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Absperren für die Pferdebahn

Immer wieder parken Autos auf den Gleisen. Der Verein hofft nun auf Hilfe der Stadt. Denn es kommen immer mehr Gäste.

Von Maria Fricke
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Karl-Heinz Sommer vom Pferdebahnverein Döbeln baut an jedem Pferdebahn-Fahrtag Absperrpfähle an der Strecke auf. Trotzdem parken immer wieder Kraftfahrer auf den Gleisen. Dieses Problem will der Vorstand jetzt offensiv anpacken.
Karl-Heinz Sommer vom Pferdebahnverein Döbeln baut an jedem Pferdebahn-Fahrtag Absperrpfähle an der Strecke auf. Trotzdem parken immer wieder Kraftfahrer auf den Gleisen. Dieses Problem will der Vorstand jetzt offensiv anpacken. © Dietmar Thomas

Döbeln. Als sich an diesem Sonnabend gegen 10 Uhr die Pferdebahn zu ihrer ersten Fahrt am letzten öffentlichen Fahrtag in Bewegung setzt, hat Karl-Heinz Sommer schon eine Runde durch die Stadt hinter sich. Ausgerüstet mit Pollern sorgt er dafür, dass die Pferdebahn frei Fahrt hat. Denn immer wieder würden parkende Autos die Gleise blockieren. Und das, obwohl es Parkbuchten gibt, sagt Jörg Lippert, der Vorsitzende des Traditionsvereins Pferdebahn.

Das Problem bestehe seit mehreren Jahren. Für die Tiere sei es eine Quälerei, wenn sie ständig wegen falsch stehender Autos anhalten müssten, führt Lippert aus. Ihn ärgert es, dass unter den Parksündern vor allem Döbelner sind, die die Pferdebahn eigentlich kennen müssten. 

Manche Autofahrer seien so radikal, dass sie die aufgestellten Poller einfach umfahren oder Ketten abreißen. Der Aufwand, an Fahrtagen in der Stadt für die Verkehrsordnung zu sorgen, ist laut Lippert enorm. Mitunter sind die Vereinsmitglieder ab 6.30 Uhr im Einsatz, mehrere Stunden lang. „Das ist aber definitiv nicht unsere Aufgabe“, so der Vereinsvorsitzende.

Eine Lösung dafür gebe es im Moment noch nicht. Doch der Verein will das Thema demnächst mit der Stadtverwaltung besprechen. „Herr Lippert hat mich dazu schon einmal auf dem Markt angesprochen“, sagt Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU). Er sei offen für ein Gespräch, um sich das Problem noch einmal fundiert erläutern zu lassen, so das Stadtoberhaupt. Wird diese Sorge aus der Welt geschafft, hat der Pferdebahnverein kaum mehr Grund zu klagen.

Über 2.000 Besucher in diesem Jahr

Die Nachfragen nach Fahrten haben auch in diesem Jahr wieder zugenommen. Schon jetzt sind, so Lippert, 44 Sonderfahrten gebucht worden. Damit ist die Summe von 2018 erreicht. Bis zum Jahresende kommen noch weitere hinzu. Mit fast 50 Fahrten pro Jahr sei der Verein allerdings auch an seiner Grenze. 

„Wir haben keine festangestellten Mitarbeiter. Die gesamte Vereinsarbeit läuft in der Freizeit“, meint Lippert. Zwischen acht und zehn Mitglieder sind unter anderem mit Museumsführung, Fahrtbegleitung oder als Kutscher pro Fahrtag im Einsatz. „Und wir sind immer auf der Suche nach Helfern, vor allem für das Absperren vor den Fahrten“, meint der Vereinsvorsitzende.

Sechs öffentliche Fahrtage gab es in diesem Jahr. Hinzukamen zahlreiche zusätzlich gebuchte Fahrten. Bisher seien 2019 etwa 2 000 Touristen mit der Pferdebahn gefahren, darunter auch eine Gruppe Dänen. „An jenem Sonnabend hatten wir sieben Sonderfahrten. Das war schon außergewöhnlich. Aber so etwas haben wir jetzt öfter“, schildert Lippert. 

Regelmäßig gastieren Reisegruppen mit 50 bis 60 Personen bei dem Verein. Die Besucher kämen aus ganz Deutschland. Der Döbelner vermutet, dass die gestiegene Nachfrage auch mit dem neuen Dresdner Wagen zusammenhängt. Die Leihgabe aus dem Verkehrsmuseum Dresden kam am 27. Mai nach Döbeln. Der Wagen mit der Nummer 106 wurde ursprünglich in Philadelphia gebaut. Er ist in Dresden einst als Pferdebahnwagen gefahren.

Neben dem neuen Wagen als Attraktion habe sich herumgesprochen, dass der Verein ein attraktives, zuverlässiges Angebot habe, und den Leuten gehe es besser als noch vor einigen Jahren. „Damals hatten wir eher eine negative Entwicklung“, blickt Jörg Lippert zurück. Aufgrund des Wetters musste der Verein in dieser Saison eine Fahrt ausfallen lassen. Insgesamt wurden drei Fahrten abgesagt. „Zwei konnten wir nachholen, eine Fahrt nicht“, sagt Lippert. Das sei bedauerlich, doch der Verein müsse Rücksicht auf die Tiere nehmen.

Zurück auf den Weihnachtsmarkt

Ein Highlight steht den Mitgliedern in diesem Jahr noch bevor. Das erste Mal seit drei Jahren nimmt der Verein wieder am Döbelner Weihnachtsmarkt teil. Der Grund: „Wir können den Glühwein, den wir verkaufen, wieder selbst aussuchen“, erklärt Lippert. In den Vorjahren war dies nicht mehr möglich gewesen, da der Pferdebahnverein vom Betreiber, dem Gastroservice Lemke, vertraglich verpflichtet werden sollte, Getränke von Lemke zu beziehen. Das wollte Lippert jedoch nicht. 

„Die Firma Roßberg hat uns seit 14 Jahre den Glühwein geliefert. Der Inhaber ist Mitglied bei uns. Es leuchtet uns nicht ein, warum wir das ändern sollen“, sagte Lippert 2016 gegenüber dem DA. Das Fehlen des Vereins auf dem Weihnachtsmarkt hatte damals für Gesprächsstoff gesorgt.

Fürs nächste Jahr wollen die Pferdebahner noch einmal die Schulanfängerfahrt in Angriff nehmen. Diese stand auch 2019 auf dem Plan, wurde wegen unzureichender Anmeldungen aber wieder abgesagt. Dabei gibt es jetzt sogar Schultüten mit dem Motiv der Döbelner Pferdestraßenbahn.