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Plauen belebt Elsteraue

Bis 2020 will Plauen ein altes Industriegebiet neu beleben - mit einem Spitzenmuseum, einer Kreativmanufaktur für junge Unternehmen und einem Kindergarten. Platz dafür gibt es genug.

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© dpa

Katrin Mädler

Plauen. Dort, wo früher Gerber, Färber oder Weber am Flussufer der Weißen Elster die Industriestadt Plauen (Vogtlandkreis) prägten, sollen bald die Kultur- und Kreativwirtschaft zu Hause sein. Bis 2020 will Plauens Baubürgermeister Levente Sárközy (parteilos) mit dem großen Umbau der sogenannten Elsteraue fertig sein, die sich über 24 Hektar südlich des historischen Zentrums erstreckt. „Damit soll ein innovativer Kern in der Stadt entstehen“, sagte er.

Einen Schwerpunkt bildet dabei das Weisbachsche Haus, dessen Umbau für das nächste Frühjahr geplant ist. Als Spitzenzentrum soll es über den wichtigsten Industriezweig der Stadt informieren. „Vor hundert Jahren gehörte Plauen zu den reichsten Städten Deutschlands, mit viel Industrie und der Spitzenherstellung als textiler Königsklasse“, erklärte der Baubürgermeister. „Die Elsteraue war das wichtigste Areal, überhaupt die Wiege der Industrialisierung der Stadt.“

Die Textilindustrie brauchte Wasser und siedelte sich deshalb an der Weißen Elster an, berichtete Berhard Weisbach. Der Nachkomme der Textilunternehmer-Familie besitzt Stadtansichten aus dem 18. Jahrhundert. Damals stand das Weisbachsche Haus, 1776 gebaut als Kattundruckerei, noch am Stadtrand. Felder und Wiesen mussten mit der Zeit anderen Fabriken weichen - und auch das Weisbachsche Haus wurde über die Jahrhunderte erweitert auf nunmehr 5 000 Quadratmeter.

„Wir haben es der Stadt übergeben, um hier ein Museum für die Plauener Spitze entstehen zu lassen“, sagte der Ururenkel von Carl Wilhelm Weisbach. Der hatte das Haus 1834 für die Familie erworben, über die Generationen wurde es zur Spinnerei, Weberei und Zwirnerei. 2016 erhielt Plauen einen langersehnten EU-Fördermittelbescheid über 6,4 Millionen Euro aus dem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kann das Areal Elsteraue nun umgestaltet werden. Samt Fördermitteln vom Bund stehen 10 Millionen Euro dafür bereit.

Eine Lösung gibt es auch für die Hempelsche Fabrik, die größte Anlage der Elsteraue. Ursprünglich zog sie sich mit Produktionshallen, Verwaltungsgebäuden und einem Kesselhaus über einen Hektar, dazu kam noch ein Garten. „Von einigen Gebäuden mussten wir uns trennen“, sagte Sárközy. Eine Fabrikhalle mit 4 000 Quadratmetern Fläche über drei Etagen soll ab 2018 zur Kreativmanufaktur werden. „Für junge Unternehmen wollen wir nur das Nötigste sanieren, um für wenig Geld flexible Räume zum Ausprobieren anzubieten.“

Der Abriss des 55 Meter hohen Schornsteins gab Anfang März den Startschuss für das Projekt Elsteraue. Eine weitere Produktionshalle der Hempelschen Fabrik wird zum Kindergarten, die Stadt braucht weiterhin Plätze, wie Sárközy erklärte.

„Mit Kunst konnten die maroden Gebäude die Jahre bisher überbrücken“, sagt Weisbach. Im Haus seiner Familie gab es Kulturprojekte, Kunstkurse und eine Sommerakademie. Daneben liegen die sogenannten Weberhäuser, erbaut im 15. Jahrhundert. „Die Entwicklung des Areals begann mit Pionieren“, berichtete der Baubürgermeister. „Künstler und Kunsthandwerker haben die kleinteiligen Häuser entdeckt und das Areal mit Leben gefüllt.“

Auf Eigeninitiative setzt die Stadt auch in Zukunft: In der Elsteraue sollen weitere, historische Handwerkerhäuser wiederbelebt werden. Wichtig ist, dass es grüner wird, meinte Weisbach, ein Landschaftsarchitekt im Ruhestand. Er sieht den historischen Garten vor dem Weisbachschen Haus, der noch in Familienbesitz ist, als Ausgangspunkt. „Von hier könnte sich ein grüner Streifen den ganzen Fluss entlang ziehen und das Gebiet weiter aufwerten.“ (dpa)