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Altes Fernmeldezentrum weicht Neubau

Die Investoren haben konkrete Pläne für die Fläche am Dresdner Postplatz. Gegenüber vom Zwinger-Forum entstehen Wohnungen.

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© Fabian Schröder

Von Peter Hilbert

Am Postplatz soll eine weitere Baulücke verschwinden. Dabei handelt es sich um den Zipfel zwischen Freiberger und Annenstraße. Doch bevor die Brachfläche bebaut wird, rollen die Abrissbagger an. Zum Auftakt des Großprojekts soll das alte DDR-Fernmeldezentrum beseitigt werden, das vor dem 1994 errichteten Telekom-Neubau steht. Schon lange bietet der graue Betonbau einen tristen Anblick. Das Gebäude steht seit Jahren leer. Der Gegensatz an Dresdens zentralem Platz ist noch krasser geworden, seitdem direkt gegenüber das neue Zwinger-Forum steht, das fast komplett vermietet ist.

Das alte Fernmeldezentrum am Postplatz

Seit Jahren steht der alte Telekombau am Postplatz in Dresden leer. Dabei war er Anfang der 1980er-Jahre ein Vorzeigebau.
Seit Jahren steht der alte Telekombau am Postplatz in Dresden leer. Dabei war er Anfang der 1980er-Jahre ein Vorzeigebau.
Nun soll er komplett verschwinden.
Nun soll er komplett verschwinden.
Im Oktober 2013 war das Gebäude an einen privaten Projektentwickler verkauft worden. Dabei soll es sich um eine Berliner Investorengruppe handeln.
Im Oktober 2013 war das Gebäude an einen privaten Projektentwickler verkauft worden. Dabei soll es sich um eine Berliner Investorengruppe handeln.
Der bis zu siebenstöckige Komplex hat eine Nutzfläche von 12.600 Quadratmetern.
Der bis zu siebenstöckige Komplex hat eine Nutzfläche von 12.600 Quadratmetern.
Das Gebäude entspricht nicht den Anforderungen der Investoren, erklärt Baubürgermeister Jörn Marx (CDU). Zudem sei es für Wohnzwecke ungeeignet.
Das Gebäude entspricht nicht den Anforderungen der Investoren, erklärt Baubürgermeister Jörn Marx (CDU). Zudem sei es für Wohnzwecke ungeeignet.
Nach dem Abriss soll dort ein bis zum Postplatz reichendes Gebäude parallel zum benachbarten Zwinger-Forum gebaut werden.
Nach dem Abriss soll dort ein bis zum Postplatz reichendes Gebäude parallel zum benachbarten Zwinger-Forum gebaut werden.

Nachdem sich jahrelang nichts getan hatte, war im Herbst 2013 eine Entscheidung gefallen. Das hatte das Immobilienunternehmen Corpus Sireo bestätigt, das die Grundstücke der Deutschen Telekom verwaltet. Im Oktober war das Gebäude an einen privaten Projektentwickler verkauft worden. Dabei soll es sich um eine Berliner Investorengruppe handeln. Der bis zu siebenstöckige Komplex hat eine Nutzfläche von 12.600 Quadratmetern. Das Fernmeldegebäude wurde nicht im damals üblichen Plattenbau errichtet, sondern im Deckenhub-Verfahren. Das funktionierte wie folgt: Die Bauleute stellten am Boden die großen Stahlbetonplatten des Komplexes her, nur die Stahlbetonstützen ragten in die Höhe. Mit einer ausgetüftelten Technologie wurde dann Decke für Decke von Hydraulikpressen nach oben gezogen.

Doch das Gebäude entspricht nicht mehr den Anforderungen der Investoren, erklärt Baubürgermeister Jörn Marx (CDU). „Untersuchungen zum Erhalt und zu ergänzenden Anbauten ergaben, dass die technischen und nutzungsrelevanten Veränderungen an dem Bestandsgebäude einen wirtschaftlich unverhältnismäßigen Aufwand erfordert hätten“, sagte er. Zudem sei es für Wohnzwecke ungeeignet. Die Investoren haben das Dresdner Büro See Architekten beauftragt, Pläne für einen Neubau zu entwerfen. Architekt Stefan Wolff hatte dem Bauausschuss kürzlich einen Entwurf vorgestellt. Gebaut werden soll ein bis zum Postplatz reichendes Gebäude parallel zum benachbarten Zwinger-Forum. Gegenüber der SZ lehnte Wolff jedoch jegliche Stellungnahme ab. „Wir sind vom Investor ausdrücklich instruiert worden, nichts zu verraten“, sagte er. Baubürgermeister Marx erläuterte der SZ jedoch Details des Vorhabens. Danach soll der Wohnkomplex so errichtet werden, dass er den Postplatz besser begrenzt als das alte Fernmeldezentrum.

Die Fläche liegt im Gebiet des Bebauungsplans Postplatz/Wallstraße. Der ermögliche den Abbruch des leer stehenden Telekomgebäudes und eine karreeartige Bebauung. Also ist dafür keine zusätzliche Entscheidung des Stadtrates mehr nötig.

Im Bauausschuss wurde die Strategie befürwortet. Die Räume des alten Telekom-Baus sind sehr groß. „Mir leuchtet ein, dass die Investoren damit nichts anfangen können und einen Neubau errichten wollen“, sagt Thomas Löser von den Grünen. „Je mehr am Postplatz passiert, umso besser“, so Hans-Joachim Brauns (CDU). Er hofft mit Blick auf das alte Telegrafenamt, dass dann auch an anderen Stellen was passiert. Der ab 1875 errichtete Altbau verfällt an der Ecke Annen-/Marienstraße zusehends. Auf einen anderen Aspekt verweist Axel Bergmann (SPD). Mit dem Neubau werde ein grünes Umfeld in der Innenstadt noch wichtiger. Aus dem Grundstücksverkauf an der Wallstraße habe die Stadt 3,5 Millionen Euro dafür reserviert. Die sollten für die Gestaltung des lange geplanten Promenadenrings an der Wallstraße eingesetzt werden.

Der Dresdner Peter Großer findet es schade, dass das Fernmeldezentrum verschwindet. Der heute 59-Jährige hatte als Bauleiter das Gebäude bis 1981 fertiggestellt. „Ich kann nur hoffen, dass die neue Fassade schicker als die anderen am Postplatz wird und besser zum historischen Ensemble im Umfeld passt“, sagt der promovierte Bauexperte.