnert, die vor gut zehn Jahren mit der Commerzbank fusionierte. Vor allem geht es dem Marktbereichsleiter, zuständig für die Filialen Pirna und Dresden-Leuben, um Nachhaltigkeit.

Mit seinem Team betreut er im Jahr bis zu fünf Umweltpraktikanten. Was aber für Luhn nicht minder wichtig ist: Grüne Baufinanzierungen, nachhaltige Anlagen und ähnliche Finanzprodukte sollen nicht nur den Kunden, sondern auch der Umwelt und dem Geschäft zugutekommen. Grüne Baufinanzierung zum Beispiel bedeutet, dass Bauherren mit Abschlägen auf den Bauzins belohnt werden, wenn sie energieeffiziente Gebäude errichten.

Grüne Baufinazierungen wichtig für Commerzbank

Bundesweit entfiel bei der Commerzbank 2021 fast ein Drittel des Neugeschäfts mit Baukrediten auf grüne Finanzierungen. Überhaupt ist Baufinanzierung mit Blick auf den anhaltenden Bauboom ein wichtiges Feld, auch für die Commerzbank in Pirna. 2021 wurden acht Millionen Euro neue Darlehen in dieser Sparte ausgereicht, eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt belief sich das Gesamtvolumen der Baukredite im vergangenen Jahr auf 38 Millionen Euro. Nach eigenen Angaben betreut die Pirnaer Commerzbank-Filiale 7.200 Privatkunden und 720 Unternehmerkunden - letztere sind Selbstständige bzw. kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 15 Millionen Euro Jahresumsatz.

Neben der Baufinanzierung war 2021 für Luhn und sein Team das Geschäft mit Wertpapieren, Fonds und ähnlichen Finanzprodukten jenseits von Sparbuch und Tagesgeldkonto ein wichtiges Thema. Da es für solche Normaleinlagen bestenfalls keine Zinsen gezahlt werden und schlimmstenfalls ein Verwahrentgelt zu entrichten ist, sind die Kunden auf der Suche nach anderen Spar- und Investitionsmöglichkeiten. "Wir verzeichneten 2021 einen Zuwachs beim Depotvolumen um 12 Prozent auf nunmehr 42 Millionen Euro", sagt der Filialleiter. Bei einem Einlagevolumen auf Giro- und Tagesgeldkonten in Höhe von drei Billionen (3.000 Milliarden) Euro bundesweit sieht Luhn noch sehr viel Potenzial etwa für Fonds und Aktien.

Negativzins nicht automatisch für alle Kunden

So wie andere Banken und Sparkassen setzt mittlerweile auch die Commerzbank einen Negativzins für zu viel nicht angelegtes Geld an. Neukunden haben einen Freibetrag von 50.000 Euro, für alles darüber werden 0,5 Prozent pro Jahr fällig. Das ist der Satz, den auch die Bundesbank ihrerseits von den Geldinstituten verlangt. Bei Bestandskunden greift jedoch diese Regelung nicht automatisch. "Seit vergangenem Jahr gehen wir aktiv auf diese Kunden zu, um gemeinsam mit ihnen Anlageoptionen auszuloten", sagt Luhn.

Der dritte Trend neben starkem Baugeschäft, wachsendem Depotvolumen war für die Commerzbank Pirna die Digitalisierung. Corona dürfte den Trend beschleunigt haben - schon 2020 registrierte man einen Rückgang im SB-Bereich. Der Grund: Mit der App habe man eine Bank für die Hosentasche. "Das wird immer mehr zum Hauptkanal", sagt Luhn. Da sich zudem bargeldlose Bezahlmodelle etwa über das Smartphone immer mehr verbreiten, verlieren neben den Filialen selbst die Geldautomaten an Bedeutung. "In die Filiale kommen die Leute oft nur, wenn die App nicht funktioniert", sagt Luhn. Ziel der Commerzbank sei es, sich weg von den klassischen Allround-Filialen in Richtung Kundencenter zu bewegen, die eher thematisch geordnet sind.

Commerzbank baut weiter Filialen ab

Weniger Filialen insgesamt sind überhaupt ein erklärtes Ziel der Bank. Von 1.000 Filialen bundesweit wurde die Zahl bereits auf 550 gedrückt, perspektivisch ist nur noch von 450 Filialen die Rede. Auch in Neustadt/Sachsen schloss die Bank ihre Türen, demnächst wird noch der verbliebene Geldautomat abgebaut. Obwohl der Konzernumbau erst einmal viel Geld kostet, kehrte das Geldhaus 2021 in die Gewinnzone zurück. Weil das Kundengeschäft gut lief und die Provisionserlöse insbesondere aus Wertpapieren sprudelten, machte die Commerzbank 430 Millionen Euro Gewinn. 2020 gab es noch einen Milliardenverlust.