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„Ab jetzt Schnabeltasse“

Schauspieler Jürgen Polzin soll seinen Architekten beleidigt und bedroht haben. Als Angeklagter macht er keine gute Figur.

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Von Alexander Schneider

An diesem Auftritt wird der 64-jährige Schauspieler aus Dresden noch eine Weile zu knabbern haben. Jürgen Polzin ist seit gestern Hauptdarsteller in einem Stück, das am Amtsgericht Dresden spielt. Er muss sich unter anderem wegen Nötigung, Beleidigung und Bedrohung verantworten. Es geht um Dinge, die mit der Renovierung seines Hauses in der Straße Alttrachau zu tun haben. Polzin hatte sich mit seinem Architekten Thomas H. überworfen – und seine Erfahrungen in einem Stück namens „Traum und Wirklichkeit“ verarbeitet. Für die Wirklichkeit interessiert sich nun das Richter Jochen Meißner. Ein harter Job.

Polzin ist bekannt als „Old Shatterhand“ auf der Felsenbühne Rathen, aber auch aus Rollen in TV-Krimins wie dem Tatort („Zeit der Rache“) oder Polizeiruf 110 („Dumm wie Brot“). Laut Anklage soll der Schauspieler und Autor im September 2011 im Büro seines Architekten gedroht haben: „Wenn ich den Grundriss nicht kriege, fliegen hier Möbel durch die Luft“. Später habe er das Büro trotz Hausverbots betreten und auch den Privatgrund des Architekten. Weiter habe Polzin den Mann in Emails als „Angsthase“ und „Hampelmann“ beleidigt und bedroht: „Jetzt ist Schnabeltasse angesagt.“

Polzins Verteidiger Frank Hannig erklärte, der Begriff „Angsthase“ sei keine Beleidigung. Immerhin sei der Architekt Thomas H. nicht zu einer Aussprache erschienen, die H.s Anwalt vereinbart habe. Hannig sagte, sein Mandant sei zwar ein gelegentlich „wohl etwas aufbrausender Mensch“, was seinem Charakter und Beruf geschuldet sei. Doch es sei ihm nicht darum gegangen, den Architekten herabzuwürdigen. „Hampelmann“ habe Autor Polzin den Architekten in seinem Stück genannt – das sei von der künstlerischen Freiheit gedeckt. Ja, der Leser sollte bei dem Begriff durchaus an den Architekten denken – nein, der Architekt selbst sollte sich jedoch nicht beleidigt fühlen. Man merkt: Hannig servierte keine leichte Kost.

Drei Zeugen aus dem Architekturbüro machten unterschiedliche Angaben. Polzin selbst bestreitet die Vorwürfe. Als er sagte, er habe kürzlich eine Zeugin besucht, um mit ihr zu sprechen, wurde Richter Meißner deutlich: Einen Besuch, der dazu dient, Zeugen zu beeinflussen, verbitte er sich. Der Prozess wird fortgesetzt. Dann sollen Thomas H. und Polzins Ehefrau aussagen.