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Allein unter Frauen

Männer als Kindergartenerzieher sind immer noch relativ selten. Doch Wilsdruff hat einen.

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Von Peter Salzmann

Er gleicht einem Turm in der Brandung, wenn er inmitten fröhlicher Kinder steht. Mit seinen 1,82 Meter Größe überblickt er die „Hasengruppe“ in der Kindertagesstätte „Spatzennest“ mühelos, immer wachen Auges, aber stets lächelnd.

Der 28-jährige Jan Oldenburg aus Wurgwitz absolviert seit 2013 im Braunsdorfer Kindergarten eine vierjährige berufsbegleitende Ausbildung als Erzieher. Die Bezeichnung „Kindergärtner“ sei schon lange nicht mehr üblich. Einst im Hotelmanagement tätig, hat sich der gebürtiger Dresdner für die Arbeit mit Kindern entschieden: „Mir macht es Spaß und Freude zu sehen, wie sich die Mädchen und Jungen entwickeln.“ Dabei wolle er helfen, „einen Beitrag auf dem Weg ins Leben zu leisten“. Evelyn Rost, seit 2005 Kita-Leiterin im zehnjährigen „Spatzennest“, bescheinigt ihm „viel Geschick und hohes Engagement mit dem richtigen Blick für die Kinder“. Manja Stauch, deren Tochter Selma sich noch bis vor wenigen Monaten in Oldenburgs liebevoller Obhut befand, nennt ihn „nett und witzig“, der bei den Kindern „gut ankommt, Zuneigung und Respekt genießt“. Jan kennt alle seine 19 Häsinnen und Hasen der Gruppe mit den Vornamen: Luis, Anton, Lilly, Maria, Fritz oder Karl. Er sei nur der „Unterhase“, „Haupthase ist unsere Heike Schulz“, unterstreicht er die Verantwortung.

Wer das Kita-Gelände am Ortsausgang Richtung Oberhermsdorf betritt, wird nicht lärmend, aber mit fröhlichem Kinderlachen begrüßt. Schaukel und Rutsche, Klettergerüste, großer Sandkasten samt Sonnenschutznetz, auch ein Trampolin sind ausgelastet. Lauf- und Dreiräder, Roller, Spielsachen aller Art erfreuen sich regen Zuspruchs. Vor allem bei den Jungs steht der Fußball obenan. Jan Oldenburg mittendrin, wenn die Knirpse den Ball ins Minitor unterzubringen versuchen. „Die Jungs haben unter den bekannten Fußballern durchaus ihre Idole.“ Doch auch die Mädchen beziehen den jungen Erzieher gern in ihr Spiel ein, wenn sie sich dem Puppenwagen widmen. „Männer als Kindergartenerzieher sind immer noch relativ selten“, erzählt Evelyn Rost. Dennoch ist Jan Oldenburg keineswegs ein Exot, aber „für unsere Kinder ist er etwas Besonderes“. Bei aller Zuneigung: „Wenn er Schluss sagt, dann ist Schluss!“ Denn Ordnung muss sein.

Das „Spatzennest“ an der Thälmannstraße gilt als „Haus der kleinen Forscher“, zertifiziert durch die Handwerkskammer Dresden. „Wir beschäftigen uns mit den Kindern auf ihre Weise mit Magneten, Wasser und Windrichtungen“, gibt Oldenburg Einblick in das Tagesgeschehen. Leiterin Rost bekräftigt: „Es gehört zu unserem Profil, mit den Kleinen ganz viel draußen an frischer Luft zu sein; wir achten auf Bewegung und gesunde Ernährung.“ Oldenburg verweist darauf, dass das alles in enger Zusammenarbeit mit den Eltern geschieht und dass „die wettergerechte Kleidung immer beachtet wird“.

Das „Spatzennest“ ist eine von acht Kitas im Kindergartenverein Wilsdruff. 83 Mädchen und Jungen bis zum 7. Lebensjahr werden in Braunsdorf liebevoll von 13 Erziehern umsorgt, unter ihnen Jan Oldenburg. Seine Freizeit gehört seinem vierjährigen Söhnchen Luca. „Vor allem auch dem Fußball“, sagt Jan. „Mit der SG Wurgwitz sind wir mit Trainer Dirk Damrau 2013 in die Kreisoberliga aufgestiegen, liegen im Mittelfeld und spielen mit dem FC Pirna, mit Hainsberg, Wilsdruff und Pesterwitz in einer Staffel.“