SZ +
Merken

900 Euro für Hospizdienste

Schwester Kordula Kiese aus See spendet Geburtstagsgeld an die ehrenamtlichen Helfer aus Niesky und Görlitz.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Schulze

Von Carla Mattern

Zwei ganz gewöhnliche weiße Briefumschläge übergibt Kordula Kiese. Ihr Inhalt aber ist alles andere als normal. 500 Euro erhält Felicitas Baensch für den Kinderhospizdienst Görlitz. Sie ist die Koordinatorin des Christlichen Hospizdienstes am Görlitzer Mühlweg, zu dem auch das Team des Kinderhospizdienstes gehört. Den anderen Umschlag nimmt Sonja Rönsch in Empfang, die Oberin der Diakonissenanstalt Emmaus in Niesky. 400 Euro stecken in diesem Brief drin, für den ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst der Diakonissenanstalt Emmaus.

Die Frauen kennen sich. Mit Felicitas Baensch saß Kordula Kiese auf der Schulbank, beim Palliativlehrgang. Die beiden Nieskyerinnen, Schwester Sonja, die Managerin bei der Diakonissenanstalt ist, und Schwester Kordula, die einer Firma mit 60 Mitarbeitern vorsteht, duzen sich schon ewig. Doch nicht, weil sie sich kennen und schätzen, gibt es die Briefumschläge.

Kordula Kiese will die Hospizdienste unterstützen, weil sie weiß, wie wichtig es ist, wenn Sterbenskranke und ihre Angehörigen Hilfe bekommen, wenn Familien, bei denen die Kinder so gut wie keine Heilungschancen mehr haben, oder Eltern schwer krank sind, unterstützt werden. Auch die Begleitung von Trauernden gehört dazu. Kordula Kiese leitet die Tages- und Kurzzeitpflege in See, den ambulanten Pflegedienst und ist Mitbegründerin, Mitarbeiterin im Palliativ-Team Niesky. Die Verbindung zu den Hospizdiensten ist eng.

Doch dieses Mal ist Kordula Kiese die Privatperson. Vor ihrem 60. Geburtstag hat sie sich Gedanken gemacht. „Man braucht doch nicht mehr so viel. Blumen verwelken, und für Geschenke zum Staubwischen bin ich viel zu selten Zuhause“, erzählt sie. Und die Aktionen von Nieskys Stadtwerkechef Holger Ludwig oder Wilhelm Fischer von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft, die auch für einen guten Zweck Geburtstagsgeld einsammelten, gefielen ihr. Deshalb bat sie schon mit der Einladung ihre Geburtstagsgäste, keine Blumen und keine Geschenke mitzubringen, sondern Geld für die beiden Hospizdienste. Bei der Feier im Nieskyer Bürgerhaus standen dann zwei Schalen bereit. Nicht nur die Mitarbeiter, die mit ihren Partnern bei der 130-Mann-Feier eingeladen waren, sammelten Geld, um der Chefin den Wunsch zu erfüllen, auch alle anderen ließen sich nicht lumpen. „Meine Gäste fanden die Idee auch ganz prima“, sagt Kordula Kiese. Trotzdem gab es auch Überraschungen für die 60-Jährige, wie etwa eine Rose von jedem Mitarbeiter, oder ein Fotobuch über einen gemeinsamen Familienurlaub. Über all das freute sie sich sehr, und eben auch, dass so viel Geld zusammengekommen ist. „Meine Hochachtung gilt den Hospizhelfern, sie verschenken ihre Zeit“, sagt Kordula Kiese.

Und sie weiß, wie wichtig die Hospizarbeit ist und wie schwierig es ist, sie zu bezahlen. Felicitas Baensch bringt das auf den Punkt: „Wir werden gefördert, aber nicht finanziert“. Und dabei unterstützen die Ehrenamtler nicht nur die Sterbenden, sondern auch deren Familien, die sich entschlosssen haben, ihre Angehörigen Zuhause zu pflegen. Sogar Geld gibt es bei Bedarf, denn oft entstehen bei den Familien auch finanzielle Nöte durch die Krankheit. Im Juni 2016 wird vom Kinderhospizdienst Görlitz zum ersten Mal ein Erholungswochenende in Jauernick angeboten. Einmal monatlich trifft sich eine Kindertrauergruppe in Görlitz. Nach dem vor kurzem beendeten Kurs ist das Team Ehrenamtlicher, die im Kreis Görlitz und bis nach Bautzen Familien unterstützen, von 15 auf 20 angewachsen, sagt Baensch. In Niesky bilden zwei Koordinatorinnen und 35 Ehrenamtliche das Hospizdienstteam. Neben der Sterbebegleitung bieten sie auch ein Trauercafé an, informieren in Schulen und Kitas über ihr Tun.