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Aufregung um gefällte Bäume

Der Anblick am Damm zwischen Großem und Kleinem Ziegelteich in Niedergurig erschreckt manche Spaziergänger. Doch dahinter steht viel Geld.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Niedergurig. So viele Bäume – muss das wirklich sein? Diese Frage stellten sich in den vergangenen Wochen viele Spaziergänger und Einwohner von Niedergurig, die am Ziegelteich unterwegs waren. Auch den Gemeinderat Malschwitz beschäftigte das Thema. Allerdings noch in einem anderen Zusammenhang. Denn der Eigentümer der Flächen am Kleinen und Großen Ziegelteich in Niedergurig, Gerd Heutelbeck, ist auch Eigentümer von Flächen in der Nähe von Doberschütz, auf denen der Spreeradweg entlangführt – oder besser führte.

Karsten Bergner versteht die Aufregung nicht. Bergner ist für die Forstflächen an den Teichen in den Malschwitzer Ortsteilen im Auftrag des Eigentümers zuständig. Weil er das auch schon im Erzgebirge macht, wo Heutelbeck ebenfalls Flächen besitzt, bekam er den Auftrag auch für die Gebiete in Malschwitz. Und dass dort Bäume gefällt wurden, hat einen bestimmten Grund. „Der Eigentümer will in diesem Jahr die Teiche entschlammen und die Teichdämme sanieren. Und dafür brauchen wir an manchen Stellen Baufreiheit“, sagt Karsten Bergner. An den Dämmen im Uferbereich der flachen Karpfenteiche haben vor allem die Bisamratten gegraben, so dass diese undicht sind. Außerdem ist dort seit 30 Jahren nichts passiert, sagt Bergner.

„Martialischer Eindruck“

Da kann er sich schon vorstellen, dass der Anblick der gefällten Bäume auf manchen „einen martialischen Eindruck“ mache. Und da die Teiche verpachtet sind, ist auch der Pächter froh, dass dort bald alles in Ordnung gebracht werden soll. – Als Karsten Bergner hörte, dass sich Bürger über die Fällungen aufgeregt haben, hat er sich einen Kollegen der Unteren Naturschutzbehörde zur Begutachtung geholt. Denn in dieser Behörde liegt der landschaftspflegerische Begleitplan. Das bestätigt auch das Landratsamt. „Auf Basis einer vorgelegten Planung Anfang 2017 gab es mit der Naturschutzbehörde eine Abstimmung. Leider entspricht das vorgefundene Ergebnis nicht vollends dieser Abstimmung. Dazu werden wir das Gespräch mit dem Bewirtschafter suchen“, sagt Landkreis-Sprecher Peter Stange. Was das jetzt bedeutet, erklärte er nicht, da es dieses Gespräch eben noch nicht gab. Karsten Bergner ist verwundert. Ihm wurde nach der Begutachtung gesagt, es sei alles in Ordnung. Schließlich habe er immer auf die Hinweise und Forderungen des Landratsamtes geachtet. Zum Beispiel bleiben die am Rand aufgestapelten Äste bis Oktober liegen, um nicht Kleintiere, die sich darin jetzt vielleicht angesiedelt haben, mit zu zerschreddern. Außerdem wurden nur Bäume gefällt, die entweder bereits im Teich lagen, umzukippen drohten oder für die Entschlammung der Teiche und die Sanierung der Dämme im Wege standen. Höhlen- und Altbäume wurden nicht gefällt, denn, und das weiß natürlich auch Förster Bergner, Höhlenbäume bieten einer Vielzahl gefährdeter Tiere Fortpflanzungs- und Ruhestätten. Daher sind sie gesetzlich geschützt. Auch hier gab es einen Sachverständigen, der sich den Baumbestand angesehen und die Bäume gekennzeichnet hat, die stehenbleiben sollen. „Das kann sich jeder anschauen“, sagt Karsten Bergner. Die Kreuze an den Bäumen beweisen es. Auch an den Amphibienschutz sei gedacht worden, Gelegezonen werden möglichst erhalten.

Bescheid kam erst Ende Februar

Dass die Bäume außerhalb der eigentlich erlaubten Zeit, die zwischen Anfang Oktober und Ende Februar liegt, gefällt wurden, liegt an einer Ausnahmegenehmigung des Kreises. „Wir hatten im August 2017 einen Antrag auf Fällgenehmigung gestellt. Die Bescheide kamen Ende Februar“, sagt Karsten Bergner. Doch um die Sanierungsmaßnahmen in diesem Jahr zu beginnen, wurde dann die Ausnahmegenehmigung erteilt.

Die Bauarbeiten, sagt Bergner, werden eine „hohe siebenstellige Summe kosten“. Und es werden Betriebe aus der Region dort arbeiten. Deshalb versteht er nicht, warum einige Leute in der Gemeinde, und aus seiner Sicht auch der Malschwitzer Bürgermeister Matthias Seidel (CDU), dem Investor Steine in den Weg legen. „Es hätte mich jederzeit jemand anrufen können, auch von den Gemeinderäten“, sagt Karsten Bergner. So wie es kürzlich der Niederguriger Ortsvorsteher Siegfried Spank getan hat. Ihm habe er das Thema der Baumfällungen erklärt und angeboten, im Ortschaftsrat noch einmal über den Spreeradweg zu sprechen. Das soll noch im April geschehen. Gerd Heutelbeck und er hätten nämlich eigentlich nichts dagegen, wenn der Spreeradweg seine eigentliche Wegführung behält. „Es wird sich nirgends ein Schriftwechsel finden, der das Gegenteil beweist“, sagt Bergner. Doch dafür müsse eben auch die Gemeinde etwas tun und verstehen, dass der Teichwirt arbeitsfähig sein muss. Dafür müssen bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden. Gemeinderat Sebastian Fritze will nun versuchen, zur Zusammenkunft im Ortschaftsrat auch jemanden vom Landratsamt einzuladen, um alle Seiten zu hören.