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Alte Jeans ganz neu

Dass eine ausrangierte Hose längst nicht weggeworfen werden muss, beweist eine Riesaer Schülerin.

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NEU!

Von Luisa Selle

Jeder hat sie im Kleiderschrank. Mindestens eine. Die Jeans. Um dieses Thema drehte sich eine ganze Projektwoche des Städtischen Gymnasiums. Von Ende März bis Anfang April lernten die 45 Schüler der 8. Klassen nicht nur Wissenswertes über die Geschichte der Jeans, sondern auch, dass das Leben des beliebten Kleidungsstückes nicht zwangsläufig in der Altkleidersammlung enden muss. Linda Schädlich verwandelte ihre hellblaue Jeans deshalb in einen modernen Tragebeutel.

Bevor Linda Schädlich nach drei Stunden stolz ihren einmaligen Jute-Jeans-Beutel um die Schulter schwingen kann, sind einige Arbeitsschritte nötig. Foto: Alexander Schröter
Bevor Linda Schädlich nach drei Stunden stolz ihren einmaligen Jute-Jeans-Beutel um die Schulter schwingen kann, sind einige Arbeitsschritte nötig. Foto: Alexander Schröter
Bevor Linda Schädlich nach drei Stunden stolz ihren einmaligen Jute-Jeans-Beutel um die Schulter schwingen kann, sind einige Arbeitsschritte nötig. Foto: Alexander Schröter
Bevor Linda Schädlich nach drei Stunden stolz ihren einmaligen Jute-Jeans-Beutel um die Schulter schwingen kann, sind einige Arbeitsschritte nötig. Foto: Alexander Schröter

Dort, wo sich sonst Hefter, Stifte und Ordner auf der Schulbank türmen, legt sich die 14-Jährige einen einfachen Jutebeutel, Schere, Leim, Nahtauftrenner und Nadeln zurecht. Als erstes zerlegt die Schülerin ihre Jeans in passende Einzelteile, löst dabei vorsichtig die Nähte der Hosentasche ab und trennt dann das Lederteil an der Gürtelschlaufe ab. Das legt sie beiseite. Später sollen diese beiden Elemente auf der Tasche angenäht werden. Währenddessen kämpft sich Elias Lohbusch durch den schweren Jeansstoff. „Für mich als Junge ist es ungewohnt, mit diesem Material zu arbeiten, aber auch sehr spannend“, sagt der 14-Jährige lachend und schneidet ein Stück Hosenbein ab. Der Riesaer möchte daraus einen Beutel gestalten, ihn dann seiner Mutter zum Geburtstag schenken.

Doch nicht immer werden Jutebeutel hergestellt. Zu T-Shirts, Gelddosen, Schmuckkästchen, Handyhüllen und Wanddekorationen werden die alten Jeansstoffe umfunktioniert. Das Wiederverwerten von vermeintlich nutzlosen Dingen heißt neudeutsch Upcycling. Bei den Schülern kommt das Jeans-Upcycling-Projekt schon seit Jahren sehr gut an. „Autsch“, ruft Linda. Während sie in mühevoller Kleinstarbeit an der Jeans werkelt, pikst sie sich ab und zu in den Finger. Dann entdeckt sie auf ihrem Tisch alte Gardinenringe. Sofort hat die Gymnasiastin eine Idee: „Die Ringe befestige ich an den Henkeln des Stoffbeutels. Dadurch sehen sie doch gleich viel dekorativer aus“, meint sie und zerschneidet die Stellen, an denen die Henkel am Beutel angenäht sind. Nun greift sie nach einem Ring, platziert ihn an der Oberkante des beigen Beutels und näht sie daran fest. Nachdem sie alle vier Ringe auf diese Weise an der Tasche befestigt hat, legt sie die abgetrennten Henkel um die Ringe herum und näht sie wieder zusammen. „Das klingt kompliziert, ist es aber nicht“, so Linda, die in ihrer Freizeit gern näht und schneidert. Plötzlich hallen laute Schläge durch den Klassenraum. Auf dem Fußboden sitzt Mitschülerin Lena und hämmert Nieten in ihren Stoffbeutel ein. Inzwischen hat Linda die vier Holzringe dank vieler kleiner Nadelstiche am Beutel befestigt. Dunkel und metallisch klingt es, wenn die großen Scheren sich durch den groben Jeansstoff kämpfen. Lindas Upcycling-Beutel nimmt allmählich Form an. Die anfangs von der Hose abgetrennten Teile platziert sie nun auf dem Beutel. So verknüpft sie die Hosentasche mit dem hellen Stoff. Das erinnert daran, wie Omi einst immer Flicken auf die zerfetzten Hosenstellen nähte. „Wow, die Hosentasche ist sogar groß genug für mein Handy!“, ruft Linda begeistert. Zum Schluss klebt sie noch das Lederelement auf die Tragetasche. Fehlt nur noch ein passender Spruch auf dem schlichten Beutel. Linda wählt „All I need is all I got“. (zu deutsch: Alles was ich habe, ist alles, was ich brauche.). Eine Anspielung darauf, dass man öfter gebrauchte Dinge wiederverwerten sollte?

Wie kreativ und einzigartig Upcycling ist, lesen Sie auf dem Online-Magazin unter www.zweitleben.de