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100-Jähriger spendet für Kinder und Kirche 

Johannes Offermann feierte in Schlegel seinen 100. Geburtstag. Er wollte, dass andere beschenkt werden. Als Gedächtnistraining nutzt er ein Spiel.

Von Holger Gutte
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Johannes Offermann hat in Schlegel seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Johannes Offermann hat in Schlegel seinen 100. Geburtstag gefeiert. © Matthias Weber

"Ich habe doch alles, was ich zum Leben brauche", sagt Johannes Offermann. Deshalb hat der Schlegler jetzt zu seinem 100. Geburtstag seine Gäste gebeten, von Geschenken abzusehen. Stattdessen bat er sie für Spenden für die Kita im Ort und die Sanierung der Orgel in der Kirche.

"Mein Sohn Peter kümmert sich darum. Deshalb kann ich im Moment noch gar nicht sagen, wie viel Geld für den Kindergarten und die Orgel zusammengekommen ist", erzählt er. Wie immer an schönen Tagen, sitzt er im Garten vor seinem Umgebindehaus in Schlegel, als er auf die SZ wartet. 

"Es waren allerhand Leute da", sagt er. Nicht nur die Verwandtschaft, auch Schlegels Ortsbürgermeister Frank Sieber (CDU) und Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm). Johannes Offermann freut sich, dass sie sich alle Zeit für ihn genommen hatten und zur Feier ins Spartenheim kamen. Die Kindergartenkinder und der Frauenchor hatten gesungen und abends gab es sogar noch ein Ständchen von den Schlegler Blasmusikanten. 

"Jetzt habe ich die zwei Nullen. Eine wäre mir lieber", sagt er lächelnd. Auch als Hunderjähriger will er nicht klagen. "Ich fühle mich noch sauwohl, wie man so schön sagt", meint er. Nur die Augen sind nicht mehr so scharf. Zum Lesen nimmt er eine Lupe. Und etwas lauter sprechen muss man mit ihm. Ansonsten kümmert er sich noch, so gut es geht, selber. Und das Essen bekommt er geliefert. Weil er nicht mehr so gut zu Fuß ist, fährt er mit seinem Elektro-Roller durchs Dorf.

Johannes Offermann erzählt, das er viel Glück im Leben hatte. Erst vor wenigen Jahren starb seine Frau. Nach dem Abitur hatte er sich freiwillig, wie viele seiner Klassenkameraden, zur Wehrmacht gemeldet. Er kam erst nach Frankreich und dann an die Ostfront.

In Russland bekam er ein Infanteriegeschoss in den rechten Arm. Im Krankenhaus hat der Arzt dann zu mir gesagt, dass er an der Wunde kaum noch was machen musste. "Das haben alles die Läuse besorgt und die Wunde sauber gefressen", erzählt er. Aber die Narbe war an seinem Armknochen angewachsen. "Da habe ich im Freibad in Dittelsdorf an der Reckstange so viele Klimmzüge gemacht, bis sie sich wieder gelöst hatte", schildert er. Später wurde er noch einmal bei einem Fliegerbeschuss an der Wade verwundet.

Johannes Offermann schaffte es zum Kriegsende sogar bis nach Hause. Wurde dann aber von den Russen verhaftet und sollte in Kriegsgefangenschaft kommen. Als man ihn nach Löbau brachte, hatte er wieder großes Glück. Die Russen hatten seinen Klassenlehrer provisorisch als eine Art Landrat eingesetzt. 

"Mein Vater war Geschäftsmann und hatte wenig Zeit für uns Kinder, deshalb war ich in Löbau im Internat und an der Oberschule", berichtet er. Johannes Offermann weiß nicht, wie sein Lehrer die Russen davon überzeugt hat, dass er ihn unbedingt brauche. Aber er hat es, und so wurde er Angestellter bei ihm. 

Allerdings durfte er dann seinen Traumberuf nicht ausüben. "Die Behörden gaben mir zu verstehen, dass ich als ehemaliger Wehrmachtsoffizier nicht Lehrer werden kann. Johannes Offermann war Hauptmann gewesen und sogar einen Tag noch Major. Also studierte er in Leipzig und wurde Ingenieur-Ökonom für Metallurgie. 

Aber das ist alles lange her. Geblieben ist ihm noch eine große Leidenschaft. Auch als 100-Jähriger will er noch regelmäßig Skat spielen. "Das ist mein Gedächtnistraining", sagt er. Jeden Freitag trifft er sich deshalb mit Skatfreunden im Spartenheim in Schlegel. Und er hofft, dass er noch lange mitspielen kann.

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