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Bald wieder freie Fahrt auf der B 98

Der kaputte Asphalt im Ort ist nach vierwöchigen Bauarbeiten wieder in Schuss. Mancher sehnt jetzt sogar den Verkehr herbei.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Glaubitz. Es ist ein seltenes Bild an der Glaubitzer B 98. Nicht ein Lkw schiebt sich die Straße entlang, kein ein einziges Auto rauscht vorbei. Nur zwei mit Pilger Muschel-Emblem am Rucksack traben auf dem Fußweg ortseinwärts, schwitzend unter der Mittagssonne. Welche Ruhe eine Vollsperrung doch bewirken kann. Ginge es nach Anwohner Jörg Richter, dürfte es gern dabei bleiben. „Da bekommt man schon mal einen Vorgeschmack, wie es sein könnte, wenn die Ortsumgehung gebaut ist“, sagt der Bundesstraßen-Anlieger. Doch was Glaubitz da gerade erlebt, dürfte die sprichwörtliche Ruhe vorm Sturm sein: Denn die B 98-Fahrbahn im Ort ist fertig saniert – und der Verkehr wird sich schon bald wieder durchs Dorf wälzen.

Anwohner Frank Schirmer sieht das mit gemischten Gefühlen. Trotz der Bauarbeiten sei es „schön ruhig“ gewesen, da der Verkehr fehlte. Andererseits war „die Vollsperrung schon negativ. Das Geschäft lief nicht zufriedenstellend“, sagt Frank Schirmer, dessen Frau einen Minimarkt mit Poststelle gleich an der Bundesstraße betreibt. „Die Laufkundschaft hat gefehlt.“

Weniger Probleme mit dem Kundenverkehr hatte man beim benachbarten Caravan-Händler Skopp. Die Firma, die an der B 98 Wohnwagen und Wohnmobile verkauft und vermietet, habe keine geschäftlichen Einbußen durch die Straßensperrung verspürt, sagt Mitarbeiter Oliver Müller. „Wir haben die Leute vorher informiert, wie sie zu uns kommen.“ Nur bei der Öffnung der Quergasse in beide Fahrtrichtungen musste nachgeholfen werden, um eine Zufahrt zu gewährleisten. Die Sanierung der B 98 begrüße er, sagt Oliver Müller.

Ärger über Sünder

Das tut auch Horst Bennewitz, der an der Bundesstraße zu Hause ist. „Wenn ich eine gute Straße haben will, dann habe ich Verständnis, wenn gesperrt wird.“ Auf sein Grundstück sei er gut gekommen, weil gegenüber seiner Hofeinfahrt die Einmündung der Bahnhofstraße liegt. Auch die Oldtimer-Rallye des Glaubitzer Motorsportclubs am Wochenende habe problemlos die Bundesstraße in Glaubitz passieren können, erzählt Vereinschef Bennewitz.

Empört zeigt sich Bennewitz dagegen von den Verkehrssündern, die er beobachtet hat. „Wenn da ein Sperrschild steht, ist mir unverständlich, warum das umgangen wird.“ Oliver Müller berichtet auch von der „Ignoranz vieler“, die trotz Vollsperrung in die Baustelle eingefahren seien. Und auch Bauarbeiter Daniel Stockmann erzählt, dass es immer wieder Fahrer gegeben habe, die während der Bauphase durch den Ort wollten. „Am Anfang besonders polnische Laster“, so der Mitarbeiter der Wülknitzer Firma P+S, die den Straßenbau ausgeführt hat. Das Riesaer Polizeirevier hatte vergangene Woche bei einer einstündigen Kontrolle allein sieben Verstöße binnen einer Stunde geahndet und jeweils Bußgelder von 20 Euro kassiert.

Am Montagvormittag sind in Glaubitz keine kontrollierenden Polizisten zu sehen. Dafür aber einige Leute, die die noch immer gesperrte Baustelle durchqueren wollen. Die Fahrerin eines dunkelblauen Kombi verteidigt sich: „Ich will doch nur zum Minimarkt.“ Sie kommt aber nicht durch, weil Radlader und Pritschenwagen die ansonsten freie Zufahrt versperren. Also macht der blaue Kombi kehrt.

Von Dauer wird die „Idylle“ an der Glaubitzer B 98 nicht mehr sein: Laut Landesamt für Straßenbau und Verkehr soll die Bundesstraße am Mittwochnachmittag wieder für den Verkehr freigegeben werden. Etwa zehn bis 15 Jahre soll der neue Asphalt nun halten. Anwohner Jörg Richter ist optimistisch, dass bis dahin eine Ortsumgehung gebaut wird.