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Aral-Tankstelle soll abgerissen werden

An der Stelle an der Meißner Straße ist der Neubau des Karl-May-Museums geplant, mit einem öffentlichen Platz davor.

Von Nina Schirmer
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Die Stadt möchte das Tankstellen-Grundstück an der Meißner Straße kaufen. Hier soll mal der Neubau des Karl-May-Museums stehen.
Die Stadt möchte das Tankstellen-Grundstück an der Meißner Straße kaufen. Hier soll mal der Neubau des Karl-May-Museums stehen. © Norbert Millauer

Radebeul. Sind die Tage der blauen Zapfsäulen an der Meißner Straße schon gezählt? Geht es nach der Stadt, soll das Grundstück in Radebeul-Ost in diesem Jahr gekauft und 2021 die komplette Tankstelle abgerissen werden. Drei Jahre lang dauerten die Verhandlungen mit Aral und den Pächtern, jetzt habe man sich auf einen Kaufpreis geeinigt, sagt Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos). 

Die Tankstelle soll weichen, damit dort später der Neubau des Karl-May-Museums stehen kann und das Gebäude einen repräsentativen Vorplatz bekommt. Außerdem soll es eine Verbindung zum Kirchplatz und dem Ehrenhain, der seit Langem auf eine Sanierung wartet, geben und die Straßenbahnhaltestelle verlegt und barrierefrei ausgebaut werden.

Ein Gutachten habe gezeigt, dass der Boden unter der Tankstelle nicht kontaminiert ist, so Wendsche. Allerdings falle beim Abriss Sondermüll an, der entsprechend entsorgt werden muss. Der Eigentümer, die Aral AG, würde den Abriss mit Spezialtechnik übernehmen, die Kosten trägt die Stadt.

Kritik an der Planung kam im Stadtrat von Oliver von Gregory (Bürgerforum/Grüne). Er bemängelte, dass mit dem Kauf des Grundstücks scheibchenweise Schritte gegangen werden, ohne zu wissen, welche Gesamtkosten einmal auf die Stadt zukommen, letztendlich ohne zu wissen, ob das Museum tatsächlich gebaut wird. Bisher gibt es zwar eine Zusage vom Bund für Fördermittel. Das allein reicht aber nicht aus, auch das Land müsste die gleiche Summe zusichern, zusätzlich sind Spendengelder für den Neubau notwendig.

Oberbürgermeister Bert Wendsche warb indessen für den Ankauf des Grundstücks. Er sagte, dass alle Bausteine – vom Museum, über den Kirchplatz bis zur Haltestelle Meißner Straße – nicht realisierbar seien, wenn die Stadt nun nicht zugreife. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, die Eigentumsfrage zu klären“, so Wendsche. Ob der Platz später einmal der Stadt gehören soll, verpachtet wird oder im Erbbaurecht ans Museum geht, stehe noch nicht fest. 

Im März soll der Stadtrat über den Ankauf entscheiden. Dann wird auch öffentlich bekannt, auf welche Summe sich Stadt und Eigentümer geeinigt haben. Aus Sicht des Rathauses muss der Ankauf auch deshalb erfolgen, weil das Sanierungsgebiet Radebeul-Ost 2014 nachträglich um das Areal rund ums Karl-May-Museum ergänzt wurde. Damals bereits mit dem Plan, die Tankstelle abzureißen.

Christian Wacker, der Leiter des Karl-May-Museums, stellte in der letzten Stadtratssitzung das geplante Konzept für den Neu- und Umbau vor. Das Museum habe in einem langjährigen Dornröschenschlaf gedämmert, sagte Wacker, der vor gut zwei Jahren den Chefposten übernommen hat. Inzwischen habe man die Museumsarbeit professionalisiert. 

Derzeit läuft die digitale Erfassung aller Sammlungsstücke, ein Prozess der gut drei Jahre dauere. Die Besucher sehen bisher nur einen ganz kleinen Teil der Sammlung, die in ihrer Breite einzigartig sei. „Es ist unsere Verantwortung, das zu erhalten“, so Wacker. Er will das Museum deutlich vergrößern, sowohl um mehr Ausstellungsstücke zeigen zu können, als auch um mehr Platz für die Lagerung zu haben. 

„Die Depotsituation ist ungenügend, um es vorsichtig zu sagen“, sagte der Museumschef. Eine Neukonzeption sei die Grundvoraussetzung, um das Museum in die Zukunft zu tragen. Dazu gehöre auch mehr Platz für Sonderausstellungen, die es bisher kaum gab. „Wir müssen die Bevölkerung einladen, regelmäßig wiederzukommen“, so Wacker. Die Leute kämen nicht, wenn sich fünf Jahre lang nichts im Museum verändert.

Dem Leiter schwebt außerdem ein dauerhaftes Restaurant im Westernstyle auf dem Gelände vor. Auch die große Bibliothek Karl Mays mit den vielen Büchern, die der Schriftsteller selbst gelesen hat, soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Im letzten Jahr kamen rund 50.000 Besucher ins Karl-May-Museum. 

Damit liege man im oberen Viertel im deutschlandweiten Vergleich. „Wir sind kein Provinzmuseum“, so Wacker, der für den geplanten Vorplatz, wo jetzt noch die Tankstelle steht, kämpft. „Ich sehe ihn als absolute Notwendigkeit, damit der Neubau funktionieren kann.“ Von dem Platz aus soll sich das Museum erschließen.

Fest steht aber schon jetzt: Sollte der Stadtrat zustimmen und die Tankstelle wird nächstes Jahr abgerissen, wird dort noch eine ganze Weile Wiese bleiben, bis das Museum gebaut werden kann.

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