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An der Forststraße zählt jeder Zentimeter

Unter den Schienen sollen künftig große Lkws hindurch passen. Doch die Straße tiefer zu legen, ist nicht ganz einfach.

Von Nina Schirmer
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Blick in den Untergrund: Im unteren Abschnitt der Forststraße wurden neue Abwasserkanäle verlegt. Durch die Unterführung sollen künftig auch große Lastwagen passen. Noch bis voraussichtlich Mai 2020 wird dort gebaut.
Blick in den Untergrund: Im unteren Abschnitt der Forststraße wurden neue Abwasserkanäle verlegt. Durch die Unterführung sollen künftig auch große Lastwagen passen. Noch bis voraussichtlich Mai 2020 wird dort gebaut. © Norbert Millauer

Radebeul. Wer einmal sehen möchte, wie es unter dem Asphalt in einer Straße aussieht, hat an der Baustelle in der Forststraße gerade beste Gelegenheit. Als Fußgänger kommt man am Baufeld vorbei und kann unter der Bahnbrücke einen guten Blick auf die großen Kanäle werfen, die dort neu verlegt wurden.

Dabei fällt eine Besonderheit auf: In der Straßengrube liegen gleich zwei Abwasserkanäle nebeneinander. Durch beide soll das Abwasser von Radebeul-Ost, das im Klärwerk Kaditz aufbereitet wird, fließen. Dass es zwei sind, hat etwas mit der Straßenhöhe zu tun, erklärt Oliver Lange vom Radebeuler Stadtbauamt, der für das Projekt zuständig ist. Die Straße soll künftig möglichst flach unter den Schienen liegen, damit auch große Lkws hindurch passen. Bisher gab es eine Höhenbeschränkung für Laster und besonders große mussten einen Umweg nehmen.

Das Problem: Weil aus dem gesamten Gebiet sehr viel Abwasser anfällt, war der bisherige Kanal ei-förmig, damit möglichst viel Schmutzwasser hindurch fließen konnte. Hätte man diesen Kanal so gelassen und trotzdem die Straße wie gewollt tiefer gelegt, würden Autos und Lastwagen gerade einmal 30 Zentimeter über dem Rohr fahren, sagt Lange. Die Gefahr, dass dabei durch Erschütterungen Schäden an den Rohren entstehen, wäre zu hoch. Normalerweise liegen Abwasserkanäle bis zu fünf Meter in der Erde. Das komplette Rohr tiefer legen, ging aber auch nicht, weil dann der Anschluss zum Kanal an der Seestraße nicht mehr gepasst hätte.

Deshalb haben sich die Planer für die Variante mit zwei Abwasserrohren entschieden, die nebeneinander deutlich niedriger sind, als ein großes. So liegen künftig zwischen Kanälen und Autoreifen immerhin noch gute 80 Zentimeter. In einem Übergangsschacht, den man derzeit auch noch gut in der Baugrube erkennen kann, wird das Abwasser von einem ankommenden Kanal auf die beiden neuen aufgeteilt. Ein spezieller Flüssigmörtel, der wie eine Schlammschicht auf den Rohren liegt, soll sie schon jetzt vor Schäden schützen und sorgt dafür, dass sie sich nicht mehr verschieben.

Seit Anfang Mai ist die Forststraße jetzt gesperrt. Die Bauarbeiten seien bisher gut vorangegangen und der Zeitplan stimme, sagt Oliver Lange. Abgesehen vom Abwasserkanal mussten in der Straße auch sämtliche andere Medien neu verlegt werden, wie Leitungen für Nieder- und Mittelspannung, Trinkwasser, Gas, Breitband, Telefon und öffentliche Beleuchtung. 

Im Untergrund stießen die Bauleute auch auf einige alte Leitungen, zum Beispiel vom Arzneimittelwerk, die nicht mehr in Betrieb sind und entfernt wurden. Wirklich große Überraschungen sind aber ausgeblieben, sagt Lange zufrieden. „Den technisch kompliziertesten Teil haben wir hinter uns.“ 

Auch die neuen Stützmauern für die tiefergelegten Straßen stehen bereits. Der Abschnitt zwischen Meißner und Sidonienstraße ist schon fertig. Dort ist die Straßendecke jetzt glatt und die Bürgersteige haben ein gelbes Pflaster bekommen. Auf der westlichen Seite wurde der Gehweg auf 2,50 Meter verbreitert.

Läuft weiter alles nach Plan, soll der Abschnitt unter den Bahnschinen im Mai 2020 fertig werden, dann kann auch der Verkehr wieder durch die Forststraße rollen. Insgesamt kostet der Straßenausbau rund 2,15 Millionen Euro. Die Firma Strabag AG aus Meißen hat die Arbeiten übernommen.

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