Bauchweh mit Folgen

Die Galle ist eines der Körperorgane, das es als nur Negativvergleich in den Sprachgebrauch geschafft hat – in Sprichwörtern wie „Gift und Galle spucken“ oder „Da kommt einem die Galle hoch“ spielt sie eine eher unrühmliche Rolle. Dabei ist die Gallenblase – so die korrekte Bezeichnung – durchaus empfindlich. Bilden sich im Organ Gallensteine, kann sich die Blase entzünden. Dann ist eine Operation unausweichlich. Derartige Behandlungen stehen auch an der Helios Weißeritztalklinik in Freital häufig auf dem OP-Plan. Assistenzärztin Ines Paternoga erklärt, wie die Behandlungen ablaufen.
Frau Paternoga, erklären Sie doch bitte einmal für alle, deren Biologieunterricht schon eine Weile zurück liegt, was es mit der Gallenblase auf sich hat.
Die Gallenblase ist ein birnenförmiges Hohlorgan, das im rechten Oberbauch unterhalb der Leber eingebettet und bis zu zehn Zentimeter groß ist. Sie dient als Reservoir für die Gallenflüssigkeit, die in der Leber gebildet wird. Das sind beim Erwachsenen bis zu 700 Milliliter täglich. Diese Gallenflüssigkeit wird in der Galle eingedickt und nach den Mahlzeiten in den Zwölffingerdarm abgegeben. Hier dient der Gallensaft der Aufspaltung der Fette.
Und was passiert, wenn Gallenblasenentzündungen entstehen?
Ursache für solche Entzündungen sind häufig Gallenblasensteine. Sie entstehen, wenn sich die Gallenflüssigkeit kristallisiert und in der Gallenblase oder in den Gallengängen sammelt. Das muss zunächst nicht einmal zu einem Problem werden – viele Menschen haben Gallenblasensteine und merken davon überhaupt nichts. Bei einem Viertel von ihnen führen die Steine jedoch irgendwann zu schmerzhaften Beschwerden.
Mit welchen Untersuchungsmethoden können sie solche Gallenblasensteine aufspüren und Entzündungen diagnostizieren?
Bei einer ausführlichen Untersuchung tasten wir den Bauch ab und analysieren im Labor das Blut. Vor allem die Ultraschalluntersuchung liefert uns wichtige Befunde. Mittels Ultraschall erkennen wir Gallensteine und Entzündungen, für den Patienten ist dies ein schonendes Verfahren. Ist die Gallenblase entzündet, muss sie in der Regel operativ entfernt werden. Manchmal stecken Gallensteine aber auch in den Gallengängen fest. Dann müssen diese zuerst mittels Spiegelung der Gallenwege beseitigt werden, um anschließend eine Gallenblasenoperation durchführen zu können.
Wie läuft solch eine Operation ab, worauf muss sich der Patient einstellen?
Operiert wird mittels sogenannter Knopflochchirurgie. Dafür sind drei kleine, bis zwei Zentimeter große Schnitte im Bereich der Bauchdecke notwendig. Durch diese Schnitte führen wir unsere Arbeitsinstrumente ein. Zuvor wird Kohlendioxid in die Bauchhöhle geleitet, um die Bauchdecke zu heben und notwendigen Platz für die Operation zu schaffen. Nach Abklemmen des Gallenganges und des zuführenden Blutgefäßes wird die Gallenblase aus der Leber herausgelöst und entfernt. Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt und dauert zwischen 45 und 60 Minuten. Anschließend kommen die Patienten in den Aufwachraum und später auf die Station.
Wie lange müssen die Patienten nach der Gallenblasen-OP noch in der Klinik bleiben?
Kommt es zu keinen Komplikationen, wie einer Blutung oder Absonderung von Gallenflüssigkeit in den Bauch, bleiben sie zwei bis drei Tage bei uns. Wegen des schonenden Operationsverfahrens mit kleinen Wunden kann sich der Patient zügig wieder normal bewegen. Lediglich auf das Heben und Tragen von Lasten über fünf Kilogramm sollte noch für ungefähr drei Wochen verzichtet werden. Dann ist die erste Wundheilung abgeschlossen. Auch der stufenweise Kostaufbau beginnt rasch nach der Operation. Dabei sollten fettige, blähende sowie scharfe Speisen vermieden werden. Zehn Tage nach der OP werden die Fäden gezogen, das übernimmt in der Regel der Hausarzt.
Und man kann sehr gut ohne Gallenblase leben?
Die Gallenblase ist kein überlebensnotwendiges Organ. Sie dient lediglich der Speicherung der Gallenflüssigkeit. Diese bleibt durch Bildung in der Leber auch nach einer Gallenblasenentfernung erhalten und kann nach einer Mahlzeit in den Zwölffingerdarm abgegeben werden. Lediglich auf opulente Mahlzeiten sollte man verzichten, da keine große Menge an Gallenflüssigkeit mehr auf einmal ausgeschüttet werden kann. Wo die Grenze liegt, ist individuell sehr verschieden, das muss jeder selbst für sich herausfinden. Die meisten Patienten berichten, auch nach der Entfernung der Gallenblase ohne größere Einschränkungen essen zu können.
Wie kann man denn verhindern, dass man solche Gallensteine überhaupt bekommt? Was hilft vorbeugend?
Das Risiko, Gallensteine zu entwickeln, nimmt ab dem 40. Lebensjahr zu. Frauen sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Männer. Genetische Veranlagung, Übergewicht durch falsche Ernährung sowie eine gestörte Entleerungsfunktion der Gallenblase sind ebenfalls Ursachen für die Bildung von Gallensteinen. Generell gilt es, auf eine ausgewogene Ernährung und ein ideales Körpergewicht zu achten. Mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt sind besser, als wenige große Portionen.
An der Weißeritztalklinik Freital hält Assistenzärztin Ines Paternoga zu dem Thema am 6. März einen Vortrag. Dieser findet im Foyer statt, Beginn ist 17 Uhr.
Für Informationen zwischendurch aufs Handy können Sie sich unter www.szlink.de/whatsapp-regio anmelden.