Ärztehaus-Projekt ist gescheitert

Die Idee klang gut: Die Chirurgie von der Fuhrmannstraße in Deuben sollte auf die Dresdner Straße nach Hainsberg umziehen. Von modernen Räumen, mehr Platz und einem barrierefreien Zugang schwärmten die Ärzte, als sie im Mai 2018 mit der Idee an die Öffentlichkeit gingen. Doch davon ist nicht viel geblieben. Der Umzug wird so nicht stattfinden, zumindest nicht nach Hainsberg. „Das Projekt ist gescheitert“, sagt Henryk Eismann knapp. Näher möchte sich der Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Freital (WGF) nicht äußern.
Die WGF ist der Eigentümer des kleinen Flachbaus in der Fuhrmannstraße, in dem die vier Mediziner seit vielen Jahren praktizieren. Sie sind die einzigen niedergelassenen Chirurgen in Freital. Doch das Gebäude ist alt und dringend sanierungsbedürftig. Bei laufendem Betrieb ist aber ein Umbau nicht möglich, allein schon aus hygienischen Gründen. Deshalb suchte man bei der WGF nach einer Alternative. Als das Haus an der Dresdner Straße 288 zum Verkauf stand, ergriff die Wohnungsgesellschaft, ein Tochterunternehmen der Stadt Freital, die Gelegenheit.
Das Gebäude wurde 1902 im Schweizer Stil erbaut. Es gehörte damals zur Papierfabrik. Darin waren Wohnungen für leitende Mitarbeiter eingerichtet. Zum Haus gehörte ein parkähnlicher Garten, am Haupteingang sprudelte ein Springbrunnen. Zu DDR-Zeiten entstand an der Rückseite der Villa ein Kindergartenanbau. Bis kurz nach der Wende tobten nun Mädchen und Jungen übers Grundstück. Zuletzt wurde die Einrichtung vom Deutschen Roten Kreuz betrieben. Ob das große Haupthaus da noch bewohnt war, entzieht sich der Kenntnis der WGF-Geschäftsführung. Elektroinstallation, Fußböden, Fenster, Türen deuten jedenfalls darauf hin, dass das Gebäude wohl mindestens seit Anfang der 90er-Jahre ungenutzt ist.
Mit den Chirurgen als potenzielle Mieter plante die WGF nach dem Kauf der Villa deren Umbau und Sanierung. Es ging um Empfang, Wartebereich, Sprechzimmer und Röntgenraum im Erdgeschoss. In der ersten Etage sollte der ambulante Operationsbereich einziehen. An der Rückseite war ein Anbau für einen Lift geplant, die dritte Etage hätte zur Physiotherapie ausgebaut werden können. Alternativ wurde auch an Wohnungen gedacht. Der Umzug sollte im vierten Quartal 2019 stattfinden. „So lange halten wir es in der Fuhrmannstraße noch aus“, sagte Chirurgin Claudia Müller im Mai 2018 gegenüber der SZ.
Nun wollen sie und ihre Kollegen offenbar länger in Deuben bleiben. Warum, wollte Müller nicht begründen. „Ich möchte nur bestätigen, dass wir uns tatsächlich anders entschieden haben und ein Umzug nach Hainsberg nicht stattfinden wird“, sagte Müller auf Nachfrage. Zu den Zukunftsplänen für die Praxis wolle man sich gemeinsam im Team zu einem gegebenen Zeitpunkt äußern.

Was auch immer die Chirurgen vorhaben – die Wohnungsgesellschaft will die alte Villa nicht verkommen lassen. Nachdem im Frühsommer vergangenen Jahres zunächst der alte Kita-Anbau abgerissen wurde, ist man nun auf der Suche nach einem neuen Konzept. Derzeit wird die Villa über einen Makler als Immobilie für Gastronomie und Hotel im Internet zur Miete angeboten. Es wäre eine Option für das Haus. Eine andere Idee ist, dort beispielsweise Büroräume einzurichten und an Firmen zu vermieten.
Offen ist auch, was mit dem hinteren Teil des riesigen Villengrundstücks passiert, der jetzt brachliegt. Im Rahmen der Praxis-Planung wollte die WGF sich zunächst auf die alte Villa konzentrieren, schloss aber eine Vermarkung der freien Fläche nicht aus. Denkbar wäre eine Bebauung mit kleineren Wohnhäusern. „Wir arbeiten jetzt daran, für die Villa und das gesamte Grundstück ein neues Konzept auf die Beine zu stellen“, sagt WGF-Chef Eismann.
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