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Sparkasse schließt zwölf Filialen

Der Service im Landkreis Sächsische Schweiz wird erheblich ausgedünnt. Die Nachfrage hatte deutlich nachgelassen. Corona beschleunigte diesen Trend.

Von Gunnar Klehm & Anja Weber & Siri Rokosch
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Die Sparkassen-Filiale in Graupa war schon länger geschlossen.
Die Sparkassen-Filiale in Graupa war schon länger geschlossen. © Norbert Millauer

Der Buschfunk ließ nichts Gutes erahnen. Jochen Frank, ehemaliger Bürgermeister von Dürrröhrsdorf-Dittersbach, hatte sich bereits im Juni während der Corona-bedingten Schließzeit für den Erhalt der Sparkassenfiliale im Ort stark gemacht. Damals vermuteten Kunden, dass Schließungen die langfristige Strategie des Geldinstitutes seien und man sich der Filiale in Dürrröhrsdorf komplett entledigen wolle. Als Ersatz kam ein Bus. 

"Der angebotene Ersatz ist einfach nur lächerlich und überhaupt nicht praktikabel. Wer arbeiten geht oder andere Termine hat, für den sind 45 Minuten Öffnungszeit pro Woche nicht machbar", schimpfte Frank. Seit 10. August hat die Filiale wieder geöffnet. Daran soll sich auch nichts ändern. In Dürrröhrsdorf gibt es offenbar noch genug Kunden.

Gnadenfirst für Heidenau

An anderen Standorten der Sparkasse ist das nicht der Fall. Deshalb werden zwölf Filialen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge geschlossen. Am Mittwochnachmittag ließ die Sparkasse nun die Bombe platzen und nannte die Namen. Elf Filialen, in denen seit dem Corona-Lockdown kein Publikumsverkehr mehr ermöglicht wurde, bleiben dauerhaft geschlossen. Als zwölfte kommt noch die im Real Heidenau hinzu, die zum 31. März nächsten Jahres den Betrieb einstellen wird.

Betroffen sind neben Letztgenanntem diese Standorte: Bad Gottleuba, Geising, Freital-Zauckerode und Possendorf. Dort bleibt jedoch ein Automat stehen. Zukünftig nur noch mit einem Sparkassen-Mobil angefahren werden die jetzigen Standorte Graupa, Höckendorf, Hohnstein, Lauenstein, Liebstadt, Rabenau und die Pirnaer Südvorstadt. 

"Höckendorf und Rabenau werden jetzt schon regelmäßig vom Sparkassen-Mobil angefahren", sagt Andreas Rieger, Unternehmenssprecher der Sparkasse. Für die weiteren Orte werde mit den Bürgermeistern oder Ortsvorstehern besprochen, welcher Standort für das Mobil günstig ist. Bis November soll das geklärt sein und sollen die Kunden entsprechend informiert werden.

Die Filiale der Sparkasse in Freital-Zauckerode soll nicht wieder geöffnet werden.
Die Filiale der Sparkasse in Freital-Zauckerode soll nicht wieder geöffnet werden. © Egbert Kamprath

Das übliche Kundenverhalten von früher, in eine Filiale der Sparkasse zu gehen und eine Überweisung vorzunehmen oder einen Dauerauftrag abzugeben, sei immer seltener geworden. "Bei den Kunden der Sparkasse hat Corona zu einem äußerst starken Schub in der Nachfrage und der Nutzung von digitalen Bankangeboten geführt“, erklärt Joachim Hoof, Vorstandsvorsitzender der Ostsächsischen Sparkasse Dresden.

28 Standorte bleiben erhalten

Mehr als 100.000 Kunden nutzten nach Angaben der Sparkasse die App des Kreditinstituts für den Zahlungsverkehr. Der starke Trend zum bargeldlosen Zahlungsverkehr zeige sich auch daran, das Sparkassenkunden 2018 noch 17 Millionen Mal mit Karte oder Smartphone bezahlt haben, 2019 war das schon 29 Millionen Mal der Fall. Im ersten Halbjahr 2020 wurde das mit jetzt schon 19 Millionen Mal noch mehr gesteigert.

Das persönliche Gespräch und die persönliche Beratung in den Filialen sei "weiterhin wichtiger Anker in unserer Geschäftspolitik“, betont Hoof. Dazu bleiben 28 Filialen im Landkreis bestehen. Damit ist die Sparkasse weiterhin "der führende Finanzdienstleister", so Hoof.

Verständnis für Sparmaßnahme

Hochgerechnet auf alle Kunden seien nun vier Prozent betroffen, die bisher zu persönlichen Beratungen in die genannten Filialen gekommen waren. "Wir lassen sie nicht einfach zurück, sondern sorgen für Alternativangebote wie dem Sparkassenmobil oder Selbstbedienungsstandorten", erklärt Hoof.

Trotz einzelner Kritik gibt es auch ein gewisses Verständnis für die Entscheidungen. So erklärte der Bannewitzer Bürgermeister Christoph Fröse (Freie Wähler) am Dienstagabend im Gemeinderat, dass zuletzt nur noch zwischen 10 und 40 Leuten pro Monat persönlich in die Filiale in Possendorf gekommen sein sollen, wie er erfahren habe. "Wenn nun ein Automat und ein Briefkasten für die Überweisungen dort bleiben, ist das ein gutes Zeichen. Für persönliche Gespräche steht ja weiter die Filiale in Bannewitz zur Verfügung", sagte Fröse. 

Banken reagieren unterschiedlich

Mit der Intensivierung des Online-Bankings der Kunden begründen auch andere Kreditinstitute die Schließung von Filialen. Die Deutsche Bank will sich beispielsweise von 20 Prozent ihrer Filialen in ganz Deutschland trennen, wie Medien übereinstimmend berichten. Auch die Hypovereinsbank hat mit der Corona-Krise Filialen dichtgemacht.

Die Volksbank Pirna schließt sich diesem Trend aber nicht an. Sie ist mit neun Geschäftsstellen, zwei SB-Stellen, ihrer "Gold-Welt", dem Immobilienzentrum und einer mobilen "Cash-Bar" im Landkreis vertreten. Daran soll sich demnächst auch nichts ändern. "Wir wollen mit den derzeit bestehenden Geschäftsstellen weiter wachsen. Das schließt neue Vertriebswege jedoch nicht aus", erklärt Josephine Bahr von der Volksbank.

Diese Sparkassen-Filialen bleiben erhalten:

  • Altenberg
  • Bad Schandau
  • Berggießhübel
  • Dippoldiswalde
  • Glashütte
  • Heidenau Nord
  • Heidenau West
  • Hermsdorf/Erz.
  • Königstein
  • Kreischa
  • Schmiedeberg
  • Bannewitz
  • Kesselsdorf
  • Klingenberg
  • Freital-Pesterwitz
  • Freital-Potschappel
  • Weißeritzpark Freital
  • Tharandt
  • Wilsdruff
  • Pirna-Copitz
  • Pirna-Sonnenstein
  • Pirna Gartenstraße
  • Dürrröhrsdorf
  • Lohmen
  • Neustadt
  • Sebnitz
  • Stolpen
  • Struppen
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