SZ + Döbeln
Merken

Bäcker Hampel gibt auf

Die Bäckerei war in der Insolvenz weitergeführt worden. Aber jetzt ist auch der Meister abgesprungen.

Von Jens Hoyer
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ein Zettel hängt in der Tür der Bäckerei Hampel in Keuern. Seit Montag bleibt sie verschlossen. Bäckermeister Jörg-Michael Hampel hat aufgehört. Damit musste der Insolvenzverwalter auch die Produktion einstellen und die Geschäfte schließen.
Ein Zettel hängt in der Tür der Bäckerei Hampel in Keuern. Seit Montag bleibt sie verschlossen. Bäckermeister Jörg-Michael Hampel hat aufgehört. Damit musste der Insolvenzverwalter auch die Produktion einstellen und die Geschäfte schließen. © Dietmar Thomas

Döbeln. Nichts hat darauf hingedeutet. Als die Kunden der Bäckerei Hampel in Keuern Anfang der Woche Brötchen holen wollen, stehen sie vor verschlossener Tür. Auf einem Zettel bedankt sich der Bäckermeister bei seinen treuen Kunden. Wieder hat ein Bäcker seine Backstube zugeschlossen. 

Jörg-Michael Hampel wollte eigentlich gar nicht darüber reden, sagte dann aber doch etwas zu den Gründen. „Es ging nicht mehr. Ich war alleine in der Backstube. Man findet keine Leute. 16 Stunden, sechs Tage die Woche, da geht alles den Bach runter.“ Wie Hampel sagte, will er als Angestellter in seinem Beruf weiterarbeiten. Er hatte die Bäckerei in dritter Generation von seinem Vater übernommen. Sie war seit 1962 im Familienbesitz. Am Sonntag sei noch die Filiale in Sörmitz geöffnet gewesen, sagte Hampel. „Wir haben keinen enttäuscht und bis zum Schluss geliefert.“

Der Personalmangel ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit. Schon vor zwei Jahren war der Bäckermeister mit seinem Betrieb in finanzielle Schwierigkeiten geraten und musste Insolvenz anmelden. Eine mit einem Partner eigens gegründete Gesellschaft Bäckerei Produktions-, Handels- und Vertriebsgesellschaft Hampel UG führte die Geschäfte seitdem fort. Im August dieses Jahres musste Hampel als Geschäftsführer auch mit dieser Gesellschaft Insolvenz anmelden.

Dr. Dirk Herzig von der Kanzlei Schultze & Braun wurde vom Amtsgericht Chemnitz zunächst zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Am 1. Oktober ist das reguläre Insolvenzverfahren eröffnet worden. Viel ist dabei nicht zu holen: Der Verwalter hat gleich zu Beginn Masseunzulänglichkeit angezeigt.

Der Insolvenzverwalter hatte den Geschäftsbetrieb sowohl im Haupthaus in Keuern als auch in der Filiale in Sörmitz während des vorläufigen Insolvenzverfahrens fortgeführt. „Mehrere Ereignisse haben mich jedoch letztendlich gezwungen, den Geschäftsbetrieb mit Insolvenzeröffnung einzustellen“, sagte Herzig. Mit Ausschlag gebend sei dabei gewesen, dass sowohl der Geschäftsführer als auch der Mitgesellschafter für eine Fortführung des Betriebs nicht zur Verfügung standen. „Daher war die Entscheidung leider alternativlos, auch wenn mir der Schritt nicht leicht gefallen war“, sagte der Insolvenzverwalter.

Er habe die Mitarbeiter persönlich über die Schließung und die Hintergründe informiert. „Die Mitarbeiter haben die Beweggründe dafür verstanden und können sie nachvollziehen. Sie unterstützen mich derzeit bei den notwendigen Abwicklungsmaßnahmen.“ Herzig versprach den Mitarbeitern, dass er alles tun wird, um die Auszahlung ihrer Löhne und Gehälter über die Agentur für Arbeit schnellstmöglich sicherzustellen.

Viele handwerkliche Bäckereien sind in Döbeln nicht mehr übrig geblieben. Auch Erntebrot mit 35 Filialen und 180 Mitarbeitern ist mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zum zweiten Mal in einem Insolvenzverfahren. In diesem Fall wird ein Investor oder Käufer für das Unternehmen gesucht.