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Aus der Schule geplaudert

50 Jahre nach der Grundschulentlassung trafen sich 20 ehemalige Schüler der einstigen Annenschule in Görlitz wieder. Aus Sachsen, Brandenburg, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Nordrheinwestfalen kamen sie angereist. Überraschungsgast war Christel Kotulla (geb. Nentwig) aus der Mädchenklasse. Organisiert hatten das Treffen Wolfgang Anders, Horst Navratiel, Siegfried Schulz und Siegfried Ziegert. Zwei Tage schauten sich die ehemaligen Achtklässler gemeinsam in Görlitz um und saßen gemütlich beisammen. Dabei wurde manches aus der einstigen Schulzeit in Erinnerung gerufen:

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Über Macken und Marotten der Lehrer wurde geplaudert: Der Mathelehrer bestellte die Schüler zum Nachhilfe-Unterricht auf die Hilgerstraße. Dort betrieb er nebenbei eine Seidenraupenzucht. Folgte ein Schüler nicht im Unterricht, so zog er ihn an den Haaren durchs Klassenzimmer mit den Worten: „Ging ein Mann durch Syrierland, ein Kamel am Halfterband.“ Der Russischlehrer hatte die Eigenart, unartigen Schülern die kurzen Haare an den Schläfen umzudrehen oder mit dem Bleistift an die Ohren zu schnipsen. Der Physiklehrer verschluckte beim Sprechen manchmal ganze Silben. Eine Aussage war: „Mathematik mangelhaft, sehr miese Leistung, verdammte Schweinerei, Zammfassung!“

Der Geschichtslehrer wurde Wirtschaftswurm oder auch Friedensfreund genannt. Seine Eigenart war ein seltsames Schnacksen mit den Fingern. Der Biologielehrer wurde Bobby genannt. Der Hobbyimker erzählte viel von seinen Bienen. Einige Sätze von ihm: Eh’ ich hier rausgehe, verwackle ich noch einen! Die Hummel brummt und die Biene summt!

Der Lehrer für Gegenwartskunde war bekannt als Schlüsselwerfer.

Der Klassenlehrer machte am Lehrertisch manchmal einen müden Eindruck. Wenn ein Schüler etwas vortragen musste, dann schloss er die Augen und sagte nur: „Ist richtig, ist richtig“, obwohl es meistens falsch war. Zu seinen „Unarten“ gehörte: Wer im Sport die Liegestütze nicht schaffte, den trat er auf die Finger. Wer am Reck den Feldaufschwung nicht konnte, der bekam einen Schlag auf den Hintern.

Der Zeichenlehrer war Kettenraucher. Über unsere Tuschezeichnungen goss er Wasser, um sie „ansehnlicher“ zu machen. Seine Lieblingsworte waren: „Schraffur, Struktur, Parallelperspektive“.

Den Geschichtslehrer nannten wir „Opa“. Er nervte uns mit seinem Steckenpferd. Das waren die „alten Griechen“. Sämtliche verfügbaren Tafeln schrieb er in kleiner Schrift voll, und wir mussten alles in unser Heft abschreiben. Einmal war „Opa“ stinksauer, weil ein Schüler, der an die Tafel musste, aus Versehen den Kreidekasten abgerissen hatte. Der Lehrer, in der Annahme die hohe Gasheizung stürzt um, wollte zu Hilfe eilen und kam zu Fall. Dabei verletzte er sich das Knie und seine goldene Uhrkette zerriss.

Der Deutschlehrer schweifte oft im Unterricht vom Thema ab. Natürlich nutzten wir das aus, und wir animierten ihn auch dazu. Seine Lieblingsthemen waren der Fußball und die Jagd. Beim Fußballspiel verrenkte er sich mal das Bein. Seine Reaktion darauf: „Ich riss die Knoche rum, und weiter ging’s.“

Auch Anekdoten wurden erzählt: Es versteckte sich ein Schüler während der Russischarbeit im Kartenteil des Schrankes. Zweimal öffnete sich die Tür. Geistesgegenwärtig sprang ein Schüler auf und drückte die Tür wieder zu. Der Musiklehrer hat herrliche Schülerkonzerte in der Stadthalle geleitet. Gegenüber den Schülern gebrauchte er Kraftausdrücke wie: „Du Ochse, du Kamel, du Hammel!“