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Abschied von „Pelz-Franz“

Das Haus an der B 98 in Neukirch steht seit Jahren leer. Jetzt lässt es die Gemeinde abreißen. Für mehr Sicherheit an der Bundesstraße.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Neukirch . Keine zwei Wochen mehr, dann wird in Neukirchs Ortsmitte nahe des ehemaligen Ritterguts ein ungewohntes Loch klaffen: Die Gemeinde lässt das Wohn- und Geschäftshaus an der Hauptstraße 60 abreißen. Vorbereitende Arbeiten beginnen bereits in der nächsten Woche, der eigentliche Abbruch am 24. Juli, sagt Bauamtsleiterin Cornelia Würz-Lehmann.

Voraussichtlich zwei Wochen wird es dauern, das Gebäude abzureißen, den Schutt wegzufahren und das Grundstück zu planieren. Bis zum Ende der Sommerferien sollen die Arbeiten möglichst abgeschlossen sein. Für den Abriss muss eine Fahrspur auf der Bundesstraße ab dem 24. Juli gesperrt werden; der Verkehr wird an der Baustelle vorbeigeleitet. Die Gemeinde hat die Abbrucharbeiten bewusst in die Ferienzeit gelegt. Denn weil die Bundesstraße  98 zwischen Neukirch und Putzkau gesperrt ist und die offizielle Umleitung über Neustadt und Steinigtwolmsdorf führt, kommen jetzt weniger Fahrzeuge durch den Ort. Mit dem Abbruch beauftragt wurde das Unternehmen Klixer Recycling und Service GmbH. Drei Firmen hatten sich beworben. Mit knapp 25 000 Euro legten die Klixer das wirtschaftlichste Angebot vor. – Alten Neukirchern ist das Anwesen mit dem Geschäft im Erdgeschoss noch als „Pelz-Franz“ bekannt. Seit Jahren steht das Haus leer und verfällt. Die Gemeinde kaufte es im vergangenen Jahr, um es abzureißen. Ein erster Schritt, um in den nächsten Jahren die Verkehrssicherheit in Neukirchs Ortsmitte zu erhöhen. An dieser Stelle ist der Bau einer Mittelinsel als Querungshilfe für Fußgänger geplant, wenn später die Bundesstraße im Ort ausgebaut wird. Durch den Abriss entsteht der Platz, der gebraucht wird, um die Bundesstraße in diesem Bereich verbreitern zu können. Wann die B 98 in Neukirch saniert wird, ist allerdings noch offen.

Von einer Fußgängerinsel mitten im Ort werden viele profitieren. Zuallererst Eltern, die ihre Kinder in die gegenüberliegende Tagesstätte Querx Valentin bringen. Ebenso Neukirchs Oberschüler. Von den 230 Schülern der Oberschüler „Am Valtenberg“ überqueren jeden Nachmittag 50 bis 60 die Bundesstraße, um den Bus in Richtung Putzkau und Bischofswerda zu erreichen. Aber auch ältere Menschen, die zur Apotheke, zum Fleischer, Wochenmarkt oder in die DRK-Sozialstation wollen, kommen künftig an dieser Stelle sicherer über die Hauptstraße.

Seit Jahren wird ein sicherer Übergang über die Bundesstraße am Neukircher Rittergut diskutiert. Mehrere Varianten, darunter eine Fußgängerampel , wurden von den Behörden geprüft – und verworfen. Zum einen, weil der Straßenabschnitt kurvenreich und deshalb schwer einzusehen ist. Zum anderen, weil die Zahl der Fußgänger, die an dieser Stelle die Straße überqueren, nach einer Erhebung der Straßenbaubehörde nicht ausreicht, um eine Bedarfsampel zu installieren. Auch die preisgünstigste Lösung – eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h – lehnten die Verkehrsbehörden bislang stets ab. Sie begründen es mit der Bedeutung einer Bundesstraße und eines zügigen Verkehrsflusses. Die vorgeschlagene Fußgängerinsel ist nun eine Lösung, mit der alle Beteiligten leben können. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr, das für Bundesstraßen zuständig ist, und die Verkehrsbehörde des Landkreises stimmten dem Vorhaben zu.