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Anwohner vermissen ihren Badesee

Der Wasserspiegel in der Talsperre Kauscha ist so stark abgesenkt, dass die Anlage verschlammt.

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Von Stefan Rössel

Die Talsperre Kauscha sorgt für Ärger bei Bewohnern in der Umgebung von Nickern. Frank Rubach äußert sich entsetzt darüber, wie der Stausee seit Jahren immer stärker leergepumpt wird. Er sieht die Schuld bei den Landwirten der Umgebung, weil sie den See systematisch leeren würden.

Heute steht das Wasser nur noch höchstens kniehoch. Magere neun Zentimeter verzeichnete die Talsperrenmeldezentrale gestern. Gegenüber der früheren Wasserlinie ist der Stand um rund vier Meter abgesenkt.

Ein paar Enten schwimmen in dem Tümpel, der stark verschlammt ist. An den Seiten führen blaue Schläuche hoch und weiter zu den benachbarten Erdbeerfeldern. „Früher konnten wir hier im Sommer baden gehen. Das ist jetzt lange nicht mehr möglich“, sagt Frank Rubach.

Giftbildung vermieden

Er ist nicht der Einzige, der dem Badesee nachtrauert. „Rettet die Talsperre Kauscha!“ heißt es auf einem Schild, das an dem Stauwall angebracht ist. Der früher beliebte Naherholungsort solle zum Tümpel verkommen. Die Landestalsperrenverwaltung (LTV) wird mit wütenden Kommentaren als Schuldige für die Entwicklung gebrandmarkt.

Die Behörde weist darauf hin, dass die 1985 errichtete Anlage vor allem dem Hochwasserschutz für den Geberbach diene. Nur ein Teil des Beckens werde dauerhaft als Stauraum genutzt. In der Regel solle es mit 20000 Kubikmetern gefüllt sein, teilt LTV-Sprecherin Britta Andreas mit. Dabei ist der Stauraum für 250000 Kubikmeter ausgelegt, über das Zehnfache.

Erst vor zwei Jahren sei der Wasserstand auf das heutige Maß abgesenkt worden. 100000 Kubikmeter seien es vorher gewesen, berichtet Rubach. Und der Geberbach sei trotzdem nie über seine Ufer getreten. Darüber hinaus wurde die Wasserqualität in dem Stausee verbessert, erklärt Britta Andreas. Jetzt bilde sich kein giftiger Schwefelwasserstoff mehr, der in der Vergangenheit wiederholt zu Problemen in dem See geführt habe.

Die Bewässerung der Erdbeerfelder spielt nach ihren Worten für den Wasserstand kaum eine Rolle. Den Bauern sei eine Entnahme von nur 3000 Kubikmetern pro Jahr erlaubt, was kaum Auswirkungen auf den Wasserstand habe.

Für Frank Rubach setzt sich die Beschädigung des Wasserhaushalts ein paar Hundert Meter weiter oberhalb fort. Dort befindet sich der Kleinspeicher Goppeln. Der liegt in privater Hand und wurde in den 70er-Jahren zur Bewässerung der Flächen des ehemaligen VEB Obstproduktion Borthen angelegt.

Beim Pirnaer Landratsamt heißt es dazu, die Obstbauern hätten seit 1975 die Genehmigung, daraus von Mai bis August 55000 Kubikmeter abzuzapfen. Allerdings müsse ein Mindestabfluss von drei Litern pro Sekunde für den Geberbach gewährleistet sein. Das ist auch bei der Talsperre Bedingung.

Rubach kann das nicht zufriedenstellen: „Wir wollen wieder einen schönen, naturnahen Badesee zurückbekommen“, sagt er.