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Ärger um Hochwasserschutz

Die Stadt plant, den Jordanbach in Rattwitz zu zähmen. Doch ein Anwohner will sich wehren – notfalls vor Gericht.

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© Uwe Soeder

Von Stefan Schramm

Rattwitz und der Jordanbach sind seit alter Zeit auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. In der geschützten Talmulde konnte sich das Dorf überhaupt erst entwickeln. Bereits 1451 wurde ein Rittersitz erwähnt, der sich wahrscheinlich in einer Wasserburg befand, deren Gräben der Bach speiste. Doch der lieferte den Anwohnern nicht nur ihr Trink- und Brauchwasser, sondern brachte hin und wieder auch Unglück über den Ort. In den Jahren 2010 und 2012 trat der Jordanbach zuletzt deutlich über die Ufer. Eine schlammige Brühe wälzte sich von den oberhalb gelegenen Ackerflächen hinunter in die Seidau.

Dem will die Stadt bald endgültig einen Riegel vorschieben. In ihrem Auftrag plant ein Ingenieurbüro umfangreiche Maßnahmen für den Flutschutz am Bach. Die zentrale Maßnahme: der Bau eines Rückhaltebeckens, zu dessen Damm die stillgelegte Bahnstrecke nach Hoyerswerda umfunktioniert werden soll, die das Tal etwas erhöht durchquert. Doch das kann nur die Seidau vor Hochwasser schützen, nicht jedoch die oberhalb gelegenen Rattwitzer. Dort sind deshalb andere Maßnahmen nötig. Unter anderem sehen die Planungen vor, dass der Bach künftig den unteren der beiden Teiche nicht mehr durchfließt. Viel mehr soll er das Gewässer zu Füßen des um 1890 gebauten Herrenhauses des Rittergutes Rattwitz in einem Graben umgehen.

Anwohneer ist überrascht

Den Anwohner Andreas Klix, auf dessen Grundstück der Teich liegt, beunruhigt das. „Ich fühle mich völlig überrannt von den Plänen“, beklagt er. Im vergangenen Jahr habe er von der Stadt ein Schreiben erhalten, demzufolge geprüft werden sollte, wie der Teich mit den Hochwasserschutzmaßnahmen in Einklang zu bringen ist. Bei dem folgenden Vor-Ort-Termin sei über mehrere Varianten gesprochen worden. Nun zeigt er sich überrascht davon, was seinem Teich tatsächlich blüht: Ein bis zu sieben Meter breiter Graben solle auf Kosten der Teichfläche um das Gewässer herumgebaut werden. „Dieser 300 Jahre alte Rittergutsteich soll so erhalten bleiben, wie er ist“, fordert Andreas Klix. Auch zwei alte Eichen wolle man fällen. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, wolle er juristisch gegen die Pläne vorgehen. „Ich habe viel Kosten und Mühen investiert, im Jahr 2010 für 20 000 Euro unter anderem den Auslauf des Teichs erneuert“, berichtet der Anwohner.

Damals haben die Planer schon Gedanken darüber gehegt, den Teich zu umgehen, vermutet er. Hätte er das gewusst, hätte er sich die teure Reparatur gespart. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Vor vier Jahren war die Planung für konkrete Maßnahmen noch nicht so weit“, sagt Falko Wendler, Leiter des städtischen Hoch- und Tiefbauamts. Derzeit überprüfen die zuständigen Behörden die Gesamtplanung. Die werde voraussichtlich Anfang 2015 bestätigt, erst dann gehe die Planung für die einzelnen Vorhaben entlang des Baches weiter. In einem solchen Fall müsse sich die Stadt ohnehin mit dem Eigentümer abstimmen.

Hochwasser war früher nicht so schlimm

Ab 1959 wuchs Andreas Klix in Rattwitz auf. „Wir leben schon immer mit Hochwasser, aber so schlimm wie zuletzt war es früher nicht“, berichtet er. Als einen Grund für die Verschärfung vermutet er, dass mit der Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR-Zeit die Feldraine verschwanden. Deshalb schlägt er vor, Baumschutzstreifen zu pflanzen, die Wasser speichern. „Das ist ebenso wie die Verwallungen und Rückhaltungen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht einfach gegen den Eigentümer durchzusetzen“, sagt Falko Wendler.

Leider werde das Problem nicht an der Wurzel angepackt, ärgert sich der Anwohner. Stattdessen solle der Jordanbach auch an seinem Oberlauf aufgeweitet werden, wo noch ein Stück Auenland erhalten sei. Dann verschwinde wieder ein Stück Natur, so Andreas Klix. Und wenn der Jordanbach wieder auf den Stand von 2012 anschwellen sollte, würden das die geplanten Anlagen sowieso nicht überleben. „Da lacht das Hochwasser drüber“, ist sich Andreas Klix sicher. Nun wünscht er sich Nachbesserungen und ein Entgegenkommen der Stadt.