Anschlag auf Hentschke Bau: Waren es Linksextremisten?

Bautzen. Auf dem Gelände der Firma Hentschke Bau in Bautzen liegt der Brandgeruch noch in der Luft. Die Polizisten haben ein Absperrband um eine große Sattelzugmaschine gespannt. Wer sich das Fahrzeug genau ansieht, der erkennt die schwarzen Spuren, die das Feuer hinterlassen hat. Die Mitarbeiter des Landeskriminalamtes (LKA) sichern den Tatort, sammeln Hinweise auf den Tathergang. Sie müssen sich beeilen. Ein weiterer Tatort wartet bereits auf sie.
Die beiden Vorfälle, um die es geht, haben sich in der Nacht zum Dienstag ereignet. In Bautzen bemerkten Sicherheitsdienst-Mitarbeiter kurz nach 2 Uhr ein Feuer auf dem Firmengelände an der Zeppelinstraße. Noch in der Nacht löschte die Feuerwehr einen brennenden Bagger sowie einen Sattelschlepper, auf dem ein Baukran und eine Straßenwalze verladen waren. Nach Angaben der Firma beträgt der Schaden zwischen 300.000 und 500.000 Euro.
Erste Details zum Brandanschlag verrät Unternehmenssprecher Falk Al-Omary. Er spricht von etwa sieben Brandsätzen an verschiedenen Maschinen. „Nicht alle davon sind explodiert. Es sollte ein noch größerer Schaden verursacht werden“, sagt er. Al-Omary vermutet, die Täter könnten durch den Wachdienst gestört worden sein. Ein ähnliches Szenario ereignete sich im 200 Kilometer entfernten Rodewisch im Vogtlandkreis. Dort hatten in derselben Nacht Unbekannte auf dem Gelände einer Baufirma zwei Lastwagen-Kipper und einen Kleintransporter in Brand gesetzt. An weiteren Fahrzeugen wurden Brandsätze entdeckt, die jedoch nicht zündeten. Betroffen ist die Firma VSTR Rodewisch, eine Partnerfirma von Hentschke Bau.
Beide Unternehmen bauen zusammen an der neuen Zwei-Länder-Justizvollzugsanstalt in Zwickau-Marienthal. „Es ist für uns ein erheblicher Schaden entstanden, den wir nicht so leicht kompensieren können“, sagt Jürgen Rannacher, Unternehmenschef der Rodewischer Baufirma. Auf 400.000 Euro wird der Schaden geschätzt.
Aber wer steckt hinter den Brandstiftungen? „In Würdigung der vorliegenden Umstände ist derzeit davon auszugehen, dass diese Straftat politisch linksextremistisch motiviert ist“, heißt es in einer Mitteilung des LKA. Ob es Zusammenhänge zwischen den Vorfällen gibt, werde geprüft. Man könne das derzeit weder bestätigen noch dementieren, so das LKA.
Für Hentschke Bau ist es nicht der erste Anschlag. Im August gab es in Zwickau auf einer Baustelle der Firma einen ähnlichen Vorfall. Damals brannte ein Bagger aus. Vier weitere Bagger und ein Radlader wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft Zwickau beschädigt. Kurz nach dem Vorfall tauchte ein Bekennerschreiben auf der linken Internet-Plattform Indymedia auf. Darin behaupteten die Verfasser, sie wollten mit dem Brandanschlag gegen den Bau von Gefängnissen protestieren. In ihrem Text griffen sie vor allem Hentschke Bau-Chef Jörg Drews an. Dieser sei „einer der Auftragsnehmer und Profiteure des Großprojekts“. Konkret warfen sie ihm seine Großspende für die AfD vor. Und sie unterstellten ihm, er bewege sich mit seinen politischen Aktivitäten in der Nähe der Reichsbürger-Ideologie und der als rechtsextrem eingestuften Identitären Bewegung.

Die aktuellen Brandanschläge bleiben nicht folgenlos. Hentschke Bau-Sprecher Falk Al-Omary erklärt, man habe in den vergangenen Wochen sukzessive die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Dabei sei es vor allem um die Baustellen gegangen. Mit einem Brandanschlag auf ein Firmengelände habe man nicht gerechnet. Von einer Tat in einer neuen Dimension spricht Al-Omary. Man müsse nun prüfen, welche Maßnahmen noch ergriffen werden können. Das Gelände auf der Zeppelinstraße ist schon jetzt von einem hohen Zaun umgrenzt. An den Gebäuden hängen Überwachungskameras. Und nicht nur die Sicherheit ist nun Thema. Techniker schauen sich die beschädigten Maschinen an. Es geht um die Frage, ob diese noch zu retten sind. „Manche Geräte kann man nicht einfach nachkaufen, dafür gibt es lange Lieferzeiten“, so Al-Omary. Die Arbeit könne dennoch normal weitergehen, betont er. Die Firma greift auf andere Maschinen zurück.
Der Brandanschlag bei Hentschke Bau entsetzt einige Bautzener. „Das Geschehen verurteile ich auf das Äußerste. Es macht mich zornig, mit ansehen zu müssen, dass hier ein europaweit tätiges Bautzener Unternehmen gewaltsam angegriffen wird“, sagt Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD). Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Marko Schiemann verurteilt den Anschlag.
aktualisiert: 5. November, 17.00 Uhr
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