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Äpfel statt Brot

Tina will abnehmen. Die SZ begleitet die junge Mutter vier Wochen lang.

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Von Katja Schlenker

Bunt soll es aussehen, das Essen auf Tina Medacks Teller. Nachdem die 23-Jährige im vergangenen Jahr Mutti geworden ist, möchte sie sich die überflüssigen Pfunde wieder abtrainieren. Dabei hilft ihr der Nieskyer Fitnessclub. Ein wichtiges Hilfsmittel ist dabei der Abnehmwürfel. Aber nicht falsch verstehen. Denn das ist kein herkömmlicher Würfel, den man über den Tisch rollen lässt, damit er einem sagt, was man essen soll. So einfach ist es nicht.

Das Modell besteht aus sechsmal sechs Kästchen, die anzeigen, was und wie viel davon Tina jeden Tag essen darf. Außerdem lässt sich im Abnehmwürfel festhalten, wie aktiv der Tag gewesen ist. So kann man jeden Tag optimal überblicken. „Am ersten Tag habe ich mir das Müsli noch mit dem Löffel in die Hand geschüttet“, erzählt Tina. Die eigene Hand zeigt an, wie groß eine Portion sein soll, die man essen darf. „Man darf aber nicht schummeln und die Hand des eigenen Mannes dazunehmen, weil die Portion dadurch größer wird“, wirft Ernährungsberaterin Birgit Schwerdtner lachend ein. Sich selbst zu veralbern hilft ja nicht beim Abnehmen.

Das fällt Tina bisher leicht, verzichten muss die Klein Krauschaerin auf nichts. „Ich habe sonst zum Beispiel mehr Milch in mein Müsli geschüttet“, sagt sie. „Aber direkt weglassen muss ich nichts.“ Bei frischem Brot ist es schwer zu widerstehen. Vermutlich geht es nicht nur Tina so. Manchmal würde sie auch gern ein Stück Obst mehr essen, aber wegen des Fruchtzuckers ist da Vorsicht geboten. Zum Beispiel enthalten 100 Gramm Apfel 5,74 Gramm Fruchtzucker und 2,03 Gramm Glukose, also normalen Zucker. Bei einer Birne sind es sogar 6,73 Gramm Fruchtzucker, dafür lediglich 1,67 Gramm Glukose.

Wer das zusätzliche Obst im Abnehmwürfel ausgleicht, kann auch mal einen Tag über die Stränge schlagen, sagt Ernährungsberaterin Birgit Schwerdtner. Also ist auch nichts gegen die Schüssel Obstsalat einzuwenden, die Tina gern mal isst. Aber am nächsten Tag gibt es dann halt nur Gemüse als Zwischenmahlzeit. „Daran kann man sich satt essen, bis man umfällt“, hat Tina im Ernährungskurs gelernt. Fünf Portionen Obst und/oder Gemüse sollen es laut Abnehmwürfel pro Tag sein.

Bei Fleischsachen wird es hingegen schon schwieriger für Tina. „Früher habe ich gerne mal zwei Schnitzel gegessen“, erzählt sie. „Jetzt esse ich halt nur noch eins.“ Wobei das Schnitzel noch gar nicht so schlimm ist. Das Problem ist eher die Panade drum herum. Die saugt das ganze Fett auf, in dem das Schnitzel gebraten wird, und macht es zu einer wahren Kalorienbombe. Auch das gehört zur Aufgabe von Ernährungsberaterin Birgit Schwerdtner, derlei Irrtümer aufzuklären. Auch fettgetränkte Pommes aus der Fritteuse oder Fertigprodukte sind so ein Fall. Gerade letztere enthalten viel Salz, Fett und Zucker.

„Manche denken, sie könnten Frucht-
joghurt grenzenlos essen“, sagt die 43-Jährige. „Niemand guckt, wie viel Zucker da drin ist.“ Bis zu acht Stück Zucker sind es in einem 250-Gramm-Becher Joghurt. Eine Alternative ist Naturjoghurt, in den frisches Obst geschnippelt wird. Der enthält Laktose, also Milchzucker. Milch hat einen natürlichen Laktosegehalt von etwa 4,7 Prozent.

Ebenso wichtig sind regelmäßig über den Tag verteilte Mahlzeiten – früh, mittags und abends. „Sonst stellt man sich vor den Kühlschrank und fragt sich, was esse ich denn jetzt“, sagt Tina. „Wenn man Mahlzeiten auslässt, kommt es schnell zu Heißhungerattacken wegen der Unterzuckerung“, fügt Ernährungsberaterin Birgit Schwerdtner hinzu.

Viele der Teilnehmer beschäftigen sich schon seit Jahren mit dem Thema Ernährung, erzählt die Biehainerin. Daher gehe es bei dem Ernährungskurs eher darum, den Teilnehmern den richtigen Weg zu zeigen. Habe ich jetzt Hunger oder nur Appetit? Wann bin ich satt oder esse zu viel? Solche Fragen sollen beantwortet werden. „Es geht ja darum, etwas zu verändern“, sagt Birgit Schwerdtner. „Veränderung ist die Motivation fürs Abnehmen.“