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27-Tonnen-Koloss schwebt am Kran

Die Drewag investiert in ihr Johannstädter Fernwärmesystem. Am Trinitatisfriedhof ragt ein besonderes Bauwerk in die Tiefe.

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© Sven Ellger

Von Peter Hilbert

Dienstagvormittag hinterm Trinitatisfriedhof. Andreas Kruppa biegt mit seinem Sattelzug um die Ecke, auf dem ein gewaltiger Koloss liegt. Das Fernwärme-Bauwerk, ein hohler Betonklotz, bringt 27 Tonnen auf die Waage. Halb neun ist der 61-jährige Dresdner gestartet. „Es lief alles wunderbar. „Ich habe nur anderthalb Stunden vom Betonwerk Zeithain bis hierher gebraucht“, berichtet er. Die Kollegen der Dresdner Firma Mennicke Rohrbau warten mit einem 220-Tonnen-Schwerlastkran auf ihn. Jetzt soll es Schlag auf Schlag gehen.

Die Drewag erneuert in Johannstadt Teile ihres Fernwärmenetzes. Am Tatzberg ist hinter dem Trinitatisfriedhof eins davon tief unter der Erde. Bei Störfällen kann dort der Abschnitt abgesperrt und das Wasser an diesem tiefsten Punkt aus der Leitung abgelassen werden, erklärt Drewag-Projektleiter Jörg Schwese. Der in den 1950er-Jahren errichtete Koloss war marode. Deshalb wurde es seit Mitte Juli abgerissen.

Da dies gleich hinter der alten Friedhofsmauer mit wertvollen Grabmalen geschah, war besondere Vorsicht geboten, erläutert Schwese. Abbruchhämmer waren hier für die Bauleute tabu. Also konnte der gemauerte Schacht nur Stück für Stück mit dem Bagger abgetragen werden.

Dies ist jetzt geschafft, sodass der Schwerlastkran den Koloss in die große Grube an der Friedhofsmauer bugsieren kann. Kurze Kommandos von Vorarbeiter Steffen Dietze. Mit geübten Griffen befestigen seine Männer den Betonklotz am Kran.

Kurz nach elf ertönt ein sanftes Brummen vom Kranmotor, langsam schwebt der große Würfel empor. Vorarbeiter Dietze ist für die Feinheiten zuständig und dirigiert den Koloss mit seinem Seil ein kleines Stück nach rechts. „Noch ein Stück nach hinten“, ruft er. „Und jetzt runter.“

Als das Teil fast auf der Bodenplatte ist, klettert Dietze mit dem Zollstock hinunter. „Das muss auf den Zentimeter genau sitzen“, erklärt Projektleiter Schwese. Denn die Leitungsanschlüsse müssen passen. Der Vorarbeiter gibt ein Zeichen. Der 27-Tonnen-Klotz sitzt auf. Zwei Stunden später kommt noch ein acht Tonnen schwerer Betondeckel drauf.

Bis zu acht Wochen haben die Leitungsbauer hier aber noch zu tun. Denn die Experten müssen das Bauwerk komplettieren und einen Rohranschluss zur anderen Straßenseite herstellen. Rund 140  000 Euro investiert die Drewag Netz für die gesamte Aktion am Tatzberg.