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Platznot an der Haltestelle Schillerplatz

An dem Knotenpunkt drängen sich Geschäftskunden, Passanten und Fahrgäste. Das führt zu mehreren Problemen.

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© Sven Ellger

Von Sophie Arlet

Aufmerksam beobachtet Katarina Schreyer die elektronische Anzeigetafel. Gerade wird die Buslinie 61 angezeigt. Doch auch eine Straßenbahn soll jeden Moment einrollen. Je nachdem, welches Fahrzeug zuerst am Schillerplatz ankommt, muss sich die Seniorin entsprechend vorn oder hinten an der langgezogenen Haltestelle positionieren. Wenn es dort richtig voll ist, kommt sie mit ihrem Rollstuhl nur schwer durch.

„Ich muss dem Bus aber rechtzeitig ein Zeichen geben, damit er nah genug am Bordstein hält“, sagt die 70-Jährige. Manchmal klappt das nicht rechtzeitig, dann muss der Fahrer umständlich manövrieren, damit die Grunaerin zusteigen kann.

An der Doppelhaltestelle entlang der Schillergalerie können in beiden Richtungen zwei Fahrzeuge gleichzeitig halten, ein dritter Bus steht meist schon bereit. Besonders früh und am Nachmittag nutzen viele Dresdner den Punkt zum Umsteigen oder kommen zum Einkaufen. „Werktags steigen dort täglich 14 400 Menschen ein und 13 800 aus“, sagt Falk Lösch von den Dresdner Verkehrsbetrieben. In zehn Minuten kommen bis zu acht Fahrzeuge an, oft nur mit einer knappen Minute Abstand. „Da reicht schon eine kurze Verzögerung, und die Reihenfolge ändert sich“, so Lösch weiter. Er empfiehlt den Fahrgästen, in der Mitte der Haltestelle zu warten und die Anzeigetafel im Auge zu behalten, um zu sehen, welche Linie wo hält.

Die Inhaber der Geschäfte profitieren von den vielen Umsteigern, die schnell noch etwas einkaufen wollen, bevor sie weiterfahren. Doch es gibt auch Nachteile. „Die Leute kommen schnell rein und stellen sich an. Wenn sie aber sehen, dass ihre Linie kommt, bevor sie dran waren, rennen sie wieder raus“, sagt Stefanie Heißler von der Bäckerei Möbius. „Eine richtige Beratung ist eher schwierig“, bestätigt auch Regina Dietze vom gegenüberliegenden Reformhaus. In der Schillerapotheke nebenan stehen besonders am Nachmittag die Leute Schlange. „Für die Händler ist die Haltestelle von Vorteil, auch wenn es manchmal eng wird“, sagt Yvonne Bux. Doch die Apothekerin beobachtet auch gefährliche Szenen.

Denn vielen Fahrgästen ist der Weg bis zur Ampel auf Höhe der Naumannstraße zu weit. Sie gehen lieber direkt über die Schienen und zwischen den Fahrzeugen durch. Besonders Senioren überschätzen sich dabei und geraten am hohen Bordstein ins Straucheln. „Den müsste man vielleicht farblich markieren“, so Bux. Doch für die Verkehrsbetriebe ist das keine Option. „Damit würden wir die Leute ermutigen, über die Haltestelle zu gehen“, so DVB-Sprecher Lösch. Das ist eigentlich verboten. „Unsere Fahrer sind aber auf solche Situationen gefasst und fahren extra langsam und aufmerksam.“

Lieselotte Seifert staunt, dass in den Stoßzeiten sogar noch Radfahrer und Leute mit Kinderwagen durchkommen. „Es klappt irgendwie, da muss man sich manchmal wundern“, sagt die Seniorin. Sie fährt regelmäßig vom Schillerplatz nach Bühlau und verbindet die Fahrten mit dem Einkauf. Das gefällt auch den Kundinnen vom Kosmetiksalon Estet. „Viele gehen nach der Behandlung auf den Markt“, sagt Mitarbeiterin Olesja Biskibailo.

Steffen Dankert vom O2-Laden betreut viele seiner Kunden übers Telefon und ist von der Haltestelle nicht so abhängig. Wenn es regnet, drängen sich die Fahrgäste aber unter dem Dach vor seinem Eingang. „Dann bitte ich sie, die Tür frei zu machen“, so der Shop-Manager. Das sei kein Problem. Ihn ärgert aber der viele Müll an der Haltestelle. Stattdessen fände er eine freundlichere und grünere Gestaltung des Areals schön.