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Pläne gegen Wohnungsnotstand

Der Bedarf nach Mietwohnungen in Nossen wächst. Das spült zwar Geld in die Kassen der WVG, ist für die kleine GmbH aber eine Herausforderung.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen. Über zu wenig Arbeit kann sich Joachim Werner seit seinem Amtsantritt als Geschäftsführer der Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft Nossen (WVG) nicht beklagen. Vor eineinhalb Jahren hat der zuvor lange Zeit im Ordnungswesen der Stadt Nossen angestellte 58-Jährige die Führung über die GmbH und fünf Mitarbeiter übernommen. Seit dem ist die Nachfrage nach Wohnraum in Nossen kontinuierlich gestiegen.

„Das bedeutet für uns vor allem, dass wir bestehende Häuser und Wohnungen schnell sanieren müssen“, sagt Werner. Aktuell stünden etwa elf Prozent der insgesamt in WVG-Hand befindlichen 560 Wohnungen leer. Sieben Prozent davon sind schwer vermietbar, bedürfen einer grundhaften Erneuerung. „An diesen Bestand werden wir nach und nach rangehen, um die große Nachfrage befriedigen zu können“, so Werner. Denn Nossen sei nicht nur für Häuserbauer attraktiv. Auch Mietwohnungen erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. „Das hat einmal mit der guten Lage Nossens zu tun. In alle drei sächsischen Großstädte ist es nicht weit. Dafür sind die Preise immer noch gering“, sagt Werner. Zwar setze die Stadt, die 100-prozentiger Gesellschafter der WVG ist immer stärker auf hochwertigere Sanierungen, die die Mieten erhöhen. Aber mit Mietpreisen von 3,80 Euro bis 5,20 Euro pro Quadratmeter für ungedämmte und etwa 6,80 Euro für gedämmte Häuser sei das Wohnen in Nossen immer noch recht preisgünstig.

Und das ist auch nötig, gibt es doch auch viele sozial schwächer Gestellte, die in Nossen Wohnungen suchen. Das Problem ist allerdings, dass vor allem Familien am liebsten in 70 bis 80 Quadratmeter-Wohnungen leben wollen. „Davon haben wir im Bestand aber eher wenig, können mehr 50 bis 60 Quadratmeter große Wohnungen anbieten“, so Joachim Werner. Ziel sei es deshalb vor allem Häuser zu sanieren, die potenziell Platz für geräumigere Grundrisse bieten. Diese sollen entweder zu Wohnungen oder zu Büro- und Gewerbeflächen hergerichtet werden.

In beiden Bereichen tut die WVG zurzeit viel. So sollen am Gebäude an der Freiberger Straße 28 – dem ehemaligen Feuerwehrhaus – am 1. Juli die Schlüssel an die neuen Nutzer übergeben werden. „Zurzeit sind Mitarbeiter dabei, die letzten Handgriffe zu erledigen. Dann ziehen Teile der Stadtverwaltung und die Polizei hier ein“, erklärt Werner. Letztere wird von der Waldheimer Straße ins Untergeschoss des frisch sanierten Hauses ziehen. Im Stockwerk darüber entsteht eine Außenstelle der Verwaltung. Nötig wird das wegen der Umbauarbeiten am Nossener Rathaus. „Wir müssen nur noch ein Podest für Rollstuhlfahrer einbauen“, sagt WVG-Mitarbeiter André Hase. Besonderes Schmankerl des Hauses ist das in die Außenwand integrierte Nossener Stadtwappen. Tätig ist die WVG auch auf der Lindenstraße. „Hier erneuern und dämmen wir gerade jeweils vier Wohnungen in zwei Häusern aus den 1980er Jahren“, berichtet Joachim Werner. Jetzt würden die Fassaden neu gedämmt, die Dächer abgedeckt und außerdem Balkone montiert. Darüber hinaus wird die WVG wohl bald mit der ehemaligen Kita in Ilkendorf zu tun haben. Hier sollen Wohnungen einfachen Standards für sozial schwächer gestellte Menschen entstehen.

„Außerdem haben wir letztes Jahr ein Stadthaus auf der Freiberger Straße 45 gekauft. Das wollen wir ebenfalls sanieren. Auf dem Grundstück ließe sich auch ein Neubau eines Zweifamilienhauses realisieren“, sagt Werner. Bevor das erste Neubauprojekt angegangen werde, müsse man auf Sanierungen setzen. Hier gebe es genug zu tun. Deshalb hofft Werner insgeheim darauf, im neuen Jahr jemand zusätzlich einstellen zu können. „Mit den vielen Eingemeindungen werden die Aufgaben ja nicht kleiner“, sagt er. Am Umsatz der WVG dürfte es zumindest nicht scheitern. Der lag 2015 bei 1,859 Millionen Euro – der höchste Wert der letzten fünf Jahre.

An diesem Sonnabend wird die WVG übrigens 20 Jahre alt. Gefeiert wird aber nicht. Vielmehr sollen alle Mitarbeiter am Wochenende entspannen und dann die nächsten Ziele der WVG angehen. Eines davon heißt: 2016 einen Gewinn von etwa 36 000 Euro zu erwirtschaften. Das letzte Jahr hat die Gesellschaft mit einem knappen Minus von 7 000 Euro abgeschlossen.