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Auf Scherzreise durch Deutschland

SZ-Autor Peter Ufer lüftete in Bautzen das Geheimnis des sächsischen Humors.

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Von Carmen Schumann

Wie ein ungeborenes Kind hat auch Peter Ufers neues Buch noch keinen Namen. Doch das Bautzener Publikum ist pfiffig. Nach der Lesung Anfang der Woche im Best-Western-Hotel schlug eine Zuhörerin vor: „Nennen Sie es doch: Das guckt sich weg!“ Dieser Spruch ist ein Zitat aus einer Geschichte, die der SZ-Autor zuvor gelesen hatte. Darin geht es um seine Nachbarin und um Handwerker. Vielleicht lässt sich Peter Ufer die Bautzener Titel-Idee ja nochmal durch den Kopf gehen. Auf alle Fälle waren die hiesigen Zuschauer ein sehr dankbares Publikum, das sich auch gerne als „Versuchskaninchen“ benutzen ließ. „Ich starte mit Ihnen nämlich ein Experiment“, hatte der Autor bereits am Beginn der Lesung aus seinem Buch-Manuskript angekündigt. „Ich gehe mit Ihnen auf eine Scherzreise durch Deutschland.“

Auf dieser Reise verglich Peter Ufer den Humor der Sachsen mit dem anderer Landstriche. Obwohl aus Sicht des Auslandes Deutschland ja angeblich eine völlig scherzfreie Zone sein soll, hat der Autor doch ganz spezifische Spielarten ausgemacht. Wobei sich Sachsen als „Epizentrum der deutschen Heiterkeit“ herauskristallisiert. Der bayerische Humor sei dem der Sachsen immer noch am nächsten. Kaum einen guten Faden lässt der Sachse Peter Ufer dagegen am „Flachland-Humor“ der Berliner. Der sei nämlich der komplette Gegenentwurf zum sächsischen. Den massenkompatiblen Humor beispielsweise eines Mario Barth oder einer Cindy aus Marzahn könne er nur mit Mühe ertragen. Peter Ufer rächte sich dafür mit einigen bösen Witzen über den Berliner Flughafen und hatte natürlich alle Lacher auf seiner Seite. So kündigte er an, dass der Flugplatz 2017 zunächst für Fußgänger und Radfahrer geöffnet wird.

Den Kölner Humor kennzeichnete Peter Ufer als „duldsam gegenüber menschlichen Schwächen“. In Hamburg dagegen sei der Witz nicht gefällig, aber Gefallen suchend. Am Nordlicht Otto Waalkes schätzt er, dass er die Schwächsten nie verletzt, sondern sich für sie einsetzt. „Otto veralbert Autoritäten, ohne selbst autoritär zu sein“, sagte Peter Ufer. – Nach der Pause kehrte der Autor dann wieder zu seinem Lieblingsthema, dem sächsischen Humor, zurück. Dabei würdigte er herausragende Vertreter dieser Spezies, wie die Klassiker Joachim Ringelnatz oder den eher weniger bekannten Hans Reimann. Der zeichnete sich dadurch aus, dass er Witze über den letzten sächsischen König Friedrich August sammelte. Peter Ufer lobte auch die jüngeren Vertreter aus der Zunft der sächsischen Witzbolde, wie Jürgen Hart, Bernd-Lutz-Lange, Gunter Böhnke und – natürlich – Tom Pauls. Für letzteren schreibt Peter Ufer einen Teil seiner Texte. Seit fünf Jahren arbeitet er zudem mit Tom Pauls in dessen Kleinkunstbühne in Pirna zusammen.

Mit der regulären Lesung gab sich das amüsierte Publikum nicht zufrieden. Deshalb präsentierte Peter Ufer als Zugabe unter anderem die brandneue Geschichte über seine Nachbarin „Wart’s ab!“.

Die nächste Veranstaltung aus der SZ-Reihe „Literatur live“ findet am 13. Dezember, 19.30 Uhr im Burgtheater statt. Tatjana Meissner präsentiert „Best of Comedy“. Karten gibt es im Vorverkauf im SZ-Treffpunkt für 19,50 Euro (mit SZ-Card 18,50 Euro). Abendkasse: 20 Euro.