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Bald wieder alles dicht am Niezel-Kraftwerk

Das Aquädukt in Lohmen hat über die Zeit sehr gelitten. Der Betreiber wartet auf Geld.

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Von Carina Brestrich

Die Wesenitz ist für Lohmen Fluch und Segen zugleich. Brachte der Fluss der Gemeinde in der jüngeren Geschichte vor allem durch die Hochwasser eher Probleme, war die Kraft der rauschenden Wesenitz in der Historie ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor für den Ort. Ein Überbleibsel aus diesen Zeiten ist das ganz versteckt im Niezelgrund liegende Wasserkraftwerk. Half die Wesenitz dort einst der Firma „Weber und Niezel“ bei der Herstellung von Pappe, erzeugt das Kraftwerk seit dem Jahr 2000 Strom.

Betreiber Wolfgang Daniels hat mit der Anlage allerdings nicht immer Glück. Gerade in den vergangenen Jahren hat das Bauwerk stark gelitten. Zunächst hatte Eisgang im Winter 2012 dem Obergraben stark zugesetzt. Auf einem Aquädukt gelagert, befördert der Graben das Wasser von der Wesenitz in das Wasserkraftwerk. Damals aber war es nicht rechtzeitig abgelassen worden: „Die Eisschollen haben an einigen Stellen die Gummischicht im Obergraben zerstört“, erklärt der promovierte Physiker. Die Folge: Feuchtigkeit drang in die Rundbögen ein. Das Hochwasser 2013 verschlimmerte die Lage schließlich noch. „Damals schwappte das Wasser nur so über den Obergraben“, erinnert sich Daniels. Darunter litt das Mauerwerk der Rundbögen: Risse bildeten sich, Teile bröckelten heraus, landeten auf dem Wanderweg, der unter den Rundbögen entlang führt.

Eine Gefahr, wie ein früherer Mitarbeiter einst behauptete, sei der Obergraben bei all den Schäden aber nicht. „Das belegen eindeutig mehrere Bohrungen, die zur Standfestigkeit gemacht worden sind“, erklärt Wolfgang Daniels. Auch Vorwürfe, die Anlage würde vernachlässigt, will er nicht gelten lassen. Stattdessen verweist der Dresdner auf die andauernden Querelen um den Fördermittelantrag über 180 000 Euro zur Sanierung des Denkmals. Nachdem der schon einmal abgelehnt worden war, liegt er inzwischen beim Gericht. Dieses müsse jetzt einige Zuständigkeitsfragen klären, sagt Daniels.

Arbeit als Familienurlaub

Doch auch wenn bisher noch kein Fördergeld in Sicht ist – länger warten will Wolfgang Daniels inzwischen nicht mehr. Stattdessen hat er jetzt, in Abstimmung mit der Wasserbehörde, mit einigen Sanierungsarbeiten begonnen. Dazu ist momentan das Wasser im Obergraben abgelassen. „Zusammen mit meiner Familie bessere ich die Schadstellen in der Gummischicht aus. Das ist jetzt quasi unsere Ferienbeschäftigung“, sagt der Pächter des Kraftwerks. Für die Bauarbeiter, die Daniels mit der Reparatur der Maueroberfläche beauftragt hat, ist es dagegen der gewöhnliche Job – an einem ungewöhnlichen Objekt. „Hier unten gibt es wenig Platz. Größere Maschinen etwa können hier nicht zum Einsatz kommen“, sagt Wolfgang Daniels.

Auf die Fördermittel bleibt Wolfgang Daniels trotz allem angewiesen. So etwa steht der Obergraben auf einem älteren Graben, der einst zugeschüttet wurde: „Beim Hochwasser ist auch dort Wasser eingedrungen“, erklärt Wolfgang Daniels. Auf seiner Liste hat Wolfgang Daniels außerdem den Untergraben, über den das Wasser wieder zurück in die Wesenitz geleitet wird. Dessen Böschung ist mit Sandsteinen befestigt. An denen nagte das Hochwasser ebenfalls: „Deshalb müssen wir auch hier über kurz oder lang etwas tun“, sagt Wolfgang Daniels.

Dass das nicht die letzten Reparaturen bleiben, dessen ist sich der Wasserwerk-Betreiber bewusst. „Ich schätze, aller 10 bis 15 Jahre werden größere Sanierungen nötig sein“, sagt er. Die jüngsten liegen 16 Jahre zurück. Damals wurde das Wasserwerk wieder gangbar gemacht, nachdem der Obergraben 40 Jahre lang leer geblieben war. Einen solchen Aufwand zu betreiben, davor scheut sich Wolfgang Daniels auch in Zukunft nicht. Für ihn ist das Wasserwerk zwar eine Geldquelle, aus der er momentan in erster Linie die Reparaturen zahlt. Vor allem aber ist es für den Chef einer Firma, die Windkraftanlagen plant und baut, eine Leidenschaft. „Ich bin nicht der Typ, der das hier so leicht aufgibt.“