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Außerhalb der Saison ist tote Hose am See

Der Bärwalder See soll zur ganzjährigen Urlaubsregion werden. Ein Strategiekonzept zeigt dafür Möglichkeiten auf.

Von Rolf Ullmann
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Noch ruht der winterliche Hafen in Klitten. Auch auf dem Rundweg um den See herrscht wenig Betrieb. Doch das soll sich in den nächsten Jahren ändern.
Noch ruht der winterliche Hafen in Klitten. Auch auf dem Rundweg um den See herrscht wenig Betrieb. Doch das soll sich in den nächsten Jahren ändern. © Foto: Rolf Ullmann

Bärwalde. Die Visionen von der Umwandlung eines ehemaligen Tagesbaus in eine Erlebnisregion sind am Bärwalder See, dem größten sächsischen Gewässer, in den vergangenen 15 Jahren bereits in großem Maße verwirklicht worden. Matthias Wedepohl, von der Projekt M GmbH bezeichnete diese Entwicklung daher im Verlauf der jüngsten Gemeinderatssitzung in Boxberg auch als eine Erfolgsgeschichte. „Diese war möglich, da hier immer sachorientiert entschieden wurde und keine kleinliche Kirchturmpolitik betrieben wurde“, sagte er eingangs der Vorstellung des „Strategiekonzepts Tourismus Bärwalder See 25“. Die bisherige Entwicklung des Tourismus am und rund um den See basiert auf dem bereits im Jahr 2004 erstellten Strukturkonzept „Landschaftspark Bärwalder See“.

Doch in den letzten Jahren hat sich die Situation im Lausitzer Seenland und damit natürlich auch an dessen östlichstem Gewässer verändert. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das Strukturkonzept an die neuen Bedingungen anzupassen und Handlungsansätze für die kommenden Jahre aufzuzeigen. Im vorliegenden Papier wird eine Bilanz des bisher Erreichten gezogen und zugleich nachdrücklich darauf hingewiesen, wo es noch Handlungsbedarf gibt, um den Bärwalder See noch attraktiver für die ganze Region zu gestalten.

Übernachtungszahlen gestiegen

Der Bärwalder See entwickelte sich insbesondere in den letzten Jahren zu einem touristischen Zentrum ersten Ranges im nördlichen Teil des Landkreises Görlitz. Die Zahl der Badelustigen an den drei Badestränden bei Boxberg, Klitten und Uhyst ist kontinuierlich gewachsen. Die „Wasserratten“ reisen dazu zunehmend aus benachbarten Kreisen sowie aus Tschechien und Polen an. Auch der durchgängig asphaltierte, 21 Kilometer lange Rundweg wird in der wärmeren Jahreszeit sowohl von Radfahrern und Skatern als auch von Wanderern intensiv genutzt. Die Zahl der Übernachtungen ist im Zeitraum von 2008 bis 2017 von 9 513 auf 28 202, also auf das rund Dreifache, gestiegen. Die Zahl der Gäste, die sich hier im Schnitt 3,4 Tage aufhalten, verdoppelte sich von rund 3 960 auf 8 400. Wenn man die Übernachtungszahlen am Senftenberger See mit seinen rund 250 000 Übernachtungen zum Vergleich heran- zieht, wird deutlich, wie viel Luft es nach oben auf diesem Gebiet noch gibt. Die beiden Campingplätze, das Sternencamp bei Boxberg mit seinen 104 Stellplätzen sowie die 36 Stellplätze im Marina Camp bei Klitten erfreuen sich in der wärmeren Jahreszeit zunehmender Beliebtheit und sind daher häufig komplett ausgelastet. Doch beide schließen ihre Pforten am Saisonende. Unterkünfte in Pensionen, Ferienwohnungen und -häusern finden die übernachtungswilligen Gäste nur in den anliegenden Orten, die vom See ein Stück entfernt sind. Ein Hotel, wie die „Insel der Sinne“ am Berzdorfer See vor den Toren von Görlitz, würde das touristische Angebot in der kühleren Jahreszeit gewiss bereichern.

Das gleiche Bild bietet sich, wenn man die Gastronomie am See unter die Lupe nimmt. In der Saison laden sowohl das Bistro am Leuchtturm im Hafen von Klitten als auch die Kombüse am Boxberger Strand tagsüber in der Saison zur Einkehr ein. Mehrere Imbisse, so Marios Strandimbiss am Badestrand Klitten, der Imbiss Seeperle sowie der Imbiss am Sternencamp bei Boxberg, sind beliebte Anlaufpunkte sowohl für die Badegäste als auf für alle, die auf dem Rundweg unterwegs sind. Auch die Nutzung des Bärwalder Sees als Wassersportmöglichkeit unterliegt derzeit noch einer zeitlichen Eingrenzung und ist nur vom 1. April bis zum 31. Oktober gestattet.

Fehlende Überdachung ist Nachteil

Das Theater im Ohr Boxberg stellt ein sogenanntes Alleinstellungsmerkmal für den Bärwalder See dar. Die hauptsächlich hier veranstalteten Aktivitäten der Transnaturale haben viel zur Steigerung des Bekanntheitsgrades des Sees beigetragen. Bei aller Originalität des Ohrs weist es aber einen großen Nachteil auf: die fehlende Überdachung. Damit birgt die Planung von Veranstaltungen ein großes Risiko in sich. Denn bei kühlem oder regnerischem Wetter stehen nur das Ausweichen auf die Ersatzvariante im Saal des Kulturhauses in Kringelsdorf oder eine generelle Absage zur Debatte. Auch hier zeigt das Beispiel der Seebühne am Senftenberger, dass eine bauliche Nachrüstung die notwendige Planungssicherheit schafft.

Zusammenfasend lässt sich feststellen, dass die bisherige vorrangige Entwicklung des Tagestourismus ausgesprochen positive Resultate zeitigt. Nun gilt es, diese auf das ganze Jahr auszudehnen.