Von Frank Seibel
In acht Lebensjahrzehnten erlebt kaum jemand ausschließlich gute Zeiten. Für Hannelore Lauerwald stellte der politische Umbruch der Jahre 1989/90 eine schwierige Zäsur dar. Bis dahin war sie eine erfolgreiche Schriftstellerin, die auch Hörspiele und Drehbücher fürs Fernsehen geschrieben hat. Das änderte sich nun. Doch mit dem Verlust an Prominenz ging für Hannelore Lauerwald auch ein Gewinn an Freiheiten einher. Intensiver und effektiver als je zuvor konnte sie sich dem für sie wohl wichtigsten Thema widmen: der Geschichte des Görlitzer Kriegsgefangenenlagers Stalag VIII A und seines bekanntesten Häftlings, des französischen Komponisten Olivier Messiaen. Auf einmal konnte sie westliche Archive einsehen und nach Paris reisen. „In fremdem Land“ hieß ihr erstes Buch über das Stalag, das 1996 erschien. Ein Grundlagenwerk, das sie 2008 ergänzte um Schilderungen des Lager-Alltags: „Primum vivere – zuerst leben“. Fast nichts war zuvor über das Stalag und Messiaens Zeit in Görlitz bekannt gewesen. Zudem veröffentlichte Hannelore Lauerwald Werke über Minna Herzlieb und über Clara Schumann.