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Wie der Schwedenstein zu seinem Turm kam

Vor 120 Jahren wurde der Grundstein gelegt. Damit begann auch die touristische Erschließung des Berges bei Steina.

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© Wolfgang Wittchen

Von Norbert Portmann

Steina. Auch, wenn 120 Jahre Schwedensteinturm keine große Besonderheit sind, sollte es an dieser Stelle Anlass für eine Erwähnung sein. Auch eine kleine Feier hätte sich der Turm verdient. Hoffentlich geht es dem Turm nicht einmal wie seinem älteren Bruder, dem Kamenzer Hutbergturm. Bis der Schwedensteinturm das 150. Jubiläumsjahr begehen wird, hat er noch 30 Jahre Zeit. Leider hielten weder die Stadt Kamenz, noch der Hutbergverein es für angebracht, das Jubiläum „150 Jahre Lessingturm“  würdig zu begehen.

Diese Postkarte etwa aus dem Jahr 1910zeigt bereits die touristische Nutzung des Gipfelplateaus. Die Höhenangabe 417 m ist freilich nicht ganz korrekt. Heute kann man den exakt vermessenen Höhenstein „420 m“ sogar anfassen.
Diese Postkarte etwa aus dem Jahr 1910zeigt bereits die touristische Nutzung des Gipfelplateaus. Die Höhenangabe 417 m ist freilich nicht ganz korrekt. Heute kann man den exakt vermessenen Höhenstein „420 m“ sogar anfassen. © Repro: SZ

Einst besaß das Nordwestlausitzer Bergland zwischen Bischofswerda, Kamenz und Königsbrück vier mit Aussichtstürmen und Bergwirtschaften gekrönte Gipfelhöhen – den Butterberg bei Bischofswerda, den Schwedenstein bei Pulsnitz, den Kamenzer Hutberg und den Keulenberg bei Königsbrück. Nach dem 1. Weltkrieg erhielt der Keulenberg einen hölzernen Aussichtsturm, der zuvor auf dem Kamenzer Flugplatz als Beobachtungsturm gedient hatte. Zu DDR-Zeiten wurde er wieder abgerissen. Somit ist der Schwedenstein unter den heute noch bestehenden Gipfelwarten der jüngste. Dieses Jahr beging der Turm am 14. August den 120. Einweihungstag.

Doch zunächst etwas zur Grundsteinlegung. Am 20. März 1898 war aus der Zeitung zu entnehmen: „Auf dem Schwedenstein wird der Bau eines Thurmes in diesem Frühjahr unternommen werden. In Pulsnitz und Umgebung sind dazu ansehnliche Mittel gezeichnet worden, doch hofft auf noch weitere Beiträge. Der Pulsnitzer Gebirgsverein gibt dazu Schuldscheine a 10 Mark aus.“ Und im Mai war zu erfahren: „Auf dem Schwedenstein wurde am Mittwoch, dem 18. Mai, zu dem vom Pulsnitzer Gebirgs- und Verschönerungsverein unternommenen Thurmbau der Grundstein gelegt. Die Stadtkapelle leitet den Akt mit einem Choral ein, worauf Herr Stadtrath Borkhardt in einer Ansprache den Zweck des Thurmbaues darlegte. Alsdann legte der Vereinsvorstand Herr Felix Herberg unter dem Motto: ,Fördere den Fremdenverkehr‘ die von Herrn Kupferschmiedemeister Edwin Hofmann gestiftete, die Urkunde enthaltende Hülse in den Grundstein. Während der Vermauerung desselben spielte die Kapelle die Cantate: ,Dies ist der Tag des Herrn!‘ Ein Kanonenschlag zeigte die Beendigung der Feier an.“

Heute, wo so viel über Tourismus gesprochen wird, fehlt es oftmals an Ideen aber auch einer Gemeinsamkeit zwischen den einzelnen Gebieten sowie Ideen mit weniger ausgeprägten Konkurrenzdenken. Vereinsvorstand Felix Herberg hatte eigentlich schon vor 120 Jahren die Bedeutung eines Turmbaus erkannt. Denkbar wäre heute zum Beispiel eine touristische Tourenvariante von der Landeskrone zum Kamenzer Hutberg. Dies könnte und müsste für mehrere Etappen ausgearbeitet werden.

Der Hausberg von Steina bei Pulsnitz ist der 420 Meter hohe Schwedenstein. Auf dem Schwedenstein gibt es neben dem Turm noch das Bergrestaurant „Schwedenstein“. Der 1898 errichtete Aussichtsturm auf dem Schwedenstein wurde 1991 auf 18 Meter erhöht. Der Schwedenstein ist umgeben von den Ortschaften Ohorn, Pulsnitz, Friedersdorf, Niedersteina, Gersdorf, Obersteina und Steina. Bischofswerda liegt etwa zehn Kilometer südöstlich vom Schwedenstein. Vom Aussichtsturm kann man bei guten Sichtverhältnissen das Lausitzer Bergland, das Ost-Erzgebirge und Böhmen, zum Beispiel auch den Schluckenauer Zipfel, auch als böhmische Niederlande bezeichnet, sowie das Iser- und Riesengebirge erblicken.

Von einer Informationstafel ist zu erfahren, dass der Schwedenstein bis Mitte des 19. Jahrhundert noch Gickelsberg hieß, wie heute noch ein Ortsteil von Ohorn. Auf Grund einer Gedenkfeier 1832 zum 200-jährigen Todestag des Schwedenkönigs Gustav Adolf, bürgerte sich dann der Name Schwedenstein ein. Im Jahr 1909 wurde ein regelmäßiger Gaststättenbetrieb eingerichtet. Seither ist der Schwedenstein ein sehr beliebter Aussichtspunkt der Westlausitz in Sachsen.