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Arbeiten, beten, tanzen und staunen

Der Wind pfeift durch die kahlen Kronen der Alleebäume. Rechenzinken greifen raschelnd unter die dürre Ahornblätterschicht, die den Boden bedeckt. Den Puppenwagen voller Laub, stapft der zweijährige Robin vergnügt hinter Hündin Nala her.

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Von Dorit Oehme

Der Wind pfeift durch die kahlen Kronen der Alleebäume. Rechenzinken greifen raschelnd unter die dürre Ahornblätterschicht, die den Boden bedeckt. Den Puppenwagen voller Laub, stapft der zweijährige Robin vergnügt hinter Hündin Nala her. Seine Tagesmutti Dorothee Nestler lacht.

Wie viel Stille darf es sein?

Es ist ein Ora-et-labora-Tag (bete und arbeite). Am Morgen hat Pfarrer Bludau, der das Haus der Stille in Grumbach leitet, mit den Teilnehmern das Morgengebet in der kleinen Kapelle unterm Dach gesprochen und gesungen.

Jetzt arbeiten alle gemeinsam im Freien. „Es ist schön, dabei mal so richtig zu schwitzen“, sagt die Dresdnerin Carmen Röthig und stellt die eben geleerte Schubkarre ab. Die 47-jährige Krankenschwester hält einen Moment inne und ergänzt: „Mir gefällt, dass der Tag heute so klar strukturiert ist.“

„Carmen Röthig bringt sich auch inhaltlich in die Arbeit unseres Hauses ein“, sagt Pfarrer Bludau später in seinem Büro. Sie gehöre zu denjenigen, die die Stillen Tage mit ausgestalten. Diese Tagesangebote soll es im neuen Jahr jeden Monat geben. Sie seien eine gute Einstiegschance für Neuinteressierte, sagt Pfarrer Bludau. „Denn sie fragen sich vielleicht, wie viel Stille sie überhaupt aushalten können.“

Schöpfung bewusst anschauen

Der ehrenamtliche Öffentlichkeitsmitarbeiter Andreas Götze hat dafür gesorgt, dass das Jahresprogramm für 2009 diesmal schon vor dem ersten Advent vorliegt. Neben den bewährten Meditations- und Schweigewochenenden findet sich im Juni darin auch ein Foto-Kurs: Der Leipziger Pfarrer und Hobbyfotograf Matthias Möbius lädt ein, die Schöpfung bewusst anzuschauen.

Neu ist auch ein Wochenende zum Entschleunigen. Pfarrer Bludau leitet es. Er erklärt: „Ich biete den Teilnehmern Entspannungs- und Wahrnehmungsübungen, biblische Impulse sowie Gespräche an. So können sie mit Leib und Seele neu – oder vielleicht erstmals – zu ihrer Mitte finden.“

Das Besondere an den Kursen im Haus ist: Sie sind nie stark mit Themen angefüllt. Die Gäste haben reichlich Zeit, in der sie in Einzel- oder Aufenthaltszimmern, bei Spaziergängen oder im Garten den Anregungen nachgehen können. „Jeder Gast beschäftigt sich letztlich mit dem, was ihn selber bewegt“, unterstreicht Heiner Bludau. Zum Träumen und Feiern des Lebens ist bei den beiden Tanzwochenenden im Februar und November Gelegenheit.

Mystik für Anfänger

Außerdem gibt es wieder spezielle Angebote für Frauen. Gemeinsam mit dem Haus der Kirche in Dresden steht die Reihe „Sehnsucht nach mehr – Mystik für Anfänger“ auf dem Programm. „Manche denken, dass Mystik etwas Eigenartiges oder gar Gefährliches sei“, räumt Bludau ein. Dabei sei es eine Form intensiv gelebten Glaubens, die es in allen großen Religionen gibt.

Ein moderner Franziskanermönch ist mit Georg Reider im März zu Gast. Der Buchautor und Schreibtrainer lädt ein, den Sinn des Lebens in der Tiefe und vor Gott aufzuspüren.

„Es tut Körper und Seele gut, hier zu sein“, sagt der Chemnitzer Hans Uhlig, der an den Ora-et-labora-Tagen der vergangenen Woche die Obstbäume im Garten beschnitt.

Kampf der Deponie

„Schlimm bleibt, dass rund 800Meter entfernt von diesem schönen Haus eine Sondermülldeponie für Gefahrgüter der höchsten Schadstoffklasse errichtet wird“, sagt der Grumbacher Friedrich Leithoff. Zusammen mit den anderen Deponiegegnern werde man weiter dagegen ankämpfen, auch wenn die Anlage genehmigt werden sollte.