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Abschied vom Landhandel

Der Markt an der B 170 in Bannewitz schließt. Die Nachfolge hat der Chef selbst bestimmt.

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Der Markt an der B 170 in Bannewitz schließt. Die Nachfolge hat der Chef selbst bestimmt.
Der Markt an der B 170 in Bannewitz schließt. Die Nachfolge hat der Chef selbst bestimmt. © Karl-Ludwig Oberthür

Das Lachen für den Fotografen fällt ihr schwer. „Das kann ich nicht. Ich bin traurig“, sagt Petra Straßburg. Gut zwanzig Jahre leitete die Bannewitzerin den Landhandel in Hänichen. Am kommenden Sonnabend, dem 23. Februar, ist ihr letzter Arbeitstag. Dann schließt der Markt an der B 170 für immer seine Tür. Das Gebäude mit der markant grünen Fassade wird später abgerissen und Platz für einen neuen Konsum machen.

Dieser Schritt fällt auch der Chefetage des Hänichener Landhandels nicht leicht. „Wir haben all die Jahre viel Kraft in den Markt gesteckt“, sagt Ingolf Schulze. Der 56-Jährige ist Vorsitzender der Dresdner Vorgebirgs Agrar AG, unter deren Dach der Landhandel betrieben wird. Gemeinsam mit Winfried Kirchner, der auch die gleichnamige Pension in der Nachbarschaft führt, verfolgte er einst die Idee, in dem Haus an der Bundesstraße einen Laden zu eröffnen. „Wir hatten noch alles selbst mit eigener Hand umgebaut“, erinnert sich Schulze. Ende 1991 ging schließlich erstmals die Verkaufstür auf – zum Getränkeangebot und zum Futtermittel für Tiere.

Es vergingen gerade einmal ein bis zwei Jahre, als das Angebot auch um Lebensmittel erweitert wurde. „Wir haben gemerkt, dass es bei den Leuten im Ort ankommt“, sagt Winfried Kirchner. Um dem Bedarf der Einwohner gerecht zu werden, wurde um das Jahr 2000 kräftig in den Laden investiert und umgebaut. Zum Lebensmittel- und Getränkeangebot kam ein Fleischerstand mit in den Markt, genauso wie ein Stand der Bäckerei Langholz aus Freital. In den Landhandel kamen nicht nur Stammkunden, um Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Das Markt-Team sorgte sogar für Stammkunden dafür, dass die Kartoffeln bis in den eigenen Keller getragen werden.

„Ich denke, wir sind immer ein Markt gewesen, der auf die Bedürfnisse der Kunden eingegangen ist“, resümiert Ingolf Schulze. Und dennoch habe man diesen Bedürfnissen zum Schluss nicht mehr Rechnung tragen können. Lange habe der Hänichener Landhandel den großen Supermärkten im Umfeld Paroli bieten können. „Darauf sind wir stolz“, sagt Ingolf Schulze. Nun aber habe man den Kampf mit der aggressiven Preispolitik verloren. „Mit den Angeboten der großen Ketten können wir nicht mithalten“, sagt Schulze deutlich, weder im Preis, noch hinsichtlich der Angebotspalette. Viele Stammkunden sind über die Jahre aus Altersgründen verlorengegangen. Im Gegenzug habe man nicht genügend jüngeres Publikum aufgrund der Konkurrenz zu umliegenden Supermärkten gewinnen können. „Um mitzuhalten, hätten wir nochmals kräftig investieren müssen. Das schaffen wir nicht“, sagt der Bannewitzer.

Für ein breiteres Sortiment reiche die Verkaufsfläche nicht aus. Die ganze Einrichtung, wie die Kühltheken und die Kassentechnik, müsste zudem modernisiert werden – ein zu großes Projekt für die Muttergesellschaft, die vorrangig Landwirtschaft betreibt. Dennoch, sagt Schulze, sei er sehr dankbar dafür, dass viele Kunden dem Landhandel treu blieben.

Ganz aus der Welt sei man in Hänichen aber nicht. Das Frühstücksangebot, das es von 7 bis 10 Uhr im Landhandel gab, wird weiterhin in der benachbarten Pension Kirchner fortgeführt. Und auch die Obstannahme an der Hornschänke zum anschließenden Keltern soll beibehalten werden. Derzeit werde noch nach einer Lösung gesucht, wo der gewonnene Saft künftig verkauft werden kann, versichert Kirchner.

Auch wenn der Entschluss zur Ladenschließung feststeht, wollte man den Standort in Hänichen nicht einfach seinem Schicksal überlassen. „Uns ist wichtig, dass es hier weiterhin Einzelhandel gibt“, erklärt Ingolf Schulze. Deshalb griff der Chef schon vor einiger Zeit selbst zum Telefon und klingelte bei Supermarkt-Ketten herrum. Im Konsum fand er schließlich einen Gesprächspartner und nun quasi einen Nachfolger. Das Konsum-Konzept setze, genauso wie der Hänichener Landhandel es tat, auf Regionalität, erklärt er. Das sei genau das Richtige für Bannewitz. Auch wenn am Sonnabend endgültig die Ladentür schließt: „Wir haben auch ein gutes Gefühl dabei“, sagt Schulze.

Fast 30 Jahre lang gingen Kunden hier durch die Ladentür. Demnächst wird das Gebäude abgerissen.
Fast 30 Jahre lang gingen Kunden hier durch die Ladentür. Demnächst wird das Gebäude abgerissen. © Karl-Ludwig Obertür

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