Merken

Plamag wagt den Neustart mit halber Kraft

Mit der Zerschlagung des Manroland-Konzerns schrumpft Plauens größte Industriefirma. Ein neuer Investor steht aber bereit.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Tino Moritz, Plauen

Die Gesichter der Mitarbeiter des einst so stolzen Druckmaschinenbauers Plamag waren gestern so traurig wie die Nachricht, die Anwalt Joachim Renz ihnen kurz zuvor verkündete. Emotional sei die Betriebsversammlung gewesen, mehrere Beschäftigte sollen sich lauthals Luft verschafft haben – über den Niedergang des einst so stolzen 2000-Mann-Betriebs. Renz kam als Vertreter des Manroland-Insolvenzverwalters Werner Schneider nach Plauen. Der wird vorerst als Hauptgesellschafter die Investorensuche fortsetzen.

Für 354 Mitarbeiter ist es aber erst mal vorbei: Für sie hat Betriebsratschef Udo Meier das Angebot auf Übernahme in eine Transfergesellschaft unterzeichnet. Die Transfergesellschaften an den Standorten Augsburg, Offenbach und Plauen sollen für eine Dauer von sechs Monaten eingerichtet werden.

Etwa 350 Mitarbeiter dürfen den nächste Woche beginnenden Neustart in Plauen wagen, dazu zählen auch mehr als 30 Lehrlinge sowie etliche Entwicklungsingenieure, die formal dem bisherigen Augsburger Manroland-Standort zugeschlagen werden. Zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung von Manroland Ende November bot die Plamag noch Jobs für knapp 730 Menschen, hinzu kamen 100 Ex-Beschäftigte, in deren Altersteilzeit die Ruhephase schon begonnen hatte. Sie müssen sich nun auf den Weg zur Arbeitsagentur machen – den sie für sich schon ausgeschlossen zu haben glaubten.

Betriebsrat Meier sah fertig aus, genauso wie der Zwickauer IG-Metall-Bevollmächtigte Stefan Kademann. Gemeinsam hatten sie in den vergangenen Wochen um jeden einzelnen Arbeitsplatz gerungen. Kademann sagte, dass die Gewerkschaft bereits seit zwei Jahren bei Manroland „von Tal zu Tal“ mitgegangen sei. Damit meinte er auch die von der IG Metall zunächst bekämpfte und schließlich vor einem Jahr umgesetzte Strukturreform, die der Plamag die Zukunft sichern sollte und den massiven Jobabbau schließlich doch nicht verhindern konnte.

Betriebsrat prangert Fehler an

Mit dem Neuanfang erlangte die Plamag ihre Eigenständigkeit zurück. Anwalt Renz betonte, dass der Betrieb nicht nur „verlängerte Werkbank“ sei, sondern etwa mit dem Rollenwechsler auch eigene Endprodukte fertigen solle. „Selbstverständlich“ könne es auch wieder einen Job-Aufbau geben, in Abhängigkeit von Auftragslage, Drittgeschäft und der Zukunft der Druckmaschinen. Durch Lieferverträge mit den bisherigen Manroland-Werken Augsburg und Offenbach sei eine Grundauslastung gesichert. Zudem gebe es Gespräche mit potenziellen Investoren. Es gibt mehrere Interessenten, weiß auch die IG Metall.

Der Betriebsrat sprach schon nach der Insolvenzanmeldung nicht nur von den für die Branche typischen Auftragseinbrüchen, sondern von „strategischen Fehlern“. Meier sagte, dass er wisse, wer das Unternehmen ab Februar führen soll, mehr verriet er nicht. Fröhlich sah er nicht aus. (dpa)